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END OF GREEN: Releaseparty mit Mirror of Deception

Releaseparty zu "Songs for a Dying World" am 09. März 2002 in der Röhre Stuttgart.

MIRROR OF DECEPTION traten auch an diesem Abend wieder einmal in Viererbesetzung auf. An diese Optik hat man sich inzwischen ja auch schon fast gewöhnt und genauso auch an die Tatsache, dass Gitarrist Siffi inzwischen die gesamten Gesangsparts übernommen hat.

Die Performance des Abends regierte insgesamt leider nicht ganz so, wie noch vor einigen Wochen beim Gig in der Rockfabrik in Ludwigsburg und dennoch wussten die vier Jungs zu begeistern. Was man da auf der Bühne stehen sieht, das ist eine Doom-Band in ihrer reinsten Form, die durch Ausstrahlung, Ehrlichkeit, gute Songs und eine ganz eigene Art überzeugt. Man merkt einfach, dass diese Truppe über Jahre zusammengewachsen ist und von dem überzeugt ist, was sie macht.

Die Setlist sah an diesem Abend ähnlich aus, wie in der Rockfabrik. Mit Sole ging´s los (unterlegt mit dem Trailer zum Doom-Splatter-Spektakel I am Vengeance) und es folgte wieder einmal ein Best-Of-Programm, das sich gewaschen hatte. Veil of Lead wurde erneut in einer richtig geil langsamen Version gespielt, Weiß trieb dem Publikum die Tränen in die Augen, Leaves und Mirrorsoil sind eine sichere Bank und die Chants von Asylum gingen durch Mark und Bein. Und auch der neue Song Distant fand wieder seinen Weg in den Set und nach dem zweiten Hören lasse ich mich schon jetzt darauf ein, von einem absoluten Hammersong zu reden. Besonders der deutsch gesprochene Teil am Ende des Liedes kam in der Röhre so richtig atmosphärisch rüber.

Leichte Abstriche mussten aber leider gerade beim Gesang gemacht werden. Ein paar Ausrutscher musste Siffi schon verzeichnen, was sich leider gerade beim grandiosen Refrain von Distant bemerkbar machte. Doch diese kleinen Fehler störten die Fans nicht wirklich, weshalb nach dem ruhigen Float auch lauthals eine Zugabe gefordert wurde (danke übrigens auch für den Doomer-Witz des Abends: Wie sieht´s aus? Geht noch eins? Ja, ein schnelles.. – ohne Worte >g< ). Und diese gab es auch in Form eines zweiten neuen Songs, der derzeit noch keinen Titel hat und bei jedem Gig den Namen wechselt. In der Röhre entschied sich Schlagzeuger Gunnar jedenfalls für Rattenharz, was dann auch so von Siffi angekündigt wurde. Im Gegensatz zu Distant wollte dieser Song aber zunächst gar nicht so richtig ins Ohr, weshalb ich mich momentan lieber mal mit einem Urteil zurückhalten möchte. Das vertrackte Riff zu Beginn des Songs kommt jedenfalls schon mal sehr heavy rüber und da der Track derzeit noch in einer absoluten Rohfassung existiert, kann man gespannt sein, was MIRROR OF DECEPTION aus dem Teil noch rausholen. (Fierce)
Ähnlich wie MIRROR OF DECEPTION steht auch bei END OF GREEN live die Musik

ganz weit im Vordergrund, unterstützt von einer soliden Performance und der

jeden in ihren Bann ziehenden Ausstrahlung von Frontmann Michael Huber. Der

Sänger/Gitarrist mit der extravaganten Frisur und der markanten, durch und durch gehenden Stimme steht auch on stage im Mittelpunkt, was nichts mit einem Egotrip zu tun hat, sondern in der exponierten Stellung seines Gesanges in der Musik und dem ihm eigenen Charisma begründet liegt. Und während er am Bühnenrand sich durch seine Grabgesänge leidet, sorgt der Rest der Band für ordentlich Bewegung im Hintergrund. So auch an diesem Abend, an dem END OF GREEN ihren superben Drittling Songs For A Dying World präsentierten.

Von diesem Album kamen auch so gut wie alle Songs zum Einsatz, wobei die

intensivsten Momente sicherlich beim leider gegen Ende von einem Freund der Band gesanglich leicht verunstalteten Doommonster I Hate zu erleben waren.

Die Röhre – eine ausgemusterte, unvollständige Tunnelbaustelle – stellte mit ihrer tristen, abgetakelten Einrichtung den richtigen Schauplatz für das Erwecken derart negativer Stimmungen, wie sie END OF GREEN so unübertroffen zu erschaffen verstehen, dar an diesem Abend. Selbsthass, Trauer, Wut, Schmerz, Frustration, Depression – in der sterbenden musikalischen Welt der Göppinger gibt es kein Licht am Ende des Tunnels, sondern nur den in Death In Veins besungenen Suizid, nachdem man zuvor die Sinnlosigkeit des Lebens mit Rauschmitteln zu betäuben versucht hat. END OF GREEN sind allerdings live wie auf Platte meilenweit von den Jammerlappen im Rüschenhemdchen entfernt, denn sie begegnen all den negativen Erlebnissen, die sich im Leben eines jeden ansammeln, aufrecht und trotzig. Statt larmoyant dem Pathos zu frönen, schauen sie bitter und doch entschlossen der Realität in die kalte Fratze. Und auch ältere Songs wie Infinity reihten sich nahtlos in die Parade finster glühender Songperlen ein. Nach fast zwei Stunden erst wurde das Konzert seinem Ende

zugeführt, als Michael Huber bei Fallen Angel schwarz vor Augen wurde und er kurz backstage musste, um wieder auf den Damm zu kommen. Kein Wunder angesichts der intensiven, absolut sicheren Gesangsperformance dieses Ausnahmesängers! Doch noch während seine Band sich für das abrupte Ende entschuldigte, kam er schon wieder zurück auf die Bretter, um mit der die besorgten Zuschauer etwas verunsichernden Ansage, dass man, wenn einem schwarz vor Augen werden würde, Taxi fahren solle, in die Zugabe einzusteigen. Ein beeindruckender Schluss eines beeindruckenden Konzerts. Jetzt kann man nur hoffen, dass TYPE O NEGATIVE bald ein neues Album rausbringen und eine passende Supportband suchen…

(Rachendrachen)

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