Zwei Dinge fallen an diesem kauzigen Konzertabend auf: Die Ausführenden haben alle Zeit der Welt, und man hat nicht das Gefühl, dass sie etwas verkaufen wollen. Müssen sie auch nicht. Für einen, der Kapellen wie Amon Düll II gerade noch aus dem Rocklexikon kennt (das Presseinfo zur Minitour datiert das letzte Album auf 1981), mag sich das, was die fünf Herren und ihre Frontfrau da auf der Bühne treiben, nicht wirklich erschließen. Ist das nun genial oder verrückt? Progressiv, schrullig oder einfach nur schrecklich antiquiert? Eigentlich einerlei bei einer Formation, die sich noch in den 60er Jahren anschickte, alles ein wenig anders zu machen als die übermächtigen angloamerikanischen Vorbilder. Und da sie nicht gestorben sind, tun sie das noch heute.
Längst jenseits von gut und böse, musiziert die ehemalige Münchner Musikkommune auch Jahrzehnte später noch immer in ihrem ureigenen Universum. Einmal Underground, immer Underground. Amon Düll lassen sich von nichts und niemandem beirren. Nix Breitwandsound, keine glatten schmeichelnden Ohrwurm-Melodien, dafür geht es in einem Lied schon mal eben kurz um die Welt und wieder zurück. Mit allen nur denkbaren Instrumenten und – natürlich – dem alte Traum von Revolution, die Welt zu verändern…
Zumindest das klappt an diesem Abend im verrauchten Nürnberger Hirsch mal wieder nicht. Ist ja aber auch schon spät – ein andermal gerne. Mit staubigem Charme, verschrobenem Hippie-Humor und knorriger, unerschütterlicher Spielfreude sind die wiedererstarkten Krautrocker in Originalbesetzung dennoch schnell auf du und du mit ihrem übersichtlichen Publikum. „Wir sind alt geworden, weißt Du“, duzt Renaute Knaup-Krötenschwanz die Besucher frontal. Sound ist hier Lebensgefühl, die Mahnung der Musiker gleichzeitig Motto des Abends: „Sterbt uns bloß nicht weg!“. Fossile wie Amon Düll II stehen unter Artenschutz. Und das ist gut so.