UNORTHODOX: Awaken

Der typische Maryland-Doomsound tropft hier aus den Boxen. Selten hab ich mich so gefreut, dass eine alte Band den Arsch noch mal hochkriegt.

Bei den Doom-Nostalgikern kann man mit dem Labelnamen HELLHOUND Records ohne Anstrengung einen verträumten Blick ins Gesicht zaubern. Zwar war es nie nur das reine Doom-Label, als das es gern gehandelt wird, auch andere Richtungen des Metals bis Hardcore waren an Bord. Aber nahezu alles, was im Rahmen des Doom einzufügen war, hatte seine Scheiben eben bei Hellhound. Davon die gefühlte Hälfte der Bands kamen irgendwie alle aus Maryland/USA, was man schnell heraushören konnte, auch wenn alle irgendwo ihr eignes Süppchen innerhalb dieses Sounds kochten. Ganz oben standen bei mir UNORTHODOX, die weniger schwerfällig, dafür um einiges frickeliger und abgepfiffener daher kamen.

Dass man nun heute ein neues Album erwarten konnte, das überraschte dann doch. Auch wenn nur noch Bandkopf Dale Flood übrig ist, der sich mit neuen Kollegen unter altem Namen zurückmeldet, so ist man doch nach wenigen Takten wieder voll drin im gewohnten Sound von UNORTHODOX. Melodische Gitarren, eingebettet in einen packenden Groove und einen verspielten Bass, dargeboten mit ordentlich Wumms. Dass hier Gary Isom in die Felle haut, rundet das Bild ab, er sorgte unter anderem bereits bei IRON MAN, SPIRIT CARAVAN und auch bei PENTAGRAM für den passende Groove und harmoniert hervorragend mit Basser Mark Ammen (Ex-DOG FASHION DISCO). Hört man coole Songs wie das stampfende Dogma, Friend in need, oder das treibende Emptiness, so kann man kaum zuhören, ohne dass nicht zumindest der Kopf mitwackelt. Auch die Luftgitarre wird bald ausgepackt. Die doomigen Klänge sind hier noch weniger als schon auf den Klassikern, ein dunkler Schatten ist aber durchaus immer zu erkennen. Mich erinnert der Sound der Band aus Silver Spring weiterhin an eine Mischung aus REVELATION und THE OBSESSED bzw. SPIRIT CARAVAN von Marylands Doom-Veteran WINO. Die Rhythmsection bewegt sich ähnlich frei und einfallsreich wie die alten Kollegen. Bei Mastermind Flood ist aber deutlich zu erkennen, dass er seit dem Break ´96 anscheinend viel Southern-Rock gehört oder gespielt hat. Typisches Gitarrenspiel findet man auf Awaken an allen Ecken. Das verleiht der Scheibe noch ein zusätzliches Maß an Melodik, die aber immer wieder durch schwere, angedoomte Grooves oder auch mal schnellere Ausbrüche auf dem Pfad typischen Maryland-Sounds gehalten werden. Dale Floods Stimme klingt dezent reifer, man erkennt sie sofort, trotz der immer noch deutlichen Ähnlichkeit mit WINO WEINRICH. Auch seinen Texten hört man immer noch gerne zu.

An die Frische des ultrastarken ´92er Debüt Asylum (2007 von Bipolar Demand Records mit drei Bonustracks wiederveröffentlicht) kommt Awaken nicht heran, aber mit Balance of power von 1994 kann man definitiv gleichziehen. Hellhound-Freaks werden in einen kleinen Wahn verfallen und sich in Glückseeligkeit wiegen. So ergeht es zumindest mir seit Tagen der Dauerrotation. Da ja so ziemlich alles von damals nicht mehr zu kriegen ist, sollten auch Doomnasen, die für diese Zeit Born too late sind, unbedingt zugreifen. Der typische Marylandsound tropft hier aus den Boxen, weckt Erinnerungen an Bands wie WRETCHED, IRON MAN, INTERNAL VOID, REVELATION oder die alten Combos von WINO. Selten hab ich mich so gefreut, dass eine alte Band den Arsch noch mal hochkriegt. Welcome back!

Veröffentlichungstermin: Januar 2009

Spielzeit: 40:26 Min.

Line-Up:
Dale Flood: Vocals, Guitar
Mark Ammen: Bass
Gary Isom: Drums

Produziert von Gary Isom, Bruce Falkinburg und Dave Flood
Label: The Church Within Records
MySpace: http://www.myspace.com/unorthodoxdoom

Tracklist:
1. Soultaker
2. Dogma
3. Friend in need
4. Awaken
5. Kicking dead horses
6. Walls and bridges
7. Coming down
8. Drawning in a wishing well
9. Emptiness
10. Road to ruin

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