WITHOUT FACE: Astronomicon

Die zwischen TRISTANIA und FATES WARNING angesiedelte Musik von WITHOUT FACE ist, und man möge mir die unbeabsichtigte Anspielung auf den Bandnamen verzeihen, einfach zu gesichtslos, um auf Dauer überzeugen zu können.

Nie wirklich durchsetzen konnte sich die Vermischung von Prog und Gothicmetal. Es ist müßig, darüber zu diskutieren, ob Progger vor lauter Tonleiterskalen keine Zeit für Depressionen haben oder ob man beim Erwerb eines Rüschenhemdchens sein Verständnis für alles, was außerhalb von Mollklängen liegt, opfern muss. Vielleicht liegt es einfach daran, dass es nur ganz wenige Acts gibt, die beide Stile gleichberechtigt und sinnvoll miteinander verquicken. Mir fallen spontan gerade mal einige nie über den Demostatus herausgekommene Undergroundacts ein. WITHOUT FACE sind da schon einen Schritt weiter, sie konnten einen Vertrag mit dem in letzter Zeit sehr ruhig gewordenen Traditionslabel Earache abschließen und legen nun mit „Astronomicon“ ihren Versuch vor, die beiden an sich so gegensätzlichen Stilrichtungen in ein einheitliches Gewand zu kleiden. Und so finden sich glasklare Frauengesänge neben Taktwechseln, traurig-melancholische Melodien neben vertrackten Sequenzen und massive Düsterriffs neben Keyboardkaskaden. Im Prinzip ist das dem Sextett auch prima gelungen, sehr ausgewogen und einheitlich klingt das Endergebnis namens „Astronomicon“, doch leider vermögen die meist überlangen Kompositionen nicht mitzureißen. Da werden zwar etliche Spannungsbögen aufgebaut, und auch der Wechsel zwischen weiblichen, männlichen und Grunzkeifvocals wirkt ausgeklügelt, doch bei allem Wohlgefallen fehlt das letzte überzeugende gewisse Etwas, das bleibt, nachdem die CD zuende gegangen ist. Sicher, man kann in „Astronomicon“ reinhören, wenn sowohl TRISTANIA als auch FATES WARNING zu den persönlichen Faves zählen, ich glaube jedoch kaum, dass WITHOUT FACE dauerhaft Eindruck hinterlassen können in der Musiklandschaft. Dazu ist ihre Musik, und man möge mir die unbeabsichtigte Anspielung auf den Bandnamen verzeihen, einfach zu gesichtslos.

Spielzeit: 44:18 Min.

Line-Up:
Juliette – Vocals

Andras – Vocals

Peter – Schlagzeug

Roomy – Gitarre

Sasza – Keyboards

Akos – Bass

Label: Earache Records

Tracklist:
Weird Places

Pit And Pendulum

…In The Garden

The Violin Of Erich Zann

Talamasca

Daimonion

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