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GLUECIFER – Rock n´ Roll! Interview mit Captain Poon

Gitarrist Captain Poon über den aktuellen "Rock n Roll – Boom" und natürlich über das neue Album "Tender Is The Savage"…

Gitarrist Captain Poon über den aktuellen Rock n Roll – Boom und natürlich über das neue Album Tender Is The Savage…

Kennst du eigentlich eure Diskographie auswendig? Es sind mittlerweise so viele Veröffentlichungen von euch auf dem Markt…

Äh, nun alles weiß ich auch nicht. Die ganzen 7 Sachen, ich bekomme ehrlich gesagt nur die Alben zusammen.

Es gibt ja noch andere Bands wie die Hellacopters, die unendliche viele Maxis und andere spezielle Releases veröffentlichen, warum eigentlich?

Ich denke, es ist ein besonderes Ding in der Rock n Roll Szene. Wenn du viel rausbringst, ist das wie wenn du jedem deine Visitenkarte in die Hand drückst. Du bleibst im Gedächtnis der Leute, sie halten die Augen nach deiner Band offen. Es wird immer jemanden geben, der einen neuen Release von dir entdeckt und dadurch auf die Band aufmerksam wird. Es hilft dir, Alben zu verkaufen.

Ja, aber du musst als Fan ständig eine Menge Geld ausgeben…

Stimmt, aber es hilft eben, deine Musik zu verbreiten. Ich bin aber gar kein großer Vinyl Freak, aber es ist eine coole Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen.

Tender is the Savage ist nicht mehr so rockig wie zum Beispiel Rindin` the Tiger, das viel mehr nach vorne losging. Das neue Album klingt für mich blusiger…

Findest du? Ich habe nie darüber nachgedacht – ich bin kein Blues-Fan. Ich denke, Riding the Tiger war spontaner, die Band war jünger, wir haben nicht großartig nachgedacht, sondern sind einfach ins Studio und haben aufgenommen. Wir hatten zwar lange über die Songs nachgedacht, aber wir wussten nicht, wie das Resultat aussehen sollte – wir haben die Titel einfach eingespielt. Jetzt ist die Band älter geworden – wir machen uns mehr Gedanken. Wenn du aufhörst, dich mit deiner Musik zu beschäftigen, ist die Gefahr groß, dass sie langweilig wird. Es ist cool, wenn du als junge Band einfach machst, was dir in den Sinn kommt. Doch wenn du eine Weile dabei bist, musst du dich umschauen und dir Gedanken machen. An den Songs zu Tender is the savage haben wir fast sechs Monate gearbeitet, wir haben versucht, sie auf das Minimum zu reduzieren. Auf Soaring with eagles in the evening to get up with pigs in the morning sind einige fantastische Songs, aber es gibt auch welche, die einfach zu lang sind. Das wollten wir dieses Mal vermeiden, wir wollten sofort auf den Punkt kommen, Vers – Chorus – Bridge – Vers – Chorus. Wir wollten diese Basis des Rock n Rolls wieder aufleben lassen. Das klingt zwar einfach, doch es dauert lange, es dauert länger, ein solches Album zu machen als eines wie Soring with eagles

Gluecifer sind für mich eine Live-Band. Dennoch schafft ihr es mit euren Alben, ein wenig von der Live-Atmosphäre in meine Wohnung zu transportieren.

Wir denken nicht allzu viel darüber nach. Vielleicht liegt es an der Art, wie wir ein Album aufnehmen. Wir sind keine Band, bei der der Drummer alleine in seiner Ecke sitzt und seine Drum-Parts zuerst einspielt. Wir versuchen, soviel wie möglich zusammen zu machen. Wir bemühen uns auch ein Album so schnell wie möglich aufzunehmen. Wenn du zu lange im Studio rumtrödelst, ein halbes Jahr oder noch länger, dann verlierst du den Live-Vibe. Es ist Rock n Roll – es ist doch bescheuert, ein rockiges Riff zwei tage lang einzuspielen. Wenn du zwei Tage für so etwas brauchst, bist du ein schlechter Musiker, oder du hast die falsche Einstellung.

Eine Frage, die kommen muss: kannst du dir den Erfolg von Bands wie Gluecifer, Hellacopters, Turbonegro und wen es da noch so alles gibt, erklären?

Nein, ich habe eigentlich keine Erklärung dafür. Ich kann dir erklären, warum das Interesse vor einiger Zeit so groß war: es tauchten vier Rock n Roll Bands auf einmal auf, Hellocopters, Turbonegro, Backyard Babies und Gluecifer. Es kam dazu, das wir alle aus dem selben Teil der Welt kommen. Schweden und Norwegen sind kleine Länder, und so fragten sich die Leute, was dort oben los sei, wenn gleich vier Bands auf einmal auftauchen. Ich denke aber nicht, dass es hier eine viel größere Szene als anders wo gibt – es war wohl eher ein Zufall. Ein anderer Punkt ist, dass wir uns von amerikanischen Rock n Roll Bands unterscheiden: wir müssen nicht nach irgendwelchen Straßen-Rock Regeln spielen, wir sind viel offener. Wir machen unser eigenes Ding – und zum Glück läuft es gut.

Könnte es nicht sein, dass es einfach wieder an der Zeit für handgemachte, einfache Musik war?

Ich weiß nicht. Dieses Rock n Roll-Revival ist seit zwei Jahren ein Thema in der Presse – aber es passiert nicht viel. Es muss doch irgendwann ausbrechen, wenn es wirklich so ist, wie du sagst. Green Day, Offspring, NoFX, die ganze Skaterszene hatte einen Aufschwung erlebt – plötzlich verkaufen diese Bands eine Menge Platten. Ich denke, etwas ähnliches wird auch mit der Rock n Roll Szene passieren. Die Fans werden irgendwann von der ganzen überproduzierten, nicht spontanen Musik die Nase voll haben und nach Musik suchen, die wieder menschlich klingt. Unsere Musik ist sehr menschlich, wenn du sie mit all dem, was heutzutage aktuell ist, vergleichst. Auf Shows wird das noch deutlicher.

Stimmt, ich habe euch auch beim Dynamo gesehen, das war schon ziemlich cool. Wie war das denn, sozusagen als Konkurrenz des großen Headliners Metallica aufzutreten?

Ich war immer ein großer Fan von Metallica, aber ich hatte mir damals nicht viele Gedanken gemacht. Metallica waren Headliner, wir hatten den schlechtesten Zeitpunkt erwischt, haha. Aber es war ganz cool.

In den USA wart ihr mit Motorhead unterwegs…

Ja, Motorhead Fans sind bekannt dafür, dass sie Vorgruppen gegenüber recht kritisch sind. Das wussten wir vorher und wir konnten uns darauf einstellen. Es hat dann doch ganz gut funktioniert, Songs wie Get the Horn sind gut angekommen. Wir hatten ein gute Zeit auf der Tour. Wir haben auch festgestellt, dass Motorhead in den USA nicht grade eine große Band sind, ums mal so auszudrücken. Wir hatten volle Hallen und ein bisschen Glanz erwartet, doch das Gegenteil war der Fall. Eigentlich lief ziemlich viel schief: Die Promotion war schlecht… aber dennoch hatten wir eine gute Zeit, uns haben die Motorhead Shows gefallen und umgekehrt. Außerdem, alles was du jemals über Lemmy gehört oder gelesen hast, entspricht den Tatsachen, haha…

Wann beginnt für dich Rock n Roll – wie weit zurück gehst du, wenn du an Rockmusik denkst?

Elvis war fantastisch, er hat eine Menge toller Songs gemacht – aber er ist eben Vergangenheit. Damals war es wohl ähnlich wie heute, die Leute hatten die Schnauze voll von Einschränkungen und Gesetzten, sie wollten einfach Spaß haben. Sie wollten jemanden, den sie verehren konnten. Ich gehe nicht so weit zu sagen, dass wir heute genauso verehrt werden wie Elvis Presley, aber es ist dieselbe Stimmung. Elvis war einer der wichtigsten Menschen in der gesamten Musikszene. Ich höre nur Rock n Roll, ich interessiere mich nicht für Jazz oder Dancefloor, es muss Rock n Roll sein. Ich habe mich auch für Heavy Metal interessiert, in den Achtzigern, als diese Musik cool war. Heute ist es doch zum Lachen, wie sich manche Bands aufführen.

Euer Song Lord of the dusk zielt ja auch auf die Black Metal Szene…

Ja, genau. Wir hassen die Black Metal Szene. Black Metal ist fickend dumm.

Ihr kommt aber aus Skandinavien, viele verbinden das aber automatisch mit Black Metal, ist das ein Problem für euch?

Es stimmt, verdammt viele Bands kommen von hier. Ich denke aber auch, daß unsere Musik sich sehr von Black Metal unterscheidet, es gibt so gut wie keine Verbindung. Darum interessiert es mich nicht. Für mich ist das Underground, ich kann gar nicht verstehen, warum diese Bands teilweise soi viele Platten verkaufen. Ich denke, es gibt auch in dieser Szenen fanatische Sammler, die einfach alles kaufen. Ich könnte ein Black Metal Album aufnehmen und es würde sich zwanzigtausend mal verkaufen, eben weil es ein Black Metal Album ist, haha.

Zurück zu Gluecifer. Ihr seid für mich ziemlich amerikanisch, ich kann mir gut vorstellen, in einem Cadillac den Highway entlang zu fahren und dabei Gluecifer zu hören…

Die Musik die wir spielen, ist eben ziemlich amerkanisch. Darum macht es uns auch viel Spaß in Amerika zu spielen. Es haben schon Leute gesagt, dass wir viel amerkanischer Klängen als Amerikaner. Wir haben uns aber nie an Regeln oder Vorbildern orientiert – wir träumen nicht, wie viele andere Bands davon, in Amerika erfolgreich zu sein. Die Staaten haben keine Priorität, unser Hauptmarkt ist Europa. Wenn wir nach Amerika kommen, müssen wir ganz unten anfangen.

Riding the Tiger habt ihr in den Sunlight-Studios aufgenommen…

ja, wir haben ein paar Alben, die dort aufgenommen wurden, gehört. Entombeds Wolverine Blues, eine der besten Metal Alben, das ich kenne, zum Beispiel. Die Hellas und Backyard Babies haben dort aufgenommen. Es war ziemlich billig und dennoch hat man viel für sein Geld bekommen. Als wir Riding the tiger aufgenommen haben, hatten wir nicht mal einen Plattendeal. Aber wir wollten diesen coolen Punkrock Sound, und darum haben wir das Album dort aufgenommen. Es war fast schon Zufall, haha. Es würde mich aber nicht wundern, wenn wir das nächste Album wieder dort aufnehmen würden.

Für Tender is the Savage hattet ihr zum erstenmal einen Producer beschäftigt, warum?

Ein paar Monate, bevor wir ins Studio sind, war ich wirklich skeptisch. Ich schreibe die meiste Musik, ich hatte immer die Kontrolle. Es war nicht einfach, dieses Gefühl abzugeben. Im Studio hat sich das aber schnell gelegt, ich stellte fest, dass die Leute eine Menge Erfahrung hatten, sie machen das seit Jahren. Ich bin immer noch ein Kind, wenn es um Dinge wie Produktion eines Albums geht, darum dachten wir, es sei eine gute Idee, jemanden ranzulassen, der sich auskennt. Das Album hat Hiili produziert und er hat es gut gemacht. Wir wussten, wie die Songs klingen sollten und er hat es dann auch so gemacht, wie wir es wollten.

Nenne mir mal ein paar Rock N Roll Alben, die man kennen sollte.

Assaults and Battery von Rose Tatoo, Powerage von AC/DC, Exile… Rolling Stones, Ace of Spades – Motorhead.

Wie wichtig sind euch Gigs?

Nun, live zu spielen ist wohl das wichtigeste für uns. Wir müssen live spielen, dabei kannst du den Leuten die Songs in den Rachen stopfen, wir lieben es live zu spielen. Es mittlereweile das wichtigste für uns. Wir haben Spaß auf der Bühne, und selbst wenn wir keinen haben, sieht es so aus, als ob, haha.

Ihr seid ziemliche Poser, wenn ihr spielt…

Haha, ja. Das ist in unserem Blut. Wir denken, es ist eine natürliche Art sich zu unserer Musik zu bewegen. Wir sind nicht schüchtern, wenn wir wir auf der Bühne stehen – wir rocken einfach! Das Posing ist irgendwie natürlich für uns.

Gibt es Bands, die für euch Vorbilder sind?

Nun, wir werden langsam zu Vorbildern. Es gibt ein paar Bands, die uns nachmachen. Hardcore Superstars – ich habe ein paar Songs gehört, ich war nicht gerade beeindruckt….

Als ihr die Spilt mit den Hellacopters gemacht hattet, hattet ihr mehr gemeinsam als heute…

Stimmt. Ich bin ein großer Fan, wir sind gute Freunde – ich will nichts schlechtes über die Hellacopters sagen. Aber als sie Paying the Dues gemacht haben, hatten sie einen eigenen Sound, man konnte ihre Einflüsse hören, aber man konnte auch hören, dass es die Heallcopters sind. Auf Grande Rock hingegen klingen sie zu sehr nach sechziger oder siebziger Rock – sie sollten moderner werden. Ich denke aber, das wissen sie selbst.

Aber auch Gluecifer klingen stellenweise recht altmodisch – wo ist eigentlich deine Verbindung zu den Siebzigern? Du bist 25 – du hast das doch gar nicht bewusst erleben können?

Es ist die Musik dieser Zeit – du kannst immer zurückgehen. Ich denke nicht, dass man in fünf Jahren wieder Bands wie Poison oder Warrant anhört. Die Musik der Siebziger ist viel stärker – Black Sabbath, Rolling Stones, AC/DC – diese Bands haben Geschichte geschrieben. Ich denke, dass es das ist. Außerdem sind diese Bands die Wurzeln. Ich denke, die Siebziger waren die wichtigste Zeit für den Rock n Roll.

Und um noch einmal auf Tender is the Savage zurückzukommen: dieses Mal haben wir es geschaftt den Leuten zu zeigen, dass wir auf Platte genauso gut sein können wie live. Es ist kein Album, das man lange studieren muss – du kannst es auflegen und eine gute Zeit haben. Wir haben es geschafft, die Live-Intensivität von Gluecifer auf eine CD zu brennen. Nach den Festival Gigs wird es übrigens auch eine Headliner Tour durch Europa geben.

So, kommen wir langsam mal zum Schluß: Wen würdest du gerne einmal treffen?

Ich würde gerne mit Malcom und Angus Young ein Bier trinken.

Was hältst du denn vom neuen AC/DC Album?

Zuerst war ich etwas enttäuscht – dann bin ich in meine Stammkneipe und habe es dort noch mal gehört, und plötzlich mochte ich das Album.

Ist euch mal etwas lustiges bei einer Live-Show passiert?

Ich bin von der Bühne gefallen. Es war peinlich – aber die meisten dachten, es sei Absicht gewesen.

Die letzten drei Alben, die dir gut gefallen haben:

Das letzte Social Distorsion Album, Stiff Upper Lip – AC/DC, Gluecifer – Tender is the Savage

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