ZHORN: Doppelte Herzangelegenheit

Bei "Zero Poems" waren sie alle noch zusammen – Markus Ulrich, Stefan Zoerner, Kai Schindelar, Jürgen Schrank und Produzent Andy Horn. Einige Zeit nach dem Release trennten sich allerdings die Wege der Musiker und während sich das Team Ulrich/Schindelar/Schrank mit Richard Seibel und Tobias Althammer verstärkten um mit "The Art Effect" für Aufsehen in der Metalszene zu sorgen, taten sich der "ehemalige" Produzent und der "ehemalige" Sänger zusammen, um fast zeitgleich mit den alten Bandkollegen ein Album zu veröffentlichen, das objektive betrachtet näher an "Zero Poems" dran ist, als das neue Album von LANFEAR. Komponist, Multiinstrumentalist und Produzent Andy Horn sollte uns also etwas Licht in die ganze Sache bringen….

Bei Zero Poems waren sie alle noch zusammen – Markus Ullrich, Stefan Zoerner, Kai Schindelar, Jürgen Schrank und Produzent Andy Horn. Einige Zeit nach dem Release trennten sich allerdings ihre Wege und während sich das Team Ullrich/Schindelar/Schrank mit Richard Seibel und Tobias Althammer verstärkten, um mit The Art Effect für Aufsehen in der Metalszene zu sorgen, taten sich der ehemalige Produzent und der ehemalige Sänger zusammen, um fast zeitgleich mit den alten Bandkollegen ein Album zu veröffentlichen, das objektiv betrachtet näher an Zero Poems dran ist, als das aktuelle Album von LANFEAR. Komponist, Multiinstrumentalist und Produzent Andy Horn sollte uns also etwas Licht in die ganze Sache bringen….

Es ist ja eigentlich schon ´ne witzige Sache, dass das neue LANFEAR-Album und Z comes first recht zeitnah veröffentlicht werden, darüber sollten wir uns mal genauer unterhalten…

Ja, also eigentlich war geplant, dass unsere CD etwas früher erscheint, aber es gab da noch einige geschäftliche Details zu klären. Wir wussten z.B. nicht genau, ob das Album jetzt über mein Label oder doch extern veröffentlicht werden soll. Schließlich habe ich mich für eine Kooperation mit Generation Records entschlossen, dadurch hat sich der Release eben um einige Monate verzögert.

Wann entstand denn überhaupt die Idee, dass ihr beide etwas gemeinsam machen wollt. Recht früh nach der Trennung oder eher im Laufe der Zeit?

Die Zusammenarbeit zwischen uns war ja eigentlich schon während den Aufnahmen der ersten LANFEAR-Platte Towers entstanden. Damals hab ich im (inzwischen nicht mehr existierenden) Audicom-Studio in Heilbronn gearbeitet, das die Band für diese Produktion gemietet hatte. Bei der Zero Poems hat sich diese Zusammenarbeit dann intensiviert. Viele Songideen waren damals noch nicht ausgearbeitet, es gab etliche 4-Spur-Tapes, mit verschiedenen Fragmenten, bei denen da noch eine Bridge und dort noch ein Instrumental-Teil etc. zu ergänzen waren. So richtig klassische Produzentenarbeit halt, mit viel Arrangieren und teilweise auch zusätzlichem Songwriting. Da gabs z.B. diesen witzigen Instrumentaltrack im Stil von Mike Oldfield To sear the flood, bei dem der Markus einfach nur 5 oder 6 Gitarrenspuren zum Clicktrack eingespielt hatte und ich dann das ganze Drumherum gebastelt habe. Sowas macht mir sehr viel Spaß und hat natürlich auch den Stil der Platte mitgeprägt. Stefan war ja Hauptsongwriter und zugleich auch Sänger des Albums, somit war die Zusammenarbeit mit ihm logischerweise am intensivsten und wir haben recht schnell entdeckt, dass wir auf einer Wellenlänge liegen.

LANFEAR haben dich zur Zeit von Zero Poems ja auch quasi als fünftes Bandmitglied gesehen und von daher scheint es geradezu offensichtlich, dass es zwischen den beiden Alben gewisse Ähnlichkeiten und Verbindungen geben muss…

Ja, der Stefan hat bei der Zero Poems sehr viele Ideen eingebracht und in der Rolle als Keyboarder und Sänger natürlich vielen Songs seinen Stempel aufgedrückt. Diese Eigenschaften setzen sich nun bei Z comes first fort. Die neue LANFEAR ist ja auch um einiges gitarrenorientierter und härter geworden, weil jetzt der Ulle mehr zum Zug kommt und zeigen kann, was für ein aussergewöhnlicher Gitarrist er ist. Während die Jungs dadurch etwas mehr in die straighte Metal-Richtung abgedriftet sind, haben wir vielleicht mehr von der Zero Poems übernommen.

In meinem Review ist zu lesen, Was für den Power-Metal-FanThe Art Effect, ist für den Proggie Z comes first – eine Aussage, die für dich in Ordnung geht?

Doch, das könnte ich schon unterschreiben, wobei ich das gerne noch mit für den Classic Rock-Fan ergänzen würde. Das hat sich auch bei den Reaktionen auf unser 5-Track-Demo herauskristallisiert. Viele Leute meinten, dass dies Musik ist, die ihre Wurzeln in den 70ern und 80ern hat und die viele Leute unter Classic Rock einordnen – wie KANSAS oder SAGA. Diese klassischen Rock-Sachen eben, von alten Genesis bis hin zu URIAH HEEP. Von daher denke ich, ist unsere Musik eine Schnittmenge aus Prog und Classic Rock, wobei einige Leute auch solche Singer-Songwriter-Geschichten rausgehört haben. Hört man sich den letzten Song unserer Scheibe an, kann man dem zustimmen, ich selbst höre diese Musik auch ab und zu sehr gerne.

…womit wir bei der Zusammenarbeit mit der französischen Künstlerin Teradélie wären…

Ja, also Teradélie macht im Grunde genommen eine ganz andere Art von Sound. Ich weiß nicht, hast du mal was von ihr gehört?

Ich hab mir aufgrund eurer CD mal die MP3s auf ihrer Homepage runter geladen…

Sie geht ziemlich elektronisch und experimentell an ihre Sachen ran, als grobe Richtung würde ich mal sagen: Kate Bush meets Anne Clark
oder so. Ich habe sie kennen gelernt, als ich ihr letztes Album gemischt habe. Ihre Musik ist etwas für Leute, die glauben, sie haben schon alles gehört (lacht) auf alle Fälle aber hat sie eine aussergewöhnliche Stimme. Im August werde ich übrigens ihr nächstes Album mischen und mastern, das wird bestimmt wieder spannend.

Es ist witzig, dass ich eigentlich zum ersten Mal bei der Zero Poems mit deinem Namen konfrontiert wurde, inzwischen hab ich aber mal gelesen, für wen du schon alles gearbeitet hast. Da sind ja Namen dabei wie KING DIAMOND u. ä., wovon ich nie was mitbekommen hab…

Also gerade bei KING DIAMOND muss ich sagen, dass ich da nur ein Album gemastert habe. Er war ja mal bei Massacre (inzwischen wieder) und für die erledige ich des öfteren mal einen Mastering-Auftrag.

Die neue LANFEAR hast du ja auch gemastert….

Die LANFEAR hab ich gemastert, ja richtig – was übrigens Spaß gemacht hat – ist ne tolle Scheibe geworden und war von vornherein eine fette Produktion. Oder auch die neue ROB ROCK, die jetzt erscheint. Durch so was hat man eben recht schnell diese Referenzen beisammen. Ansonsten ist es so, dass ich z.B. die letzte Scheibe von ANGUISH tatsächlich produziert habe. Ich hab jetzt momentan auch wieder eine Sache mit TOXIC SMILE, einer sehr interessanten Band aus dem Osten Deutschlands, die hier eigentlich relativ unbekannt sind, aber mit ihrem ersten Album in Korea bereits einen Majordeal bei BMG hatten. Deren Musik geht ich die Richtung Symphony X, VANDEN PLAS oder DREAM THEATER Das sind ganz hervorragende Musiker und sympathisch noch dazu.

Und dann hast du aber tatsächlich auch mal gemeinsam mit Ralf Sheepers in einer Band gespielt?

Doch tatsächlich, ja. Das ist schon 100 Jahre her (lacht), da war er noch bei TYRAN PACE, dieser Stuttgarter Combo und kurz davor beim Kai Hansen einzusteigen. Ja, da hatten wir ein Studio-Projekt und ein paar mal waren wir auch im Proberaum zu Gange. Aus dieser Zeit gibt es eine witzige Anekdote. Bei den Studiosessions hatten wir zum Schluss noch einige Chöre einzusingen – damals gab es noch nicht diese unendlich vielen Digital-Spuren und Ralf und ich mussten zusammen auf den letzten freien Track aufnehmen. Also hab ich mich im Abstand von 10 cm vors Mikro gestellt und Ralf ca. 2 Meter dahinter, der hatte damals schon dieses Mörder-Volumen in der Stimme und so waren wir dann letzlich gleichlaut auf dem Tonband. Durch Zufall hab ich vor kurzem das alte Demotape wiedergefunden und muss sagen, das war wirklich nicht schlecht. Leider ist letztlich nichts draus geworden, es war damals die Zeit, als es mit dem Grunge richtig abging und sich für eher traditionellen Metal niemand mehr interessierte.

Okay, aber wieder zurück zum Album und ich hoffe ich nerv dich nicht damit, aber ich würd schon noch gern ein paar Fragen im Zusammenhang mit LANFEAR stellen…

Jaja klar, mach ruhig….

Wie alt sind denn nun eigentlich die Songideen zu eurem Album. Ich hab schon den Eindruck, dass da noch viele Elemente von Zero Poems vorhanden sind.

Nun, auch wenn es dich vielleicht überrascht, es ist tatsächlich alles neues Material. Es war nicht so, dass der Stefan gesagt hat, ich hab da noch ein paar alte Songs von 1998, lass uns daraus mal ein Album basteln, sondern es ist wirklich völlig neues Material. So wurde der Titel-Song Z z.B. erst ganz zum Schluss geschrieben und auch die Nummer White Blanket, die ganz am Anfang der Songwriting-Sessions stand ist definitiv kein Stück, bei dem es sich um altes LANFEAR-Material gehandelt hat. Insgesamt stammt auch mehr als die Hälfte des Albums aus meiner Feder, wobei aber sämtliche Texte von Stefan sind, diesbezüglich kann ich ihm nicht im geringsten das Wasser reichen. Auf den Demos sing ich erst die Melodien mit irgend einem Nonsense-Text dazu und er macht dann seine Lyrics drauf. Auch seine Ideen sind immer recht konkret, er produziert sie daheim auf einer Workstation vor und kommt damit dann zu mir ins Studio.
So entsteht dann nach und nach das komplette Material.

Würdest du sagen, dass die Aufgaben bei euch recht klar verteilt sind, oder fließt das doch irgendwann ineinander über?

Hmm….was heißt verteilt…also, im Stadium des Songwritings arbeitet schon jeder sehr selbstständig, wenn es dann ans Einspielen und die Endproduktion geht, hängt es zu 90 Prozent allein an mir. Sonst dürfte ich ja auch nicht aufs Album schreiben, das ich die Kiste produziert habe, oder? (lacht) Es ist halt eine andere Konstellation, als mit einer Band, bei der man z.B. sagt Schlagzeuger, überleg dir deinen Part, du, überleg dir deinen… Der Komponist muss hier schon einen weitgehend ausgearbeiteten Song mitbringen und dann geht es an den Feinschliff.

Wobei das natürlich auch wieder zu dem Problem führt, das ja eigentlich schon nach der Zero Poems bestand, dass die Jungs gesagt haben, dass live einfach ein separater Keyboarder her musste, da der Beffy das alles nicht mehr alleine bewältigen konnte…

Ja, man könnte das jetzt vereinfacht auf die Produktion schieben, doch hört man Stefans erste Demos zur Zero Poems an, dann gibt es darauf schon diese orchestralen und zum Teil bombastischen Arrangements, die live halt einen zusätzlichen Keyboarder erfordern. Er hat damals schon Songs geschrieben, die für die Band live einfach schwer interpretierbar waren. Wenn man es genau nimmt, waren bereits auf der Towers solche Sachen drauf, die live so nicht umsetzbar waren.

Ich denke aber – und ich glaube das kommt zu einem großen Teil auch von dir – dass es gerade die ZHORN-Scheibe auszeichnet, dass da sehr viel passiert, dass viele Feinheiten eingearbeitet sind, da mal ein Gitarrenteil, da mal ein Effekt….

Ja okay, das ist sicher etwas, das man von der Zero Poems her gewohnt ist. Als Produzent versucht man einfach, bestimmte Parts noch interessanter zu gestalten – das ist dann aber live nicht immer zwingend, sondern vielleicht eher reizvoll daheim auf dem Sofa und unterm Kopfhörer. So was gehört aber meines Erachtens, zumindest bei diesem Musikstil, zu einer guten Produktion dazu, hängt aber natürlich sehr stark vom Faktor Zeit ab. Ich denke, gute Ideen haben viele, aber wenn die Studiouhr läuft, dann sagt man halt auch mal, ach komm, eigentlich reicht jetzt die eine Gitarre und die Spur mit den Percussions, die sparen wir uns auch…. Aber es freut mich, wenn die Leute diese Kleinigkeiten zu schätzen wissen, dann hat sich die Mehrarbeit ja auch gelohnt.

Das ist dann so ein bisschen die Produzentenbefriedigung, oder?

(lacht) Jaa, ich denke das gehört halt zu dem Job, wie ich ihn verstehe, dazu und unterscheidet z.B. auch richtige Produktionen von Demoaufnahmen, bei denen man genau hört, dass da eine Songidee fixiert ist, man also weiß, um was es geht, der letzte Schliff dann aber noch fehlt.

Wobei die Rock´n´Roll-Seele tief in einem drin aber auch sagt ein guter Song braucht keine gute Produktion, sondern lebt von der Idee…

Ein guter Song ist ein guter Song – basta! … da geb ich dir vollkommen recht, doch hör dir auf der anderen Seite diese Produktionen aus den 80ern an, als die Leute noch Geld für die grossen Studios hatten und die teuren Produzenten hinter den Reglern saßen, die ja heute ihr Geld meist mit Pop-Platten verdienen. Da wirst du all diese Details hören, die ich meine, die einen Song am laufen halten, ihn dynamisch machen und auch nach dem 10mal noch interessant bleiben lassen. Bei uns sind viele Titel dabei, die allein auf dem Piano oder an der Akustik-Gitarre entstanden sind und so reduziert auch weiterhin funktionieren aber mit einer guten Produktion klingt es halt doch interessanter und fesselt einen mehr.

Was Arrangements angeht, hätte ich mir bei einigen Stellen – dem Chorus von Private Ghost z.B. – vorstellen können, dass ihr da auch noch so ausschweifende Chorparts hättet einbauen können, ähnlich wie es auf der Zero Poems der Fall war. Habt ihr diesmal bewusst darauf verzichtet?

Ich denke wir hätten es gemacht, wenn wir an irgend einer Stelle das Gefühl gehabt hätten, dass es da reingepasst hätte. Aber es ist auf jeden Fall ein interessanter Gedanke und kann gut sein, dass wir die in Zukunft mal wieder machen werden.

Textlich vermittelt mir das Album so ein bisschen das Gefühl einer Aufbruchstimmung nach einer eher negativeren Phase im Leben und die Schlüsse, die man gezogen hat, werden nun in den Lyrics verarbeitet. Treffe ich damit irgendwie den Punkt?

Der Stefan könnte das jetzt natürlich besser beantworten, doch grundsätzlich geb´ ich dir recht. Vieles ist in einer Phase entstanden, in der beim ihm privat einiges los war und dann kam noch der Ausstieg bei LANFEAR dazu, der auch mal thematisiert und verarbeitet wird.

Aus lyrischer Sicht kann man das Album schon als ein persönliches oder autobiografisches Album bezeichnen…

Es sind sicher sehr viele persönliche Sachen drin, aber wie auf der Zero Poems spielen dann auch immer wieder andere Charaktere mit rein. Gerade bei dem Longtrack The Fair Game

….Betty Bloom zum Beispiel…

Ja, genau die, irgendwelche Comicfiguren, wie auch immer…. natürlich ist auch dort autobiografisches zu finden, aber nicht direkt so vordergründig.

Was hat es denn mit diesem Mono auf sich? Das soll keine Anspielung auf Stephen King sein, oder?

Nein, nein, Mono ist eine Freundin und der hat Stefan diesen Song gewidmet.

Insgesamt hat das Album meiner Meinung nach ja eine sehr positive Ausstrahlung, wobei es aber auch mal etwas dunkler werden kann, wie z.B. in White Blanket, meinem persönlichen Lieblingssong….

Ja, die meisten Sachen sind schon eher positiv, dann gibt es aber so Stellen wie das Riffing von White Blanket, das in eine eher düsterere Richtung geht. Aber auch da tauchen dann plötzlich diese Keyboardparts auf , die das ganze wieder aufhellen – das haben wir ja bereits auf der Zero Poems so durchgezogen, viel Abwechslung eben. Man schafft eine gewisse Atmosphäre, versucht aber nicht ständig alles nur zu wiederholen, sondern durch einen speziellen Part wieder aufzureißen und damit in eine andere Richtung zu lenken. Gerade bei White Blanket gehört das Riffing zu diesem Stilmittel – manche Leute reden da von PANTERA oder so – die Keyboards sind dagegen für den ruhigeren Gegenpart zuständig.

Wenn man aber gerade die Gitarren von White Blanket dem fast schon poppigen Anfang von The Fair Game gegenüber stellt, sagt das doch im Grunde genommen auch aus, dass ihr euch letzten Endes durch überhaupt nichts limitieren lasst, oder?

Limitieren, …wozu? (lacht) Nein, wir schreiben einfach Songs, immer ein paar mehr als wir benötigen, für Z comes first waren es letztlich 18. Wenn manche Songs dann ein ähnliche Atmosphäre hatten, konnten wir sagen nee, also zwei so Abgeh-Nummern brauchen wir eigentlich nicht, schauen wir mal, was wir sonst noch haben. Im Prinzip zählt aber einfach nur der Song und nicht der Stil. Auf der anderen Seiten entsteht dadurch schon die Problematik, dass Leute, die eine bestimmte Richtung bevorzugen, mit den anderen Sachen weniger anfangen können – genau das hat ja auch schon bei der Zero Poems stattgefunden. Doch sei’s drum, ich hab es als Künstler nicht nötig, so kommerziell aufzutreten und nur noch eine Schiene zu bedienen und es gibt ja trotzdem auch genug Leute, denen genau diese Stilvielfalt gefällt.

Dadurch wird es aber natürlich auch schwierig, euch entsprechend zu vermarkten…

Sicher, unter kommerziellen Gesichtspunkten könnten wir es uns schon einfacher machen, da hast du recht. Ich denke, man muss sich unser Album schon von vorne bis hinten anhören, um zu wissen auf was man sich da einlässt. Verwirrend sind auch die sehr unterschiedlichen Vergleiche, die in der Presse kursieren PINK FLOYD, KANSAS und was weiß ich alles wird da aufgezählt…da wird es zum einen schwierig, sich ein genaues Bild zu machen und für uns gleichzeitig schwer, mit einem Debut-Album diesen grossen Namen gerecht zu werden. LANFEAR waren in der Hinsicht….ja, klüger kann man nicht sagen, es war ja kein Kalkül….sie haben sich da eben mehr auf einen bestimmten Stil festgelegt. Aber egal, mir ist es wichtig, dass es den Fans gefällt, anstatt dass ich massig Leute erreiche….

Meiner Ansicht nach ein ganz dickes Plus für euch ist die Tatsache, dass es – zumindest in Deutschland – nichts wirklich vergleichbares zu euch gibt. Der einzige Act, der mir hierzulande vielleicht noch einfallen würde, wäre ALIAS EYE, aber wirklich vergleichen kann man deren Musik mit eurer auch nicht…

ALIAS EYE ist in der Tat eine Band, die mir sehr gut gefällt und mit der ich auch als Producer gerne mal zusammenarbeiten würde. Jedoch sind sie vielleicht nicht ganz so….wie soll ich sagen….sprunghaft, nicht ganz so abwechslungsreich, aber mal abwarten auch von denen soll es demnächst eine neue Scheibe geben, da freu ich mich schon sehr drauf. Aber ja, du hast da schon recht, da sind wieder die Parallelen zur Zero Poems…ich hab neulich wieder ein aktuelles Review gelesen – das Album kommt ja jetzt noch mal bei Generation raus – in dem eben von einem eigenen Stil die Rede ist und das kann man ja durchaus als Kompliment werten. Doch hey, …irgendwie ist es auch vergebens, sich darüber zu sehr den Kopf zu zerbrechen, letztendlich entscheidet doch nur der Hörer für sich ganz persönlich, wie er die Musik findet und dabei fragt er sich nicht, ist das jetzt Prog, Hardrock, Metal oder in welche Schublade passt das nun. Das ist eher das Problem der Musikpresse, die eben in Worte fassen muß, was eigentlich für die Ohren bestimmt ist.

Wenn ich mich jetzt so mit dir unterhalte, muss ich zugeben, dass ich schon etwas den Eindruck habe, dass du die Platte mehr aus dieser Produzenten-Sicht siehst….wie sehr ist das ganze für dich ein Kopf-Ding und wo ist für dich der Teil anzusiedeln, wo du dann deine Gefühle rein steckst?

Nun grundsätzlich entsteht ja jedes Album zunächst mit dem Schreiben von Songs. Und wenn du gute Songs machen willst, dann geht das eigentlich nie aus dem Kopf raus, zumindest bei mir nicht. Vom Kopf her und allein mit dem Intellekt, kann ich ganz gut irgendwelche Sachen kopieren, aber etwas wirklich Originelles entsteht so nicht. Es geht doch darum, seinen Gefühlen oder seinem Herz freien Lauf zu lassen, nur dann wirst du ein Stück Musik schaffen, das auch andere emotional bewegt. Das ist, glaub ich bei jedem Musiker oder Komponist so. Wir reden jetzt hier nicht von Dieter Bohlen – klar? (lacht) Im Ernst, ich denke, das Songwriting – und da sprech´ ich für den Stefan genauso wie für mich – ist eine hundertprozentige Angelegenheit des Herzens. Nachher beim Produzieren, da gehören schon auch all die handwerkliche Sachen dazu, aber das, was du als Grundidee hörst, das ist wirklich eine Gefühlssache. Und für mich ist es sogar eine doppelte Herzgeschichte, weil es von dem was ich sonst mache abweicht. Ich bin in der Situation, dass ich oft vom Kopf her arbeiten muss, dass jemand zu mir kommt und sagt ich hab da eine Bühnenproduktion, dafür brauche ich einen Song der so klingt wie… oder ich hab hier diesen Werbespot, mach mir was ähnliches wie…. Das ist dann eher eine Kopfangelegenheit bei der man zuerst Vorgaben analysiert und dann loslegt. Somit ist es für mich schon was besonderes, wenn ich bei ZHORN sagen kann hey, es gibt keine Limitierung, ich kann machen was ich will, das ist meine Platte nachher und egal ob es tausend Leute kaufen oder nur zwei, ich muss dahinter stehen.

Gibt es denn manchmal auch Momente, wenn du dich an die Produktion machst, dass du irgendwann feststellst, du hast dich während der Arbeit zu sehr von deiner eigentlichen Idee entfernt und musst dann wieder einen oder mehrere Schritte zurück gehen und versuchen, dich wieder auf den eigentlichen Song zu konzentrieren?

Hmmm….ich muss sagen, dass die Grundideen bei mir meistens auf dem Klavier oder auf der Gitarre entstehen und dann bau ich im Prinzip bereits 90% des Songs zusammen. Was dann noch fehlt betrifft eher die Soundauswahl oder die Ausarbeitung eines Solos, aber nichts mehr, was den Song an sich verändern würde. Sowas passiert eher bei den typischen Auftragsproduktionen, bei denen man ziemlich abstrakte Vorgaben geliefert bekommt und ich daraus dann eine Idee entwickle, die dem Auftraggeber dann aber plötzlich doch zu heavy oder zu poppig etc. ist. Doch hier bei unserem Album war das nicht der Fall – wir sind ja unsere eigenen Chefs (lacht).

Wie leicht fällt es dir denn überhaupt, Songs zu schreiben. Ich stell mir das ja total schwierig vor, spätestens bei der vierten oder fünften Platte. Am Anfang, wenn man Musik macht, hat man bestimmt noch spannende Ideen, aber wenn man seinen Stil mal gefunden hat, muss das doch total schwierig sein, wirklich überhaupt noch interessante Songideen zu entwickeln.

Ja, das ist wohl das, was man mit dem Begriff Kreativität definiert. Ich glaube, die steckt einfach in einem und der eine hat mehr davon abbekommen, der andere eher weniger. Und, …ganz wichtig, der eine hat Zeit, diese Kreativität auszuleben und der andere muss sie vielleicht verkümmern lassen, was sicherlich bei vielen Hobby-Künstlern der Fall ist, die eben notgedrungen auf eine andere Art und Weise ihren Lebensunterhalt verdienen müssen als der sogenannte Profi. Das gilt ja für den Musiker genauso wie z.B. für den Maler. Ich persönlich muß fürs Komponieren schon Zeit und Ruhe haben, dann erst enstehen Songs, die auch am nächsten Morgen noch Bestand haben und die es verdienen, dass man sie weiter ausarbeitet. Wenn man alles zusammen nimmt, diesen ganzen Videokram usw., dann schreibe ich schon ´ne Menge Material, im Jahr kommen da bestimmt 8-10 Stunden Musik zusammen, doch schau dir mal Band wie z.B DEEP PURPLE an, die 30 Jahre oder noch länger unterwegs sind und die immer noch Ideen haben und sogar richtig gute Platten auf den Markt werfen, das ist dann doch schon sehr beachtlich. Na ja mal sehen, ob ich im Altersheim nur alte ZHORN-Songs auf der Gitarre schrammle oder ob mir bis dahin noch was Neues einfällt (allgemeines Gelächter).

Das stimmt allerdings….wobei du hast ja gerade diesen Vergleich mit dem Maler gebracht, und gerade Maler arbeiten ja sehr oft in Phasen…sie entdecken eine neue Technik oder sind gerade von einem bestimmt Stil/Objekt fasziniert und das leben sie dann erstmal aus. Wenn ich mir dagegen deine Musik anhöre, habe ich nicht unbedingt das Gefühl, dass es für dich solche Phasen gibt….

Ich weiß was du meinst, doch beziehe ich den Vergleich jetzt eher auf die Kreativität und könnte da auch den Schriftsteller oder Filmemacher als Beispiel nennen. Besonders stilbildend sind bei Musikern und Komponisten sicher die frühen Einflüsse, die Musik also, mit denen sie aufgewachsen sind oder anhand derer sie ihr Instrument gelernt habe – unsere Einflüsse gehen da eben auf die 70er und 80er zurück. Die stecken einfach tief in uns drin und wir müssen jetzt nicht irgendwelche Platten von damals aus dem Regal ziehen, um diese dann zu kopieren, sonst wären wir bei der vorhin erwähnten Kopfarbeit, doch die ist bei ZHORN völlig fehl am Platz.

Was deine Auftragsarbeiten angeht, würde mich mal interessieren, ob es da irgendwas ganz bekanntes gibt, das man irgendwie kennt, aber bei dem die wenigsten wissen, dass es von dir ist…

Ich fürchte, da muß ich dich enttäuschen, so was richtig großes gibt es nicht. Diese Mastering-Geschichten hab ich ja erwähnt, aber das ist ja doch eine andere Schiene. Ansonsten gab es ein paar Folk-Sachen, die ich gemacht habe, u.a. eine sehr schöne Platte mit dem Colin Wilkie, aber auch sehr unterschiedliche, meist lokale Sachen von Jazz bis Rock. Ja und dann solche Pop- und Dance-Sachen, die ich im Auftrag als Toningeneur oder Arrangeur ausführen musste, sag ich mal. Dadurch, dass ich das vollberuflich mache, ist es eben meine Art den Lebensunterhalt zu bestreiten und leider leider bin ich noch nicht in der Lage zu sagen ich mach jetzt nur Rock oder gar Prog-Rock. Aber es hat sich gottseidank in letzter Zeit sehr gut entwickelt, dass ich sehr oft den Bereich Singer/Songwriter, Rock bis Metal mache, aber in den Anfängen war ich halt froh, wenn ich einen Werbespot oder ein Video vertonen konnte. Im Werbebereich gibt es auf meiner Homepage einige Referenzen, Lexmark, Agfa, Fiat, Bosch usw, aber da ist nichts dabei, was man groß kennen würde….

Also kein Sail away….

Nee, sowas war nicht dabei. Da ich beruflich lange Jahre sehr breit gefächert tätig war, vom Tontechniker bis zum Arrangeur, bin ich nie ganz tief in ein bestimmtes Fach eingestiegen. Wenn man nur produziert oder nur mischt, dann bekommt man da schon schneller einen Namen und ich merke erst jetzt, wie ich mich endlich im Rockbereich etablieren kann und die Referenzen irgendwie immer größer werden. Vor kurzem hat mich z.B. der Rob Rock angerufen, der verzweifelt versuchte, seine Platte zunächst in Europa und dann auch in Amerika amtlich mastern zu lassen und nachdem ich dann mein Glück versucht habe und er zufrieden war, hat er sich persönlich bei mir bedankt, was ich total sympathisch und nett fand. Das sind dann so kleine Zeichen, die erkennen lassen, das sich langsam was bewegt – die Leute kommen auf mich zu….

Da muss es für dich doch auch verdammt schade sein, dass derjenige, der sich letztendlich für das Mastering verantwortlich zeichnet, doch eher unter geht in dieser ganzen Business-Geschichte, oder?

Ach, würde ich nicht unbedingt sagen. Man muß schon realistisch sein, das Mastering ist lediglich das berühmte Tüpfelchen auf dem i, also sicher wichtig für den letzten Schliff, aber nicht Mittelpunkt des ganzen. Anders ausgedrückt, wenn die Produktion nix taugt oder der Mix, dann kann man durch das Mastering manches reparieren aber entscheidend sind immer noch die Schritte vorher. Wenn ich mich beim Mastern manchmal den ganzen Tag mit einem Album beschäftige, dann denk ich oft, ach hätten die Leute doch etwas mehr Zeit in das Songwriting investiert oder in das Arrangieren und Aufnehmen von Gesängen, dann hätte man sich beim Abmischen und letztendlich auch beim Mastering viel Zeit sparen können. Denn darum geht’s doch, letztendlich ist es der Song, der den Hörer als erstes fasziniert und die Gesangslinien eines guten Sängers.

Ist das etwas, das du heutzutage bemängelst. Wird zu viel übers Bein gebrochen, anstatt dass sich Musiker wirklich auf einen Song oder eine Identität konzentrieren?

Ja, das Problem beginnt mit der eigentlich positiven Tatsache, dass viele Musiker heutzutage die Möglichkeit haben, daheim mit relativ geringen technischen Mitteln eine Platte fast fertig zu produzieren – sprich die ganzen Backings einzuspielen, die Gitarren, die Vocals, alles im Alleingang – dadurch wird sehr viel geschlampt was z.B. die Genauigkeit von Timing oder Intonation angeht. Das sind Geschichten, die ein Musiker ohne einen gewissen Abstand nur sehr schwer beurteilen kann. Da hat ein Produzent naturgemäß die bessere Position. Das habe ich mir schon bei sehr vielen Masterings gedacht: hätte die Band doch einfach mal zwei Tage einen kompetenten Aussenstehenden dazu genommen, dann wäre das Produkt wesentlich runder geworden. Das unterscheidet auch die Produktionen aus den 80ern, ich habs ja vorhin schon erwähnt. Damals waren die Budgets noch so hoch, dass man immer einen guten Produzent und sehr viel Zeit in den besten Studios hatte und dadurch sind das dann auch die Meilensteine geworden, die wir alle heute noch lieben. Tolle Songs, perfekt eingespielt und produziert. Spieltechnisch haben viele Musiker heute sicher ein höheres Niveau als damals, aber im stillen, …oder soll ich eher sagen lauten?(lacht)… Kämmerchen fehlt halt der Abstand, um aus den vielen guten Ideen richtige Klasse-Songs zu machen.

Hat sich dieser Gedanke auch auf Z comes first ausgewirkt, dass da ein Bewusstsein da war, lieber an einem Song noch länger zu arbeiten, als den dann sofort aufzunhemen?

Nun, ich treffe vor allem zuerst eine Vorauswahl, bevor ich ans detaillierte Produzieren gehe. Da wir ja letzten Endes so um die 18 Songs zusammen hatten, war es nicht so, dass wir bei jedem Stück gleich gesagt haben, gut, den nehmen wir. Wir wollten bewusst auswählen können, um dann zu sagen okay, der ist vielleicht nicht ganz so stark, den nächsten überarbeiten wir lieber noch mal für ein kommendes Album ode einen anderen lassen wir ganz unter den Tisch fallen. Besonders wenn uns eine Melodie nicht 100 prozentig überzeugt oder auch die Dynamik eines Songs zu wünschen übrig lässt, dann sind wir schon so ehrlich und sagen, …sorry, der ist nicht gut genug, weg damit. Dann ist es übrigens auch später mit dem Produzieren nicht mehr so wild, weil man nichts mehr übertünchen oder reparieren muss. Man hat freie Hand und kann wie gesagt noch ein paar Details oder Gimmicks unterbringen, aber man muss halt nicht auf Teufel komm raus irgendwie versuchen, die Sache hinzubiegen.

Stellt sich natürlich wieder diese eine Frage – da du ja auch sehr zwischen Studio und Live unterscheidest – wäre es für dich auch denkbar, eventuell zu zweit so eine Art Zoerner-Horn-Tour zu machen, von mir aus in irgendwelchen kleinen Kneipen als Gitarrist und mit Gesang?

Wir haben tatsächlich irgendwann mal angedacht, so eine Singer-Songwriter-Platte zu machen. Das Problem ist, dass wir uns damit nach außen hin vielleicht zu sehr verzetteln. Wir würde es gern machen, aber es ist dann so, dass vielleicht wieder zwei Jahre vergehen, bis wir diese Platte machen und dann noch mal zwei Jahre, bis die nächste ZHORN-CD kommt, das find ich definitiv zu lang. Ich würde eher sagen, dass wir uns demnächst wieder zusammen setzen und das nächste ZHORN-Album angehen, was uns dann auch in die Lage versetzt, zusammen mit anderen Musikern ausreichend Material live zu präsentieren.

Wie möglich oder unmöglich wäre für dich eine LANFEAR/ZHORN-Tour?

Och, das wäre nicht unmöglich. Wir wissen ja, dass es ´ne MengeLANFEAR-Fans gibt, die gerade dieZero Poems genial finden und wenn man dann da eine Brücke schlagen würde – dass man Poems-Songs auf die Bühne bringt, zusätzlich noch die neuen LANFEAR-Sachen und ein paar ZHORN-Songs – dann wäre das sicher eine interessante Sache, zumindest für die Fans. Ich weiß nicht, wie das von den Musikern her umzusetzen ist. Wir haben es ja nun mit neuen Konstellationen zu tun. LANFEAR entwickelten sich mit der neuen Platte ja auch weiter und irgendwie identifiziert man sie schon als neue Band. Ich weiß nicht, inwiefern man da dann mit dem alten Produzenten und dem alten Sänger dazu stoßen soll oder kann. Wobei wir ja immer noch guten Kontakt haben und nicht im Bösen auseinander gegangen sind. Was anderes, was schon angesprochen worden ist – ich glaube der Markus hat das in irgend einem Interview erwähnt – dass man sich vorstellen könnte, noch mal mit dem Stefan und mir die Arbeit an gemeinsamen Songs fortzusetzen. Es gab ja diese Trilogie und diese könnte man dann als ganzes produzieren. So was wäre schon denkbar. Der Stefan schreibt halt auch nach wie vor noch solche Songs, die irgendwie gut auf die Zero Poems gepasst hätten und wenn der Markus dann noch seine Gitarren drüber legt und wir das zusammen arrangieren würden, dann hätte das sicher die Klasse der Zero Poems – eindeutig. Wobei man da natürlich auch schauen müsste, wie man den Tobi involviert, das muss schon alles stimmig sein, in so einem Projekt und jeder sollte sich wohlfühlen, sonst ist das von vorne herein zum Scheitern verurteilt. Du siehst also, da gibt es noch so einige Fragezeichen, aber dadurch, dass die Jungs ja alle hier bei mir in der Nähe sind, würde ich es nicht ausschließen, dass man sich in der Zukunft auch musikalisch wieder annähert.

Na, das klingt doch alles recht spannend… danke Andy, für diese vielen Infos – hat echt Spaß gemacht.

Ich danke dir, für die interessanten Fragen, jetzt haben wir ja wirklich lange geplaudert – … ach je, und du musst das alles dann auch noch aufschrieben – na, herzlichen Glückwunsch! (lacht)

Danke – tja, …da muss ich ja dann wohl durch!

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