IN FLAMES, PAIN & SOILWORK im LKA Stuttgart, 27. Oktober 2002

SOILWORK, PAIN und IN FLAMES brachten das Stuttgarter LKA zum Kochen!

IN FLAMES sind, wie sich eigentlich rumgesprochen haben sollte, eine wirklich großartige Live-Band und haben mit „Reroute to Remain“ das Album rausgebracht, auf das ich seit „Whoracle“ warte: Von schnellen und aggressiven bis hin zu ruhigen Stücken ist alles drauf und schreit geradezu nach einer großen Bühne auf unter der es richtig brodelt. Sinnvollerweise wurden mit den schwedischen Death Metallern SOILWORK und Peter Tägtgrens Aerobic Metal-Kapelle (patentierter Rachendrachen-Ausdruck) PAIN zwei ideale Support Bands dazugenommen. Den Abend eröffneten:

SOILWORK

Mit schwäbischer Pünktlichkeit stürmten SOILWORK um exakt 20 Uhr die Bühne. Und auch sonst hatten sie es mit der Präzision, zumindest knallte „Follow the Hollow“ herrlich tight aus den Boxen, auch wenn anfangs der Mischer noch nicht so ganz bemerkt zu haben schien, dass die Band auch zwei Gitarristen mit an Bord hat. Doch in der Folge wurde auch dieses Manko behoben, so dass die

Schweden um Fronthüne (5 €uro in die „Ausgelutschte-Ausdrücke„-Kasse, ich weiß) Björn „Speed“ Strid sich dem erstaunlich agilen Publikum in bestechender Form präsentieren konnten. Da störte die etwas seltsame Bühnenanordnung – das Drumkit war von den Aufbauten des Headliners in die linke Ecke gedrängt worden – auch nicht mehr. Band und Publikum schienen sich gegenseitig aneinander

hochzupushen. Und so war es egal, ob SOILWORK mit „Millionflame“ einen älteren Song (mehr davon!!!) auspackten oder einem Natural Born Chaos-Tracks wie „As We Speak“ oder auch den Titeltrack um die Ohren hauten. Leider beherzigte die Band allerdings das schwäbische Sprichwort „Noo net huudla“ („Bloß nicht hetzen!“) nicht, sondern räumte die Bühne nach einer viel zu kurzen Spielzeit schon wieder… da ist schon mal ein derart hochwertiges Package auf Tour, dann will man das doch auch ausgiebig genießen. Dennoch ein wundervoll derber Einstieg in einen gelungenen Konzertabend. (Rachendrachen)

PAIN

Man kann von PAIN halten was man will. Doch wenn man die Band einmal live gesehen hat, wenn sie einen guten Tag hat, dann kann man vielleicht verstehen, warum PAIN mittlerweile viele, viele Fans haben. Tätgtren und die gestandenen Wikinger, die seine Begleitband bilden, hatten schlicht und ergreifend Spaß an ihrer Musik, Spaß an ihren Auftritt, Spaß am Publikum, das dem Irrwisch auf der Bühne von der ersten Sekunde an aus den Fingern fraß. „Only Them“ „Inject Paradise“, das BEATLES Cover „Eleanor Rigby“ vom aktuellen Album Nothing Remains The Same”, “On and On” und “End Of The Line” von Rebirth sowie“Dark Fields Of Pain” vom Debüt, bei jedem Song gab der Schwede alles.

Ich werde den Eindruck nicht los, dass sich Tägtgren mittlerweile mit PAIN und ohne HYPOCRISY-Gitarre wohler auf der Bühne fühlt. Dass sich das Publikum von soviel Energie animieren lies und für Stuttgarter Verhältnisse so richtig gut abging, ist eigentlich nicht verwunderlich. Den einfachen Stampfbeats, simplen Riffs und Widerhakenmelodien kann man sich kaum widersetzen, besonders nicht, wenn das ganze in entsprechender Lautstärke ins Publikum geblasen wird. „Just Hate Me“ erschien an diesem Abend ungewöhnlich intensiv – da schrie sich jemand förmlich die Verzweiflung von der Seele. PAIN mögen „Pop Musik“ machen, einfach und simpel. Doch auch mit einfacher und simpler Musik kann man sehr, sehr viel ausdrücken – wenn man nur will. PAIN wollen. (vampi)

IN FLAMES

Was habe ich mich auf dieses Konzert gefreut! Nach dem SOILWORK und PAIN gut vorgelegt hatten, lieferten IN FLAMES danach die totale Dröhung. Begonnen wurde mit einem ellenlangen Intro, das zur Abwechslung mal nicht aus den Austin Powers-Filmen entnommen war, aber dafür ein paar technische Probleme mit sich brachte. Seis drum, die fünf Schweden starteten gleich mit einem meiner Lieblingstracks, „Gyroscope“, und hämmerten sich tight, präzise und überaus eingespielt zunächst durch älteres Material wie „Clad in Shadows“ und „Episode 666“, bevor mit „Pinball Map“ und „System“ ein paar neuere Songs runtergerotzt wurden. Eine unglaublich Spielfreudige Band sprang da auf der Bühne rum und steckte das Stuttgarter Publikum an: Da wurde gebangt, gedivt und gemosht was das Zeug hielt. Die Temperaturen erreichten Zahlen, die Schweden normalerweise nur von Saunabesuchen im Nachbarland Finnland bekannt sein dürften. Natürlich kann man keinem Fan mit sechs Alben voller Hits recht machen, und im Großen und Ganzen war das Verhältnis zwischen alten und neuen Songs gut ausgewogen, doch vom absoluten Klassiker „The Jester Race“ hätte ich wenigstens „Artifacts of the Black Rain“ gerne gehört. Sei es drum, die wichtigsten Songs wurden dennoch gespielt. Geniale Stückes wie „Behind Space“, „Reroute to Remain“ „Food for the Gods“ und „Square Nothing“ waren ebenso kraftvoll wie die, meiner Meinung nach schwächeren Songs „Only for the Weak“ oder „Colony“. Nach einer viel zu kurzen Spielzeit von 90 Minuten räumte die beste schwedische Live-Band das Feld und hinterließ erschöpfte Fans und noch erschöpftere Musiker. Selbst wenn es aus unerfindlichen Gründen keine Zugabe zu hören gab, erspähte ich bei fast allen Besuchern ein leichtes Grinsen auf den Lippen und bei mir, noch Stunden später, ein wirklich breites. (Captain Chaos)

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