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DISILLUSION: Let Your Breath Go And Swim With Me…

Bei einem Fabelwerk wie “Gloria” bleiben selbst nach unzähligen Durchläufen gewisse Fragen unbeantwortet, bzw. tauchen eben immer zusätzlich neue Fragen auf. Gitarrist Rajk Barthel stand Rede und Antwort und brachte Licht ins Dunkel!

Bei einem Fabelwerk wie “Gloria” bleiben selbst nach unzähligen Durchläufen gewisse Fragen unbeantwortet, bzw. tauchen eben immer zusätzlich neue Fragen auf. Gitarrist Rajk Barthel stand Rede und Antwort und brachte Licht ins Dunkel!

Hallo Rajk, zunächst einmal Gratulation zu “Gloria“! Habt ihr schon Reaktionen erhalten? Falls ja, wie viele Leute waren geschockt und wie viele haben verstanden, dass es kein zweites “Back To Times Of Splendor” geben würde. Viele Fans gestehen ihren “Idolen” ja eine Weiterentwicklung zu, die darf ja allerdings meist nur “eingeschränkt” sein…

DISILLUSION Interview 2006 - Das Cover-Artwork von ´Gloria´
“Das Cover-Artwork von ´Gloria´

Also die Reaktionen teilen sich ja auf zwischen den Offiziellen, quasi den der Presseleute und den Fans, die den Vorab-Song gehört, oder sich das Album bereits gesaugt haben. Was an offiziellen Reaktionen bisher eintrudelte ist durchweg positiv und eigentlich noch euphorischer und überwältigender als bei “Back To Times Of Splendor“. Das hat uns tatsächlich selbst etwas überrascht, freut uns jetzt aber natürlich um so mehr. Bei den Fanreaktionen war zu beobachten, dass am Anfang die ersten Hörer höllisch geschockt und empört waren, inzwischen ist das aber bei einigen in Begeisterung umgeschlagen. Trotzdem ist es interessant, auch die gegensätzlichen Reaktionen zu beobachten, in einigen Foren hauen sich manche da echt beinahe die Köpfe ein. Es freut uns, dass es so extreme Schwankungen gibt und wir sind gespannt, was da erst abgeht, wenn das Album dann offiziell erschienen ist.

Wie reagiert man, wenn man als Band Monate in ein neues Album investiert und sich einige sogenannten Fans dann vorschnell evtentuell zu völlig oberflächlichen und sogar etwas doofen Kommentaren herablassen, obwohl sie sich überhaupt nicht richtig mit einem neuen Album beschäftigt haben?

Das amüsiert uns, wir durften das ja auch in den einzelnen Foren schon erleben. Wie Du schon gesagt hast, da wurde sich ja auch gar nicht mit der Platte beschäftigt und eben oft nur ein Song kurz mal durchgehört.

Wie seid ihr mit den Verkäufen von “Back To Times Of Splendor” zufrieden? Es wurde ja zurecht ein Riesenwirbel um die Platte gemacht. Hat sich der ganze Aufwand letztendlich in den Verkäufen niedergeschlagen?

Ich denke bei den Plattenverkäufen sollte in erster Linie die Leute beim Label zufrieden sein und die waren es auch. Wir hatten beim ersten Album jetzt sowieso noch kein Gefühl was da jetzt gut und was schlecht ist, für einen Newcomer sollen die Verkäufe allerdings wirklich außergewöhnlich gut gewesen sein.

Habt ihr denn ein Problem damit, in den ganzen Vorankündigungen immer noch als Newcomer bezeichnet zu werden? Euch gibt es ja nun auch schon eine ganze Weile und die beiden EPs mitgerechnet ist “Gloria” ja bereits die vierte Veröffentlichung.

Nö, wir können damit gut leben, zumal “Back To Times Of Splendor” ja wirklich als erstes Full Length-Album schon irgendwie unser Debüt gewesen ist. Wir sehen uns auch jetzt noch nicht als etabliert oder so…

Erwartet ihr die Verkäufe der letzten CD mit “Gloria” zu toppen oder ist euch der materielle Erfolg komplett egal? Wenn man das Ergebnis hört, gehe ich nämlich eher von Zweiterem aus.

Wir hätten logischerweise natürlich überhaupt nichts dagegen den Erfolg zu toppen und ich denke auch, dass “Gloria” das Potenzial dazu hat, da nochmals einen draufzusetzen. Es mag sicherlich richtig sein, dass wir mit einem “Back To Times Of Splendor” Part 2 etwas schneller mehr Erfolg gehabt hätten, weil manche Leute eben eine gewisse Erwartungshaltung dahingehend hatten. Das wir es jetzt bei den älteren Fans am Anfang etwas schwerer haben werden ist uns klar, aber ich denke mit der Zeit werden sie damit klar kommen und wir setzen dann bestimmt auch was die Verkäufe anbelangt noch einen drauf.

Wie hat sich herauskristallisiert, dass “Gloria” komplett anders werden würde?

Wir wollten von Anfang an quasi “allgemeingültiger” werden und aus dieser typischeren Sparte raus, wir wollten was erschaffen was absolut up to date klingt…

…das habt Ihr wohl definitiv geschafft

*lacht* na wunderbar, dann hätte das ja schon mal bestens funktioniert.

DISILLUSION Interview 2006 zu ´Gloria´ bei vampster.com

Die Stiländerung mit Ansage funktioniert auch auf der Bühne: DISILLUSION (hier Andi beim Konzert in Weil der Stadt) übezeugen auch live mit dem neuem Material.

Habt ihr dann von Beginn an Ideen die eventuell in die “Back To Times Of Splendor” Richtung drückten verworfen? Seit ihr mit dem Gedanken an die Sache gegangen, alles anders anzupacken oder tendierten die Basics von selbst in eine andere Richtung?

Das war quasi richtig mit Ansage. Wir haben ja bereits vor zwei Jahren, schon kurz nach der Veröffentlichung von “Back To Times Of Splendor” gesagt, dass das nächste Album komplett anderes werden würde. Es war einfach so, dass wir fertig waren mit dem was wir mit “Back To Times Of Splendor” sagen, bzw. ausdrücken wollten. Wir hätten diesen Stil nicht besser machen und eben auch nicht toppen können, insofern war es logisch, das wir einen neuen Schritt gehen mussten.

Wie sind die eigentlichen Songs entstanden? Für mich klingen die Stücke definitiv nicht so, als wären sie im Proberaum eingejammt worden, sondern eigentlich – und das ist hier ausschließlich positiv zu verstehen – alles andere als “spontan”.

Ja, da hast du recht, das Songwriting war schon, sagen wir mal, sehr differenziert. Am Anfang haben wir uns wie bereits beim letzten Mal verbunkert, im Prinzip alle Außenkontakte abgebrochen und auch keine Gigs mehr gespielt. Die ersten zwei bis drei Monate dienten dann zur Ideensammlung und in diesem Zeitrahmen ist eigentlich das gesamte Grundmaterial zur Platte entstanden, von den Anlagen her zumindest. Das Ausformulieren hat dann etwa 16 Monate in Anspruch genommen und war dann auch wirklich ein sehr zäher Prozess. Da flossen im Endeffekt dann natürlich auch einige Proberaumjams mit ein aber ein Großteil war tatsächlich ein richtiges Basteln und Ringen.

Kann man Songs, die ohne überladen zu sein so dermaßen vielschichtig sind, überhaupt komplett fertig komponieren, bevor man ins Studio geht, oder ist der Hauptteil dann auch erst im Studio entstanden?

Es ist so, dass wir ja in unserem eigenen Studio aufnehmen, von daher haben wir eben auch die Möglichkeit, im Studio noch zu komponieren. Es läuft dann auch nicht nicht so ab, dass wir im Proberaum was einjammen und dann später kucken wie´s klingt wenn es aufgenommen wurde, sondern das ist wirklich ein permanenter Arbeitsprozess.
Ab dem Moment, als wir dann gesagt haben, jetzt machen wir “scharfe” Aufnahmen, war es aber dieses mal im Vergleich zur Vorgängerscheibe komplett anders herum. Damals haben wir ja quasi Songs aufgenommen von denen wir dachten sie wären fertig, sie waren´s aber nicht, daher hat die eigentliche Aufnahme acht Monate gedauert, die natürlich dann auch noch zum Komponieren da waren. Dieses mal war das Komponieren vorher komplett abgeschlossen und es ging nur darum, strikt aufzunehmen und das richtige Feeling mit einfließen zu lassen, was dann auch inklusive Aufnahme, Mischen und Mastern wirklich nur vier Wochen gedauert hat.

Gloria” ist wesentlich elektronischer und verzichtet fast komplett auf traditionelle Elemente, auch von der Instrumentierung betrachtet klingt alles völlig unkonventionell. Wie kommt´s?

Das war von Anfang an so geplant. Wir wollten ein modernes Metal-Album produzieren, ein Album, welches den Stempel 2006 auch verdient. Wir haben außerdem auch versucht nicht spießig zu sein in dem, was wir machen. Daraus hervorgehend kamen dann wohl auch vermehrt diese elektronischeren Momente zum Tragen, obwohl wir die traditionellen Elemente nicht bewusst ausgeklammert haben, die haben halt einfach nicht gepasst. Die Vibes und die Coolness die für die Atmosphäre wichtig waren, konnten wir eben nur so umsetzen, wie Du´s jetzt hören kannst.

Wie seid ihr auf den Titel gekommen? Verbirgt sich hinter “Gloria” ein Grundkonzept?

Es verbirgt sich zumindest kein greifbares Konzept hinter “Gloria“, auch was die Titelgebung betrifft. Bei “Back To Times Of Splendor” war alles noch ziemlich eindeutig, da gab es eine Geschichte die erzählt und im Booklet auch dementsprechend bebildert wurde und das ergab dann zusammen eine Einheit. Bei “Gloria” haben wir bewusst Dinge gegenübergesetzt die eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Wir haben dem Hörer keine Geschichte vorgesetzt, an der er sich entlang hangeln kann, das ist jetzt wirklich freies Assoziieren.

Möchtest Du etwas näher auf die Texte eingehen?

Es geht wieder um Kino im Kopf, um Filme die ablaufen, nur eben dieses mal nicht so eindeutig, sondern eben eher im Stile eines David Lynch. Ich will jetzt natürlich nicht sagen, dass die Texte keine Bedeutung haben, aber sie sind eben nicht so definiert. Das ist selbst für uns so noch spannend, auch ich entdecke immer wieder neue Dinge, wenn ich mich im Nachhinein mit den Lyrics befasse.

DISILLUSION Interview 2006 zu ´Gloria´ bei vampster.com

“Es geht wieder um Kino im Kopf, um Filme die ablaufen, nur eben dieses mal nicht so eindeutig, sondern eben eher im Stile eines David Lynch.” – Rajk über die Texte auf ´Gloria´.

Die Gloria-Chöre im Titeltrack sind unglaublich perfekt eingesetzt und ich kann mir vorstellen, dass ungeübte Hörer selbst (oder gerade) bei konzentriertem Lauschen anfangs schier in die Verzweiflung getrieben werden. Wie in aller Welt seid ihr darauf gekommen, bzw. wie lange habt ihr benötigt um die genau so zu platzieren?

Stunden, Tage, Wochen, Monate…so wie mit allen anderen Sachen auch. Wir haben da ja unseren Kreativkopf, den Andi und der ist für die “genialen” Ideen zuständig und auch für´s Umsetzen und Arrangieren. Ich weiß jetzt gar nicht in wie weit ich das verraten darf, in jedem Fall hat er wirklich…ähm…ganz lange damit zugebracht.
Was den eigentlichen Part angeht, ist das ja auch dieses bereits erwähnte Aufeinandertreffen von Dingen, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Diese ganzen Gesänge kommen mehr oder weniger beiläufig aus den Boxen, aber darunter und in der gewissen Kombination, da brodelt´s gewaltig. Das Ungewöhnliche, oder vielleicht fast schon Unheimliche oder unter die Haut gehende rührt genau daher. Wirkliche Größe zeigt sich meiner Meinung nach auch in genau solchen Dingen.

Die Gitarrenarbeit ist tatsächlich komplett anders als seither und dient eher der Atmosphäre der Songs, als dass sie im ursprünglichen Sinn Druck erzeugt. War das, weil ihr die Klampfenparts nach und nach eingefügt habt oder hatten die Grundriffs bereits diesen basischeren Charakter?

Ja, das ist auch neu. Wir sind nicht immer nur von Riffs ausgegangen, sondern auch von Beats, Stimmungen, Harmonien, bestimmten Sounds oder eben einer gewissen Atmosphäre. Wir wollten auch weg von dieser Gitarrenfixierung und mehr die Emotionen zeigen, die dahinter oder darunter stecken.

Habt ihr euch parallel zum Schreiben bereits um Dinge wie Artwork oder das neue Logo gekümmert oder seid ihr erst danach rangegangen? Passt nämlich wirklich perfekt zur Musik.

Das lief parallel. Wir haben für “Gloria” mit einem Filmteam zusammengearbeitet. Die hatten auf der einen Seite die Aufgabe ein Video zu konzipieren und umzusetzen, auf der anderen Seite sollten Sie sich um die Gestaltung des Artworks kümmern. Wir haben uns von Anfang an darum gekümmert, damit das quasi Hand in Hand geht und die Optik wirklich optimal zur Musik passt. Das hat auch wirklich geklappt und es gab sogar für´s Komponieren zusätzlich neue Inputs. Es war ein harter Kampf, bis alles soweit war, aber ich bin froh, dass es letztendlich so funktioniert hat wie wir uns das gewünscht haben.

Obwohl “Gloria” wesentlich abgefahrener als “Back To Times Of Splendor” ist, denke ich, dass das Material live leichter umzusetzen ist und ein guter Keyboarder die Songs mit einigen zusätzlichen Samples eigentlich hinkriegen müsste. Plant ihr das so, oder werdet ihr ausschließlich mit Samples arbeiten?

Wir sind noch am Experimentieren. Bis jetzt ist es so, dass wir die Songs vermischt haben, allerdings mit starker Gewichtung auf die neuen Sachen. Es ist aber schon so, dass es nicht ganz so einfach so ist. Eine Option die wir haben und auf die es wahrscheinlich auch hinauslaufen wird, ist in jedem Fall das Arbeiten mit Blöcken. Es ist halt einfach so, dass gewisse Stimmungen von “Gloria” zu einigen Stücken vom letzten Album überhaupt nicht mehr passen.

DISILLUSION Interview 2006 zu ´Gloria´ bei vampster.com

Jens sorgt bei DISILLUSION nicht nur für perfektes Druming sondern auch für den richtigen Einsatz der Samples auf der Bühne.

Wie sieht´s gigmäßig aus? Ihr seid demnächst, bzw. wart auch schon wieder unterwegs, habe ich gesehen? Gibt´s auch eine größere Tour?

Wir spielen bis zum Ende des Jahres viele Einzelgigs und eine kleinere Clubtour und im nächsten Jahr ist dann auch was Größeres geplant.

Wie sehen eure persönlichen, musikalischen Hörgewohnheiten, bzw. deren Spektrum aus? Was hören DISILLUSION privat und was können sie absolut nicht hören?

Es gibt überhaupt keine stilistischen Einschränkungen in dem was wir hören. Ich könnte Dir jetzt alle Stile aufzählen die mir einfallen und es gibt in allen Bereichen Musik, die uns anspricht, wir sind quasi offen für Alles.

O.k., damit lasse ich mich jetzt aber trotzdem nicht abspeisen, dann muss ich Dich eben anders festnageln: Nenn mir mal einige mehr oder weniger aktuelle Alben, die du momentan hörst?

Jaaaa…da muss ich erst mal überlegen. Ich habe momentan nach wie vor das neue Album von TOOL oft laufen, außerdem auch die aktuelle MADONNA. Geschichten wie MASTODON entdecke ich momentan auch gerade neu für mich.

Oder auch Sachen wie beispielsweise THE MARS VOLTA?

Ja, die logischerweise auch, THE MARS VOLTA kannst Du in jedem Fall schreiben!

Möchtest Du noch etwas loswerden? Ich weiß, dass diese letzte Frage immer doof zu beantworten ist, aber ich stelle sie trotzdem.

Öhm. *lacht* Die Leute sollen sich einfach halt mal “Gloria” anhören.
Vielleicht noch Eines: Im Opener “The Black Sea” heisst es ja “Let your breath go and swim with me” …lasst euch fallen. und das ist auch das Motto. Man sollte sich einfach von Allem freimachen und eintauchen in diese Welt…

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