V.A.: Metal Ostentation VI

Nach dem qualitativ ansprechenden und vielfältigen Angebot des fünften Teils der Underground Compilation-Serie waren die Erwartungen an "Metal Ostentation VI" durchaus im oberen Bereich angesiedelt, doch leider vermag der sechste Teil diese Erwartungen nicht zu erfüllen.

Nach dem qualitativ ansprechenden und vielfältigen Angebot des fünften Teils der Underground Compilation-Serie Metal Ostentation waren die Erwartungen an Metal Ostentation VI durchaus im oberen Bereich angesiedelt, doch leider vermochte der sechste Teil diese Erwartungen nicht zu erfüllen. Das liegt vor allem an der etwas eintönigen Genre-Mischung, die diesmal sehr stark auf den Death und Black Metal-Bereich abzielt. Aber auch die Qualität der einzelnen Bands ist in Frage zu stellen, wobei insbesondere die zweite Hälfte des Samplers stark abfällt. Der Beginn ist jedoch vielversprechend, indem die Niederländer ENDYMAERIA einen atmosphärischen Dark/Black/Gothic Metal-Auftakt hinlegen, der neben einer adäquaten Härte und einer durchgängigen Melodietreue auch mittelalterliche Einsprengsel einbringt. Nett anzuhören ist auch die dänische Formation END MY SORROW, deren Sampler-Beitrag Broken zwar nicht gerade vor Abwechslung sprüht, aber gutgemeinten und eingängigen Female Fronted Metal bietet. Ein ähnliches Urteil kann auch über die Melodic (Death/Thrash) Metal-Band LOST EDEN gefällt werden, die brav und gut produziert ihren Song darbietet; erwähnenswert hierbei ist die Tatsache, dass es sich bei der Band um Japaner handelt, was man dem sehr europäischen Sound in keinster Weise anhört. Kompromisslos geht es dann mit TRIBES OF CAIN weiter: die Schweizer geben sich zwar unverwechselbar dem Black Metal hin, doch scheuen sie auch nicht vor kleineren Experimenten zurück, die Supra Absurdum so manches Überraschungselement während der allgemeinen Raserei kredenzen. In dunkleren Gefilden sind auch die Österreicher von DARK DECEPTION anzutreffen, deren Black Metal schleppender und atmosphärischer aus den Boxen quillt, aber ebenso mit einer gewissen Abwechslung gesegnet ist.

Mit SCHISTOSOMA ebbt dann erstmals die erste Anfangseuphorie ab. Nach den durchwegs gelungenen, wenn auch nicht aufsehenerregenden ersten fünf Tracks bahnt sich der klassisch angehauchte Death Metal keuchend im schleppenden Tempo über die Tonrillen des Samplers, ohne aber verfolgenswerte Spuren zu hinterlassen. Das darauf folgende Wound der Japaner DYING MESSAGE bietet zwar etwas mehr Abwechslung, aber die rumpelige Produktion beeinträchtigt den Hörgenuss des Stilmixes aus Progressive, Death und Power Metal. Grindcore/Death Metal folgt dann mit der Schweizer Formation DARKRISE, die ihren Song mit allen wesentlichen Merkmalen des Genres ausstattet, aber schlussendlich doch etwas mit der Abwechslung haushaltet und somit im gleichen Boot sitzt wie die belgischen Old School Thrasher von EDGECRUSHER. Aber auch die mit starkem Elektro-Anteil ausgestatteten französischen Symphonic Gothic/Black Metaller von AEON VORTEX erheben die Abwechslung nicht gerade zum maßgeblichen Stilmittel, wenngleich Oxidizing World in gewisser Weise seinen Reiz hat, insbesondere wenn sich die poppigen Elemente mit den härteren Klängen überschneiden. In einer ähnlichen Genre-Schublade findet sich auch das kanadische Soloprojekt MELANCOLIA ein, wobei The Dark Reflection Of Your Soul in seinen nicht einmal drei Minuten einen ziemlich zerfahrenen Eindruck hinterlässt.

Eine kleinere Metal-Auszeit verschaffen einem dann die Belgier von SKEPTICAL MINDS, die ihren Sampler-Beitrag aus der Dark Wave-Ecke beziehen und somit eine Solostellung in der bisherigen Metal Ostentation-Reihe einnehmen, was schließlich auch für Aufmerksamkeit sorgt. Auf einer reinen Dark Wave-Compilation würde Kissing The White Goddess aber bedeutend weniger Aufmerksamkeit erregen – in etwa so viel wie die niederländische ERAZER-Formation, die mit ihrem klassischen 80er-Metal auf diesem doch eher an Death/Black Metal-Interessierte adressierten Sampler auf mehrheitlich taube Ohren stoßen wird. Ja, und solche taube Ohren würden sich dann auch so manche beim Beitrag der ebenfalls aus Holland stammenden ACES wünschen: Come Back bietet so rein gar nichts, so dass jedes weitere Wort zu diesem emotionslosen Metal pure Byte-Verschwendung wäre. Nicht ganz so hart trifft ESTREPITO die Kritik, wenngleich auch die Luxemburger nicht gerade Meister ihres leicht punkigen Death Metal-Fachs sind, ebenso wie die kanadischen Frickel-Deather von SLAUGHTER OF SAINTS. Etwas versöhnlich stimmt dann doch wieder der Abschluss (zumindest musikalisch), der von der niederländischen Pagan/Black Metal Band KROCHT eingeleitet wird, obzwar der Songtitel Onder Duitschen Rijksvlag einen mehr als fragwürdigen Eindruck hinterlässt. Den Schlusspunkt setzt dann der Rumpelkammer Black Metal der französischen Band NYARLATHOTEP, die oldschoolig mit ebensolchem Sound norwegischen Schwarzmetal schrammelt, keift und klopft.

Mit Metal Ostentation VI haben Enclave Productions nur bedingt die beste Auswahl an Underground-Bands getroffen. Während das erste Drittel des Samplers mit durchaus akzeptablen Songs aufwarten kann, mindern einige Substandard-Produktionen und musikalisch unvermittelbare Bands den künstlerischen Wert der Compilation. Zudem zeigten sich die portugiesischen Macher auch schon einfallsreicher und mutiger, was die Genre-Zusammenstellung betrifft, so dass Metal Ostentation VI im Gegensatz zu seinem Vorgänger leider kein Geheimtipp für Underground-Freunde ist.

Veröffentlichungstermin: 2005

Spielzeit: 78:53 Min.
Label: Enclave Productions

Homepage: http://www.enclaverecords.cjb.net

Email-Adresse der Band: enclaverecords@sapo.pt

Tracklist:
1. ENDYMAERIA: Realm Of Betrayal
2. END MY SORROW: Broken
3. LOST EDEN: Sewn-Mouth Forest
4. TRIBES OF CAIN: Supra Absurdum
5. DARK DECEPTION: Of Heaven´s Lava
6. SCHISTOSOMA: Last Way Out
7. DYING MESSAGE: Wound
8. DARKRISE: Scorvy
9. EDGECRUSHER (BEL): The Netherworld
10. AEON VORTEX: Oxidizing World
11. MELANCOLIA: The Dark Reflection Of Your Soul
12. SKEPTICAL MINDS: Kissing The White Goddess
13. ERAZER: Phoenix
14. ACES: Come Back
15. ESTREPITO: Desert Place
16. SLAUGHTER OF SAINTS: Memnoch
17. KROCHT: Onder Duitschen Rijksvlag
18. NYARLATHOTEP: The Ancient Oath

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