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Jahresrückblick 2024 von Andi Dollinger

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JAHRESHIGHLIGHTS 2024

OPETH: The Last Will And Testament

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Die Formkurve zeigte bereits mit „In Cauda Venenum“ wieder nach oben, allerdings hätte ich nicht zu träumen gewagt, dass OPETH mit „The Last Will And Testament“ ein solches Glanzstück in ihrer späten Karriere glücken würde. OPETH schrauben auf ihrem vierzehnten Studiowerk ihre 70s-Progflirts soweit herunter, dass sie eine fantastische, symbiotische Beziehung mit dem seit “In Cauda Venenum” wieder vermehrt eingesetzten düsteren, hartmetallischen Selbstverständnis der Band eingehen und innerhalb der Songs in kurzen Sequenzen rasante Richtungswechsel einläuten.

Mainman Mikael Åkerfeldt, der hier neben gewohnt starken klaren Gesangslinien zum ersten Mal seit „Watershed“ auch wieder auf die zur seinerzeit tiefen Death Metal-Phase typischen Growls setzt, greift bei seinem kompositorischem Meisterstück auf Elemente der letzten zwanzig Schaffensjahre zurück und offenbart in diesem narrativen Konzeptalbum mittels gefühlvollen Harmoniebögen und dynamischer Virtuosität eine unglaubliche Vielfalt an Ideen, Wendungen und Stimmungen. Und das in zu jeder Zeit kohärenter Manier. Ganz großes Kino! (und lasst euch ja nix anderes von Andreas erzählen 🙂 )

CONCRETE WINDS: Concrete Winds

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Das für mich beste Extremmetal-Album 2024 kommt aus dem Hause CONCRETE WINDS. In nicht mal einer halben Stunde pulverisieren die beiden Finnen PJ (v., g.) und M. (dr.) im dissonant-noisigen Chaos und anarchisch anmutenden Death Metal / Grind – Inferno die Grundfesten der Erde. Wurden bei den vorangegangen Alben auch schon keine Gefangenen gemacht, tritt „Concrete Winds“ den Beweis an, dass beim Ausloten der Grenzen des Ertragbaren noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht war. Hyperaggressiv, durchgeknallt, ein gnadenloser Abriss!

PANZERFAUST: The Suns Of Perdition – Chapter IV: To Shadow Zion

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„The Suns Of Perdition – Chapter IV: To Shadow Zion“ markiert den grandiosen Abschluß der 2019 begonnenen Tetralogie über die gewalttätige Natur des Menschen und bündelt mit sowohl atmosphärisch packenden, etwas komplizierteren als auch aggressiven Passagen die Stärken aller vorangegangenen Teile. Kartashovs Drumming ist mal wieder atemberaubend und mit Ahmet Ihvanis Baglama-Instrument bei ‚The Damascene Conversions‘ ziehen sogar nahöstliche Klänge in die pulsierende Negativität und den beklemmenden Furor der kanadischen „Black Metal Fundamentalists“ ein. Fakt nach den vier „Suns“-Scheiben: PANZERFAUST sind zu einer der interessantesten Black Metal-Combos der vergangenen Jahre gereift.

WITHERFALL: Sounds Of The Forgotten

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Eventuell ein klein wenig zu verkopft, technisch jederzeit auf überragendem Niveau und mit einer bunten Palette an Empfindungen bestückt! WITHERFALL schrauben weiter an ihrem perfekten Album und kommen mit „Sounds Of The Forgotten“ dem schon sehr nahe. Dramatisch, unbehaglich, theatralisch, heavy… Die US-Prog Metaller sind auf ihrem vierten Album so wandlungsfähig wie noch nie und haben dazu mit Joseph Michael einen der derzeit besten US Metalsänger in ihren Reihen, der auch hier wieder zu Hochform aufläuft. Und das nicht nur bei ‚They Will Let You Down‘ mit seinem rasanten, nevermorigen Pulsschlag, seinem orgelunterlegten Hookrefrain sowie Jake Dreyers neoklassischen Einschüben oder bei der leidenschaftlichen Powerballade ‚Where Do I Begin‘ mit seinem genialen Solo im CONTROL DENIED/DEATH-Farbton, sondern über die gesamte Distanz dieses äußerst expressiven Albums.

MIDNIGHT: Hellish Expectations

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Das punk’n’rollige Black/Speed Metal-Ein-Mann-Kommando aus Cleveland packt endlich wieder die räudige Asikeule aus und entfacht auf „Hellish Expectations“ eine hymnische Gewaltorgie mit ständigem Hooklinealarm! Athenars Fähigkeiten als exzellenter Songwriter mit feinem Gespür für eingängige Melodien im Heavy Metal-Gewand gehen in knackigen 26 Minuten Hand in Hand mit seinem infantilen Drang zur totalen Verwüstung im Rough-Mode. MIDNIGHT reißen so in schönster Punkmanier in maximal drei Minuten alle Wälle nieder, fegen über einen wie beim D-Beat-Smasher „Deliver Us To Devil“ oder „Nuclear Savior“ im erhöhten Tempo gnadenlos hinweg oder fahren auch mal wie bei „Slave Of The Blade“ einen charmant vor sich hin swingenden MOTÖRHEAD-Groove auf. Erwartungen meilenweit übertroffen!

SCALD: Ancient Doom Metal

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Nach einem überragenden Auftritt auf dem Hammer Of Doom 2019 und der ebenfalls mehr als überzeugenden „There Flies Our Wail!“-EP zwei Jahre später wartete man gespannt, wie das erste vollständige Produkt der russischen Epic Doom Metaller SCALD, die sich nach dem Tod ihres Ursängers Agyl 1997 aufgelöst haben, ausfallen mag. Die Antwort: „Ancient Doom Metal“ ist zum Niederknien! Mit einem kraftvoll intonierenden Felipe Plaza Kutzbach (u.a. PROCESSION, CAPILLA ARDIENTE, NIFELHEIM) am Mikro kann man eigentlich nur gewinnen, aber auch das gesamte Material der ersten SCALD-Scheibe nach 27 Jahren schließt mühelos zu den oberen Rängen des Genres auf. An den Gesangsstil Kutzbachs angepasst, hat man das rauhere und leicht verschrobene Element von „Will Of Gods Is A Great Power“ gegen eine glattere Vorgehensweise und gleichmäßig dahinfließende Harmonien eingetauscht. Ansonsten gilt: es gab in diesem Jahr kaum eine Doom-Platte, die in punkto heroische Getragenheit, epische Schwere und unter die Haut gehende Melodien diesem Teil das Wasser reichen konnte!

MEGA COLOSSUS: Showdown

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„Let‘s go, Dr. Jones!“ Die obernerdigen MEGA COLOSSUS nehmen sich für die „Showdown“-Lyrics nicht nur den Archäologen Indiana zur Brust, sondern u.a. in ‚Take To The Skies‘ auch „Porco Rosso“, einen kuriosen Film über einen Piloten im Ersten Weltkrieg, der in einen Schweinemenschen verwandelt wird. Genauso irrwitzig gestalten die fünf Jungs aus North Carolina aber auch wieder einmal ihre Songs, die mit ihren fantastisch doppelläufigen Gitarren und grandiosen, harmonischen Gesangslinien diesmal eingängiger und weniger thrashlastig ausfallen als beim Vorgänger „Riptime“. Ein solch facettenreiches Achterbahn-Stück wie ‚Grab The Sun‘ allerdings ist selbst den kauzigen Adventure Metallern bis dato noch nicht geglückt. MEGA COLOSSUS zählen mit ihrem vierten Album definitiv zu den Gewinnern des Veröffentlichungsjahres 2024.

UND ANDERE SEHR GUTE SCHEIBEN (in alphabetischer Reihenfolge)

AIWAZ: Darrkh…It Is!

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AMETHYST: Throw Down The Gauntlet

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BLACK CURSE: Burning In Celestial Poison

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BLOOD INCANTATION: Absolute Elsewhere

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BLUES PILLS: Birthday

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CHELSEA WOLFE: She Reaches Out To She Reaches Out To She

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D-A-D: Speed Of Darkness

Das Artwork von "D-A-D - Speed of Darkness"

EVERGREY: Theories Of Emptiness

Das Artwork von "Evergrey - Theories Of Emptiness"

HAMFERD: Men Guðs Hond Er Sterk

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HELVETETS PORT: Warlords

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IRONFLAME: Kingdom Torn Asunder

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MECHANIC TYRANTS: St. Diemen Riots

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MÖRK GRYNING: Fasornas

Das Artwork von "Mörk Gryning - Fasornas Tid"

NECROPHOBIC: In The Twilight Grey

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THE NEPTUNE POWER FEDERATION: Goodnight My Children

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NESTOR: Teenage Rebel

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PERCHTA: D’Muata

Das Artwork von "Perchta - D'Muata"

SERVANTS TO THE TIDE: Where Time Will Come To Die

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THE SPIRIT: Songs Against Humanity

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WHOREDOM RIFE: Den Vrede Makt

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ZERRE: Scorched Souls

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UNTO OTHERS: Never, Neverland

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Kein Flop, eher eine Enttäuschung ist das diesjährig erschienene „Never, Neverland“ von den Portland-Gothrock-Metaller UNTO OTHERS geworden. Klar, wenn man sich die Entwicklung von der EP „Don’t Waste Your Time“ bis zu „Strength“ (allesamt für mein Dafürhalten großartig) anschaut, überrascht es niemanden, dass sich die Portlander durch zunehmende Reduzierung von harten Riffs einem größeren Publikum erschließen wollen. Warum man jedoch vehement lethargisch, geradezu blutleer etliche Songs gestaltet hat (dies gilt insbesondere für Düstersamtkehlchen Franco), erschließt sich mir auch unter Berücksichtigung jeglicher unterkühlter Selbstdarstellungsfaktoren nicht. Quo vadis, UNTO OTHERS?

Ebenfalls in „da wäre mehr drin gewesen“:

KERRY KING: From Hell I Rise

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In Ansätzen eine ordentliche, oftmals aber leider nur eine mittelmäßige Endphasen-Slayer-Kopie mit einem Mark Oseguada, der zu oft verkrampft einen auf Tom Araya macht. Ebenso generisch: das KI-verdächtige Cover. Ihr dürft mich jetzt bewerfen :-)!

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HELL OVER HAMMABURG

The Night Eternal, Hysterese

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BRAINCRUSHER IN HELL

Asphyx, Chapel Of Disease, Wiegedood

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DARK EASTER METAL MEETING

Perchta, Imha Tarikat

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KEEP IT TRUE XXIV

Grave Digger, Hällas

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METALHEADZ OPEN AIR

Dead Lord, Amethyst

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DESERTFEST BERLIN

Amenra, Zerre

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CHAOS DESCENDS

Satan, Voivod

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PARTY.SAN OPEN AIR

Anaal Nathrakh, Akhlys, Sólstafir

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PROPHECY FESTIVAL

Empyrium, Arthur Brown

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STORM CRUSHER FESTIVAL

Atrophy, Dark Quarterer

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KEEP IT TRUE RISING IV (the almost final chapter)

Victory, Y&T, Crimson Glory

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THRASH NIGHTMARE

Morbid Saint, Cruel Force

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EINZELGIGS

SWANS (Feierwerk, München)

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CHELSEA WOLFE (Technikum, München)

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AHAB (Z-Bau, Nürnberg)

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DORDEDUH (New Force, Erlangen)

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LEFT TO DIE (Hirsch, Nürnberg)

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Ein Jahr der Veränderungen ist zu Ende und ein Jahr der Veränderungen beginnt: Wohnungswechsel, Stadtwechsel, neue Eindrücke. Zum Glück gibt es ein paar Konstanten im Leben und eine davon darf natürlich auch bei meinem Vampster-Jahresrückblick nicht fehlen:

„Ich habe auch eine Freundin, nettes Mädchen, Schriftstellerin, hat ein Buch über sexuelle Störungen beim Mann geschrieben. Sie habens bestimmt gelesen.“ (Frank Drebin, Spezialeinheit)

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