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ZINNSCHAUER: Hunger . Stille

Märchenemo ohne Happy End: ZINNSCHAUERs mutige Rechnung will leider nicht aufgehen.

Oh je. Märchenemo also. Na dann, auf in die Schlacht. Das Trio ZINNSCHAUER bringt mit Akustikgitarre und Emogesang den Minnesang ins einundzwanzigste Jahrhundert. Aber wirklich gut ist das leider nicht. Da wird auf die Gitarre voller Kraft eingedroschen und laut gefleht, geheult, angeklagt und dann wieder leise und zart das Instrument gestreichelt. Diese Dynamikausbrüche machen das Hören von Hunger . Stille sehr anstrengend, vor allem wenn dann noch Screamo-Gekreische dazu kommt. ZINNSCHAUER machen es also dem Hörer nicht wirklich einfach, einerseits das alles zu begreifen und zu verarbeiten, andererseits das auch noch zu ertragen.

Die Texte sind recht pathetisch, das Songwriting ist sehr sperrig und alles andere als mitreißend. Vielleicht hätte die Musik mit einer richtigen Besetzung ihren Reiz, aber Songs wie Das Zahnen Allein, das acht Minuten lang versucht die Heaviness von ENVY in eine Unplugged-Form zu pressen, gehen leider schief. Wollen wir aber nicht unfair sein, ZINNSCHAUER haben das Herz am rechten Fleck und auch gute Ansätze auf Hunger . Stille: In manchen Stücken gibt es schöne Momente, gerade Tau ist ein Schritt in die richtige Richtung. Dennoch: Die knapp siebenunddreißig Minuten wirken mindestens anderthalb mal so lang, vor allem wegen dem nicht gerade zugänglichen Songwriting. Gespielt ist die Musik von ZINNSCHAUER indes recht ordentlich, was man vor allem an den kleinen Gitarrenleads bemerkt, auch der Gesang ist solide. Das Problem an Hunger . Stille ist allerdings ein ganz elementares: Es will nicht wirklich funktionieren, was hier zusammengebraut wird. So wie Kuchen und Weißbier nicht zusammengehören. Da mir von dieser Vorstellung nun der Hunger vergangen ist, wähle ich also die Stille. Sorry, aber dieses Märchen findet kein Happy End.

Veröffentlichungstermin: 28. November 2014

Spielzeit: 36:55 Min.

Line-Up:
Jakob Amr
Sjard Fitter
Jonatan Lux

Produziert von Magnus Wichmann und Tobias Streng
Label: Kapitän Platte

Homepage: http://www.zinnschauer.com

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/Zinnschauer

Tracklist:
V. Hunger:
1. Klamm
2. Hunger ist ein einsames Gefühl
3. Echolalie
4. Das Zahnen Allein
V. Stille:
5. Tau
6. Stille ist nur das Warten auf
7. Echolot
8. In Zahlen zu zweit

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