Endlich hat mal wieder eine deutsche Death Metal Band ein begeisternswertes Album veröffentlicht. War in Heaven der Hessen TYRAX ist Schmankerl für alle ENTOMBED und VOMITORY-Fans und sollte dem Quintett einige Aufstiegschancen sichern. Um euch die Band ein wenig näher zu bringen, lassen wir Drummer Jochen von zu Wort kommen…
Herzlichen Glückwunsch zu eurem Album War in Heaven. Hat sich inzwischen schon was getan in Sachen Plattenvertrag? Warum denkt ihr, sind die Labels nicht an einer überaus professionellen Band wie euch interessiert?
Danke, danke! Labeltechnisch hat sich bei uns leider noch nichts getan. Ich weiß nicht warum da nichts geht, denn den Meinungen der Fans und den Reviews nach zu urteilen, haben wir eine sehr gelungene CD aufgenommen. Aber die Labels kümmert das nicht so richtig. Ich denke mal dass es mittlerweile bei den Plattenfirmen genau so ist, wie überall. Entweder man muss sich extrem lang und oft beweisen, oder man braucht Vitamin B um irgendwas an Land zu ziehen. Ich habe den Eindruck die Qualität der Musik ist da manchmal nicht so wichtig. Ich möchte mit meiner Aussage jedoch niemandem an die Karre fahren. Es widerspricht sich nur vieles sehr oft, und das ist es was mich zu Überlegungen dieser Art bringt.
Was widerspricht sich in Deinen Augen konkret?
Wir hören von Leuten die unsere CD gekauft haben und der Presse eigentlich nur Gutes über War in Heaven, aber wenn es um Auftritte oder eben ein Label geht tut sich leider nichts. Im gleichen Atemzug hört man von Bands, die Musik machen, die schon seit einiger Zeit nicht mehr angesagt ist, einen Plattenvertrag bekommen haben. Das wirkt dann manchmal schon etwas verwirrend.
Da unsere Leser wahrscheinlich nicht viel über euch wissen: Seit wann gibt es euch und was wollt ihr mit TYRAX erreichen?
Angefangen hat es durch Andreas (Gitarrist) und Norbert (Basser). Die beiden haben vor ca. 5 Jahren mit anderen Musikern unter anderem Namen begonnen. Dann kamen einige Mitgliedswechsel und der Namenswechsel. Ich würde mal sagen, dass die jetzige Ära TYRAX vor ca. 3 Jahren begonnen hat. Seitdem hat sich bis auf einen Sängerwechsel nichts mehr verändert. Aber die Musik selbst ist seitdem sehr gereift und qualitativ gewachsen. Was man, wie ich denke auch hören kann. Unser höchstes Ziel mit TYRAX ist bei einem guten Label unter zu kommen und unser Hobby zum Beruf zu machen.
Wie lange seid ihr schon an euren Instrumenten und wie alt seid ihr?
Im Durchschnitt spielt jeder von uns sein Instrument seit acht Jahren. Außer Joachim, der spielt seit ca. fünf Jahren Gitarre. Norbert ist 28, Joachim ist 21, Andreas ist 27, Frank ist 30 Jahre und ich bin 28 Jahre alt.
Warum habt ihr euch nach einem Insektizid benannt? Klang es für euch metallisch korrekt oder arbeitet jemand von euch bei der Firma Tyrax? Wie seid ihr an das Sponsoring gelangt?
Die beiden Sachen haben miteinander eigentlich überhaupt nichts am Hut. Andreas hat irgendwann mal die Idee gehabt. Er hat einfach wahllos fünf Buchstaben aneinander gesetzt und TYRAX kam dabei raus. Die Firma TYRA-X (wird etwas anders geschrieben) haben wir erst kennen gelernt, als wir unsere Homepage ins Internet gesetzt haben. Da hat sich nämlich plötzlich ein Rechtsanwalt von TYRA-X bezüglich des Namens bei uns gemeldet. Andreas hat sich dann mit dem Boss von TYRA-X zusammen gesetzt und etwas gequatscht. Da dieser ziemlich locker drauf war, und unser Hobby gut fand haben wir eben diesen Deal ausgemacht.
Wie sieht dieser Deal aus? Was bekommt ihr von TYRA-X?
Wir dürfen unseren Namen und die Homepageadresse behalten. Dafür machen wir das Logo mit auf die CDs.
Eure Musik würde ich als Mischung aus VOMITORY (Geschwindigkeit, Groove), ENTOMBED (besonders der Gesang klingt nach Clandestine) und DEATH (Soli und Leads) beschreiben. Habt ihr noch andere Einflüsse, oder seht ihr das anders?
Wow, danke für den Vergleich mit solch genialen Bands! Es ehrt uns natürlich immer wieder mit solch namhaften Bands wie die oben genannten oder Bands wie GOREFEST, BENEDICTION oder BOLT THROWER verglichen zu werden. Ich denke schon, dass diese Bands uns stark beeinflusst haben. Immerhin hören wir alle sehr oft die Musik dieser Bands. Wir versuchen aber trotzdem immer unseren eigenen Stil beizubehalten und uns immer wieder neu zu finden. Was in der heutigen Zeit, in der schon alles mal da war sehr, sehr schwierig ist.
Wie sieht Songwriting bei euch aus? Es wirkt so, als würde bei euch jemand mit einem kompletten Song schon in den Übungsraum kommen.
Gut erkannt! In der Tat ist es oft so dass sich jeder einzelne meist Ideen für einen kompletten Song überlegt. Dann setzte ich mich meistens erst mal mit demjenigen in den Proberaum und mache die Schlagzeug-Parts dazu, und wir überlegen gemeinsam, wie wir diese Parts am besten aneinander setzen könnten. Wenn dass dann irgendwie geklappt hat, und sich das Ergebnis einigermaßen gut anhört, zeigen wir es den anderen. Und dann bringen diese auch noch ihre Ideen mit ein. Und so wächst das Lied Stück für Stück, bis dann letztendlich der Gesang dabei ist. Bis dahin vergeht aber oft einiges an Zeit, und wir spielen und spielen das Lied immer wieder, und auch dabei kommen oft gute und interessante Neuerungen bei raus. Es kommt aber auch ab und zu vor, dass die ganze Band gleichzeitig an ein und dem selben Stück feilt.
Das hört sich nach einem zeitaufwändigem Schaffenprozess an. Wie lange hat es gedauert, bis ihr alle Stücke für War in Heaven fertig hattet?
Ja, manchmal dauert das alles etwas länger. Wenn aber mehrere Bandmitglieder gleichzeitig gute Ideen haben, kann das auch ziemlich schnell gehen.
Für War in Heaven haben wir ungefähr anderthalb Jahre gebraucht.
Welches Equipment benutzt ihr?
Oh je, damit habe ich mich als Schlagzeuger noch gar nicht so richtig befasst, aber ich versuche es mal auf die Reihe zu kriegen. Mein Schlagzeug ist auf jeden Fall von Premier mit Meinl-Becken. Andreas spielt mit einem Engel-Verstärker auf einer Laney-Box. Seine Gitarren sind von Kramer und Washburn. Joachim spielt mit einem Line6-Amp auf einer Marshall-Box. Seine beiden Gitarren sind eine 6-saitige und eine 7-saitige jeweils von Ibanez. Norbert spielt einen Ampeg-Verstärker auf einer Warwick-Box. Sein Bass ist ein Rickenbacker. Na, hat also doch geklappt.
Das Studio, in dem ihr aufgenommen habt ist mir gänzlich unbekannt, hat aber einen sehr guten Sound. Ist es eher ein kleines Studio oder ist es auf andere Musik spezialisiert?
Der Studiobesitzer ist auf keinen speziellen Stil spezialisiert, der macht quer Beet alles. Das Studio war bis jetzt sehr klein, ist aber vor kurzem umgebaut worden. Ich selbst habe es noch nicht gesehen, aber es muss ziemlich groß geworden sein.
Marc, der Studiobesitzer, hat seine Sache sehr gut gemacht, er scheint sich schon mit eurer Musik auszukennen. Habt ihr schon mal bei ihm aufgenommen?
Wir haben Inhumanly Infected, die CD vor War in Heaven, auch bei ihm aufgenommen. Die Arbeit, die er gemacht hat, war auf jeden Fall gut. Das alles hat uns aber auch sehr viele Nerven gekostet, kann ich dir sagen.
Eure CD ist sehr professionell aufgemacht, da steckt eine Menge Herzblut drin. Scheint so, als hättet ihr euch in Unkosten gestürzt…
Die Aufmachung der CD ist eigentlich komplett von uns selbst. Unser Sänger Frank hat das Cover und die anderen Bildchen (z. B. kleine geköpfte Engel, usw.), sowie den Hate-Angel-Kopf, der auf der CD selbst zu sehen ist selber gemalt. Und Andreas, der für so was die richtigen Computer-Programme hat, hat das dann alles mit den Ideen von allen zusammengesetzt. Was aber trotzdem megateuer war, war die Aufnahme an sich, die hat uns vieles an Kohle abverlangt.
Inwiefern steht das Cover zu den Songs?
Das Cover hat zu den Songs, die über die Erzengelkriege gehen einen gewissen Bezug. Zu den anderen Texten hat es eigentlich kaum einen Bezug.
Das Video zu Eradication Day sieht professioneller als die meisten Metal-Videos aus. Wie habt ihr das hingekriegt?
Das ist komplett selbst gemacht. Dazu kam wieder Andreas mit seinem Computer-Zeugs ins Spiel. Er hatte auch die Idee und das nötige Equipment. Alles was man so an Figuren, Totenköpfen, Robotern oder Maschinen sieht, hat Frank selber gebaut und modelliert. Die restlichen Szenen sind aus Dokumentationen oder eben von den Bandmitgliedern. Andreas hat das gesammelt und in Kleinstarbeit zusammengesetzt, was ihn sehr viele Stunden und Nerven gekostet hat. Wenn man bedenkt, mit welchen Mitteln das Video entstanden ist, muss man schon eine gehörige Portion Lob aussprechen, weil es wirklich klasse geworden ist.
Allerdings, mir gefällt dieses Video sehr gut. Textlich bietet ihr ein breites Spektrum. Wie seht ihr die Texte?
Ein paar Texte sind dabei, die ein wenig vom Thema zusammen gehören, die anderen sind unabhängig davon. Es sind halt typische Death-Metal-Texte, und deswegen sehr wichtig für uns! Viel Blut, Gemetzel, Hass, etc. in lyrische Feinstarbeit verpackt. Die anderen Themen (welche nichts mit den Engelskriegen gemeinsam haben) sind aus dem bitteren Alltag geholt. Sowohl Psychopain und Fit of Rage sind aus Frank´s Alltag entsprungen. Bei Until Life Flows Out hatte ich die Ehre, eine heftige Verbrennung an meinem eigenen Leib zu erfahren. Ich hatte allerdings sehr viel Glück dabei; mir ist nur täglich die verbrannte Haut abgezogen worden. Den Typen in dem Text hat es allerdings sehr viel heftiger erwischt, die arme Sau.
Meine Gedanken zu den restlichen Texten:
Psychopain: Depressionen
Genau. Depressionen und mächtige Angstzustände!!!!
I See no Light: Eine Beziehung zerbricht.
Hat nichts mit Beziehungskram zu tun. Ich möchte allerdings nichts zu dem Hintergrund verraten, dieser Text ist sehr privat!
Vampire´s Destiny: Was wohl… Vampire, kann leider keinen tieferen Sinn erkennen.
Es geht darum, dass ein Vampir seine eigene Rasse züchtet und vermehrt. Ist eine Traumfiktion davon, welche Macht man hätte, wenn man diese Kräfte besitzen würde. Und welche Angst man damit verbreiten könnte. Sieh es wie ein mächtiges übermenschliches Wesen.
Fit of Rage: Die Abrechnung mit denen, die euch übers Kreuz legen wollten.
Könnte so sein… Hat allerdings den selben Hintergrund wie Psychopain. Die Abrechnung mit den Typen die uns verarscht haben kommt auch noch irgendwann.
Hate Angel: Apocalypse
Hate Angel ist vom Thema wieder wie War in Heaven, bloß dass es sich um einen gewaltigen Superengel dreht, der alles, was ihm in die Quere kommt sehr blutig platt macht.
Eradication Day: Die Menschen löschen sich durch ihre Technik selbst aus.
Genau auf den Punkt getroffen!!!!
Juhu! Wie sieht es mit Live-Auftritten aus? Habt ihr in nächster Zeit welche in Planung?
Ja. Wenn die alle wahrgenommen werden können, die gerade in Arbeit sind, dann ist wieder gut was los. Dann können wir wieder gut live abrocken. Jeden, den Auftritte von uns interessieren, kann sich nähere, aktuelle Infos dazu auf unserer Homepage holen. Die Adresse lautet www.TYRAX.de.cx (cx nicht vergessen!)
Eine Frage hab ich noch. Das Equipment, das ihr benutzt, das teure Studio, etc. lässt mich darauf schließen, dass ihr nicht gerade die armen Studenten von nebenan seid. Was macht ihr beruflich?
Joachim ist der arme Student in der Band. Andreas ist in seiner Firma für die Werbungsgeschichten zuständig, und sitzt dort viel am Computer. Frank ist Spengler, Norbert arbeitet an einer Drehbank und ich bin in meiner Firma in der Verladung tätig. Wir sind zwar keine arme Studenten, aber die CD hat schon mächtige Löcher in unsere Geldbeutel gerissen. Das muss auch erst mal bezahlt werden.
Gibt es noch irgendwas, das ihr loswerden beliebt?
Unterstützt den Underground so gut es geht, er braucht jeden von euch!!! Wir würden uns freuen auch einige neue Interessenten für unsere Live-Auftritte gewonnen zu haben. Viel Spass noch mit War in Heaven!