PARADISE LOST und GHOST am 31.03.2011 in der Zeche, Bochum

PARADISE LOST spielen "Draconian Times" am Stück und bestätigen die gute Form der letzten Tour.


SLAYER
haben es getan, METALLICA haben es getan, MEGADETH auch…
Nun spielen also auch PARADISE LOST auf einer Tour ein komplettes Album am Stück, namentlich ihr 1995er Meisterwerk Draconian Times. Und da PARADISE LOST bei ihrer letzten Europatour schon in bestechender Form waren und mit GHOST auch noch eine interessante Band im Vorprogramm haben, machten wir uns also auf den Weg nach Bochum. Da ich ja weiß wie das lustige wir schicken die erste Band eine halbe Stunde VOR dem offiziellen Beginn auf die Bretter-Spiel in der Zeche läuft waren wir überpüntklich vor Ort. Und wie dass halt so ist, natürlich ging es ausnahmsweise mal dem Zeitplan entsprechend los. Na ja, die Wartezeit vertrieb man sich halt mit einem Bierchen.

Dann ging das Licht aus und es kamen fünf Typen in Mönchskutten auf die Bühen, gefolgt vom Zombie-Papst. Nein, nicht dem echten Zombie-Papst Ratze sondern dem von GHOST. Der schwang gleich noch eine Weihrauch-Schleuder, um die Gruselathmosphäre zwischen Karneval und Geisterbahn perfekt zu machen. Wo die Show bei THE DEVIL´S BLOOD irgendwie noch ernsthaft wirkt, sah es bei GHOST eher nach Realsatire aus, unterhaltsam war es aber allemal. Denn musikalisch waren die Schweden nicht schlecht, spielten ihren okkulten Hard Rock, der nicht ganz so Siebziger-lastig wie jener von THE DEVIL´S BLOOD klang, dafür insgesamt etwas rifforientierter, metallischer, wozu sicher auch die MERCYFUL FATE-Anleihen ihren Teil beitrugen. Besonders der Song Ritual war ziemlich cool. Die Gesten und Mimik des Front-Gespenstes wirkten aber wie gesagt eher wie eine KING DIAMOND-Parodie, so dass ich vermute, dass GHOST ihr ganzes Image durchaus mit einem zwinkernden Auge sehen. Gut angekommen sind sie auf jeden Fall beim Bochumer Publikum.

GHOST:
Der Zombie-Papst aus der Geisterbahn – GHOST

Für diese Tour konnte man als PARADISE LOST-Fan auch sogenannte V.I.P.-Tickets erwerben. Im Publikum kam ich kurz ins Gespräch mit einem Besitzer, der für schlanke 120 Euro immerhin ein Shirt, eine Tasche und etwas zusätzlichen Kram bekommen hat und beim Soundcheck dabei sein durfte, bei dem die Band anscheinend noch zwei Songs gespielt hat, die beim Konzert nicht zum besten gegeben wurden. Quasi das streng limitierte Digipack mit Bonustracks, jetzt auch bei Konzerten. Der Preis ist eine Sache, schließlich kann jeder selbst entscheiden, ob und wie viel er seinen Idolen in den Rachen schmeißen will aber sind V.I.P.-Tickets noch Metal? Das wäre ja eigentlich schon einen Blog-Eintrag wert.

 

PARADISE
Einer der wenigen Gitarristen, die man sofort am Gitarrensound erkennt – Greg Mackintosh

Egal, kommen wir mal wieder zurück zum musikalischen Teil des Abends, denn der war hochklassig, dafür sorgte schon alleine der Draconian Times-Block während dem mir mal wieder bewusst wurde, was für ein göttliches Album PARADISE LOST damals abgeliefert haben. Nicht ein schwacher Songs, nur Großartiges wie Hallowed Land, The Last Time oder der Brecher Once Solemn, mit für PARADISE LOST seltener Härte und Geschwindigkeit. Einzig Faith Divides Us, Death Unites Us, was direkt nach dem Draconian Times-Block meiner Meinung nach etwas ungünstig gewählt war. Davon abgesehen, dass ich eh lieber Requiem gehört hätte, wäre ein älterer Hit wohl besser gewesen um die Stimmungskurve oben zu halten. Nicht, dass diese wirkich abgesackt wäre, das Publikum war aber durchaus merklich weniger enthusiastisch als zuvor. Aber das dauerte nur so lange, bis die ersten Klänge von True Belief durch die PA kamen. Danach wurde das One Second-Album gleich mit zwei Songs, dem Titeltrack und Say Just Words gehuldigt, bevor erst mal Schicht im Schacht war.

 

PARADISE
Wird in diesem Leben keine Rampensau mehr – PARADISE LOST-Frontmann Nick Homes

Aber PARADISE LOST kamen noch mal zurück und überraschten erst mal mit Sweetness von der 1994 Seals The Sense-EP, bevor mit dem – meiner Meinung nach – völlig überbewerteten As I Die der Schlusspunkt gesetzt wurde. Warum dieser Song bei PARADISE LOST so hoch gehandelt wird, werde ich wohl nie verstehen, die Band hat so viel bessere Lieder geschrieben. Egal, denn PARADISE LOST haben heute achtzig Minuten lang eine erstklassige Leistung gebracht und die Form der letzten Tour beibehalten. Vor Jahren habe ich die Band live noch deutlich schwächer wahrgenommen. Dass Nick Holmes in diesem Leben keine Rampensau mehr wird lässt sich nun mal nicht ändern, am meisten bewegen sich bei PARADISE LOST nun mal Gitarrist Greg Mackintosh und – so traurig das klingen mag – Drummer Adrian Erlandsson. Aber das hier sind schließlich PARADISE LOST und nicht DEATH ANGEL. Nick Holmes trockene Ansagen beschränkten sich größtenteils auf das Nötigste, Forever Failure wurde immerhin mit Der näcchste Song hat ein Charles Manson-Intro, keine Ahnung wieso  angesagt. Dieses Album live am Stück zu spielen war jedenfalls eine gute Idee, nicht umsonst meldete die Zeche an diesem Abend ausverkauft. Ebenfalls positiv erwähnen möchte ich, dass die Shirt-Preise mit sechzehn Euro mehr als fair waren. Von den Anwesenden dürfte also sicher niemand enttäuscht nach Hause gegangen sein.

Setlist PARADISE LOST:
Enchantment
Hallowed Land
The Last Time
Forever Failure
Once Solemn
Shadowkings
Elusive Cure
Yearn For Change
Shades Of God
Hands Of Reason
I See Your Face
Jaded

Faith Divides Us, Death Unites Us
True Belief
One Second
Say Just Words

Sweetness
As I Die

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