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STRATOVARIUS: Jörg Michael über Kinder, Elemente und wie man sich auf Touren die Zeit totschlägt

Dies ist das vermutlich letzte Inti mit Jörg Michael in der Funktion als STRATOVARIUS-Drummer–es fand kurz vor seiner Trennung von STRATOVARIUS statt.

Dies ist das vermutlich letzte Inti mit Jörg Michael in der Funktion als STRATOVARIUS-Drummer–es fand kurz vor seiner Trennung von STRATOVARIUS statt.

Nachdem offensichtlich die Telefonleitungen von Deutschland zur Schweiz in anderen “Stratosphären” angesiedelt sind, wurde der Kontakt zum STRATOVARIUS-Drummer Jörg Michael per E-Mail hergestellt, um so einige Einblicke in das Leben mit “Elements Part 1” und “Elements Part 2” zu gewinnen.



Da Jörg Michael eben geheiratet hat, musste nach der obligaten Gratulation erstmal erforscht werden, welche Vorteile man(n) beim Kennenlernen als STRATOVARIUS-Mitglied eigentlich hat oder, anders gefragt: hast du deine Frau bei einem STRATOVARIUS-Konzert kennengelernt?

JM: Also erstmal danke für die Glückwünsche. Ich habe meine Frau auf einer Hochzeit eines Freundes kennengelernt. Sie kannte STRATOVARIUS nicht und auf die Frage, was wir für Musik machen, habe ich geantwortet: “Klassische Musik mit rockigen Einflüssen”, da ich wußte, dass sie Violine spielt und auf Vivaldi steht! Danach habe ich ihr Mother Gaia vorgespielt, naja, bisschen geschummelt, aber gut das wir das geklärt haben!

Wie sieht es eigentlich mit dem Nachwuchs aus? Timo Tolkki hat ja bereits eine Tochter…

JM: Stimmt. Bei mir kommen im Januar noch Zwillinge hinzu! Für anfallende Spendenfreudigkeit schicke ich Dir noch meine Kontonummer!

Bei so viel Nachwuchs leuchtet bei mir sogleich der Begriff “Zeit” auf. Wie managt ihr die Bandproben von STRATOVARIUS, wenn sowohl Side Projekte (Timo Tolkkis Mitarbeit bei AVANTASIA, etwa) als auch Zwillinge ebenfalls eure Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen?

JM: Generell treffen wir uns immer ein paar Tage vor Tourneen oder Plattenaufnahmen, das ist die offizielle Version. Aber wir sind faul geworden, letztes Jahr haben wir eine Woche vor Tourbeginn geprobt und danach nie wieder :-). Für die Proben fliegen Jens und ich dann meistens nach Finnland!

Die Proben scheinen in diesem Fall ja keine grosse zeitliche “Belastung” zu sein – wie sieht es denn mit der normalerweise am zeitintensivsten Beschäftigung aus, also eurem “regulären” Job? Müsst ihr neben der Band noch arbeiten oder könnt ihr inzwischen von eurer Musik leben?

JM: Wir leben schon seit längerer Zeit von der Musik. Auch schon bevor ich bei STRATOVARIUS angefangen habe konnte ich von der Musik allein leben. Das dürften bei mir jetzt so an die 13 Jahre sein, bei Jens eher noch länger!

In diesem Falle dürften ja eure Familien auch stark mit STRATOVARIUS-Sound konfrontiert werden. Hören sich eure Kinder eigentlich eure Musik an?

JM: Natürlich, Timo Tolkki ´s Tochter ist ein grosser HIM
-Fan!

Bedeutet dies, dass eure Familien dann auch mit auf Tour kommen oder sind Tourneen nur den unmittelbaren Bandmitgliedern vorbehalten?

JM: Manchmal kommen sie mit, allerdings nur für ein paar Tage. Das ist allerdings eher selten der Fall.

Nehmen wir also mal an, ihr seid auf Tour unter euch. Was macht ihr, um die Zeit während dem Touren totzuschlagen?

JM: Da gibt es eine Reihe von “Aktivitäten”: Sich anöden, Kaffee trinken, schlafen, Laptop, lesen, abhängen, wichtige Miene aufsetzen und mal so durch die Halle schlurfen, sich langweilen, streiten, trinken, üble Scherze mit unschuldigen Personen
machen und sich abrollen… und auf die Plattenfirma schimpfen…

Zur Plattenfirma kommen wir noch. Erst gibt’s noch einige Fragen zu den “Elements” zu klären. Wie kommt es eigentlich, dass es nur zwei “Parts” gibt, obwohl es ja vier “traditionelle” Elemente (Feuer, Wasser, Wind, Erde – wie das Wallpaper auf eurer Homepage) gibt? In der Chemie gibt’s dann ja über 100 Elemente – sie fällt als Inspirationsquelle wohl weg. Wie kam das Konzept zustande?

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JM: Zum Numerischen kann ich nur sagen: wir hatten nicht genug Material :-).
Es ist auch kein Konzept dahinter, jeder Song steht für sich allein. Nur der Titelsong, ich möchte ihn mal unsere “Bohemian Rhapsody” nennen, hat die Elements Thematik!
Die Ideen dafür kommen eigentlich immer von Timo Tolkki, er ist der Mastermind in der Band! Der Inspiration liegt der Frage zugrunde: Was sind die Elemente der menschlichen Gefühlswelt? Dies wurde insbesondere in der Covergestaltung berücksichtigt, das Cover von “Elements Part 1
zeigt Feuer und Eis, dasjenige von “Elements Part 2” Wind und Erde.

Wie habt ihr dann festgelegt, welche Songs auf “Elements Part 1” zu hören sind, und welche auf “Elements Part 2“?

JM: Nun, wie immer, wir haben uns gestritten und dann hat Timo Tolkki entschieden :-).

Wie komponiert ihr denn schnelle Songs wie “Stratofortress”? Spielt ihr das vom Gehör ein (was mit dem Streiten wohl erschwert würde) oder schreibt ihr euch Musiknoten auf (da es ja schon ziemlich nach Bach klingt)?

JM: Nun, die Basiskompositionen kommen von Timo Tolkki und dann fangen wir einfach an. Noten werden eigentlich nur selten von Jens oder Timo Tolkki benutzt! Gut erkannt übrigens, das mit Bach…

Wird dann eher Musik-Software (wie Cubase oder Protools) genutzt, um die Songs zu komponieren?

JM: Die wird zum komponieren nicht benutzt, aber wenn wir aufnehmen!

Und wie verhält es sich mit Drum-Samples und Vocal-Effekten?

JM: Also die Drum-Samples hört man ziemlich deutlich. Aber wir benutzen auch immer den natürlichen Sound des Schlagzeugs, ich denke das Verhältnis muss man spezifisch beschreiben: Snare so 50/50, Toms 70 natur/30 Samples. Live ist es natürlich anders!
Bei den Vocals sieht’s etwas anders aus [es wäre ja auch merkwürdig, wenn Timo Kotipelto Snares in der Kehle hätte – A.H.D.], das fällt in die Kategorie “Produzentengeheimnis”. Ich denke allerdings nicht, dass Vocaleffekte etwas ungewöhnliches sind.

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Eher ungewöhnlich ist allerdings, dass ihr (oder soll ich es auf Timo Tolkki beschränken) einen Song aus der Perspektive Gottes geschrieben habt. Was stand hinter diesem “Perspektivenwechsel” in “Alpha & Omega” (auf “Elements Part 2“)?

JM: Nun, alles hat einen Anfang und auch ein Ende, diese Thematik ist ein paar Mal in den Elements-Sessions aufgetaucht, ich denke da auch an den Film “Papillon”…
Diese Frage sollte eigentlich Timo Tolkki beantworten, aber ich denke er würde Dir sagen, dass er es nicht weiss, dass es ihm einfach eingefallen ist!

Da die Songs also persönlich sind, wie sieht es denn mit Widmungen aus? Sind beispielsweise die Balladen einer bestimmten Person gewidmet?

JM: Manchmal schon! Die Personen wechseln aber soweit wie ich das verstanden habe :-).

Da wir nun gleich am Ende dieses Interviews sind, stellt sich natürlich die Frage nach den Zukunftsplänen von STRATOVARIUS. Wie viele Alben werdet ihr noch bei Nuclear Blast veröffentlichen? Und: wann kann man euch wieder mal live sehen (da es ja keine “Elements Part 2“-Tour gibt)?

JM: Wir veröffentlichen noch eine DVD bei Nuclear Blast, dann ist der Vertrag ausgelaufen, und wir haben für weitere Alben bei Sanctuary nun einen Vertrag. Nächstes Jahr werden wir an einigen Festivals spielen und an der neuen Platte arbeiten, genaueres gibt es noch nicht. Die DVD erscheint übrigens am 19. April 2004.

Bis dahin wünsche ich alles Gute, besinnliches Weihnachtsfest und guten Rutsch!

Layout: Uwe Möllers (axiser)

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