GEYERS: Röthenbach, Casa de la Trova, 5. Februar 2006

Ein Urgestein der Mittelalterszene ist DES GEYERS SCHWARZER HAUFEN. Als noch nicht jeder verkannte Hardrocker die Harfe blies, waren die Jungens schon unermüdlich unterwegs in authentischer MA-Mucke. Die GEYERS sind so etwas wie eine Nachfolgeband – und noch immer gut dabei.

Es ehrt die GEYERS, dass sie gleich nach dem ersten Song klarmachen, ihr lustvolles Spiel mit mittelalterlicher Musik auf historischen Instrumenten sei nur eine Interpretation derselben. Denn wie viele Mittelalterkapellen gaukeln einem vor, den originären Sound jener Epoche zu spielen?! Von der gibt es jedoch nun mal leider keine Tondokumente, so dass jegliche Rekonstruktionsversuche zwangsläufig immer nur eine mehr oder minder freie Neuauflage sein können. Soviel zum Theorieteil dieses launigen Abends im Casa de la Trova, einer supercharmanten Kleinkunstbühne in Wendelstein bei Nürnberg (www.latrova.de), wo das Quartett aus (wie sich im Gespräch an der Cuba-Bar nach dem Konzert herausstellt) Steinheim (home of vampster.com!) bereits zum zweiten Mal zu Gast war.

Seit den frühen 80er-Jahren, also lange vor dem momentanen Boom, spielen Thomas Roth, Albert Dannenmann und Jost Pogrzeba Mittelaltermusik, damals noch unter dem Namen DES GEYERS SCHWARZER HAUFEN. Aufgrund rechtlicher Querelen verkürzte die Truppe den Titel zur Jahrtausendwende, seither ist auch Gitarrist Georg Hesse mit an Bord, was der Truppe noch einmal einen mächtigen Kreativschub verpasst hat. So erklingt an diesem Abend nicht der allseits bekannte Reigen an einschlägigen Minne-Hits (vom Saltarello mal abgesehen), sondern manch unbekanntes Stück sowie frech-frivole Eigenkompositionen mit überlieferten Texten beziehungsweise nach historischer Inspiration.

Für einen kurzen Solo-Spot tritt jeder der vier Musiker kurz ins Rampenlicht. Jost Pogrzeba legt ein mitreißendes Percussion-Solo hin, Thomas Roth bringt gar Bachs Toccata auf der urigen Tastenfiedel. Spätestens hier schlägt der Zauber der unverstärkten Musik durch, hört man im intimen Rahmen des lauschigen Wohnzimmerclubs, wo es nicht mal ein Mikrofon für die Sänger braucht, die Finger die Holztasten schieben, die Instrumente arbeiten. Unmittelbarkeit pur – noch dichter dran am Geschehen geht gar nicht.

Für Sekunden werden DEEP PURPLE (die Band ist eng mit Ritchie Blackmore befreundet) und die ROLLING STONES zitiert, um schon im nächsten Moment mit einem Sammelsurium absonderlicher Instrumente eine Ballade über die alte Weisheit anzustimmen, dass man mehr trinken kann, wenn man vorher etwas gegessen hat. Prädikat kitsch- und klischeefrei. In diesem Sinne: Prost!

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