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TRUEVIL: Enthusiastical ill-fated evilution [Eigenproduktion]

Bayrischer Black Metal mit Humor – oder warum der Darmtroll nicht das neue Maskottchen für Immodium ist.

Wo Ernst ist, ist auch Humor. So sind die Witze aus der Zeit der sozialistischen Diktatur in Ungarn nicht zu verachten, warum soll es also nicht auch Humor im truen Black Metal geben? Ergo haben es sich wie TROLLKOTZE, WINTERSCHISS oder die BLACKSEED BOYS auch TRUEVIL zum Ziel gemacht, ein Lächeln oder zumindest ein Schmunzeln in die immer ernste Schwarzmetallwelt zu bringen. Unschwer am Corpsepaint zu erkennen, stammen die Jungs aus Bayern und haben laut Eigeninformation mit Lord Azzmagoth sogar ein Mitglied in ihren Reihen, welches nur während dem Hafturlaub mit ihnen musizieren kann. Während diese Informationen durchaus lustig auf dem Papier sind, bleibt die Frage nach dem musikalischen Gehalt von TRUEVIL.

Zumindest in Sachen Produktion muss man diesen Bayern eine gesündere Einstellung als zahlreichen Bands aus dem schwarzmetallischen Bereich attestieren. Denn TRUEVIL konstatieren, dass man einen Unterschied zwischen einer Black Metal-Scheibe und einem Rasierapparat hören muss. Und zumindest für Enthusiastical ill-fated evilution gilt diese Mission als erfüllt. Klar gibt es bessere Produktionen und besser klingende Drumcomputer. Aber es gibt auch zahlreichere schlechtere und dort nehmen sich die Bands auch noch bierernst, und sitzen vermutlich länger im Übungsraum. In diesem Bereich können die lustigen Bayern also schon mal ein passabel im positiven Sinne für sich verbuchen.

Im musikalischen Bereich bewegen sich TRUEVIL bei der schwarzmetallischen Durchschnittsmarke, die hier und da auch mal galant mit Kreativität übersprungen wird. Wieder lassen sie einige ihrer todernsten Genrekollegen qualitativ hinter sich, binden in Acht gar technoide Klänge ein, frönen in The fucking priest deserved to… dem Death Metal, trollen in Trollgelage im Sinne FINNTROLLs und ENSIFERUMs umher und zeigen nicht nur in Locus tenebrum, dass ihnen die Reize des atmosphärischen Black Metals nicht verborgen bleiben können. Überhaupt scheinen die Jungs einen breiten musikalischen Horizont zu haben. So widmen sie sich wie PREPOSTEROTUM vor ihnen ebenfalls dem Thema Corpsepaint, allerdings mit an Spy vs. Spy-erinnernden Rockabilly-Tönen. Richtig fies zeigt man sich in der NARGAROTH-Parodie Black Metal is Krieg, wo TRUEVIL als musikalische Geschütze Hip Hop à la DIE FANTASTISCHEN VIER auffahren – und diese musikalische Aufgabe besser meistern als so mancher MTVIVA-Pseudogangster mit Plattenvertrag.

Im Promoschreiben wünschen sich TRUEVIL entweder einen richtigen Verriss mit wenig Punkten oder aber eine Lobeshymne mit Maximalpunktzahl für Enthusiastical ill-fated evilution. Da ich schon derart viel aktuellen Black Metal gehört habe, der um Längen unkreativer und langweiliger war als das dargebotene Material, bleibt den Bayern ein Verriss hier verwehrt. Leider reicht es auch nicht für eine uneingeschränkte Lobeshymne, da hier Witzbolde wie KNORKATOR und CROTCHDUSTER die Messlatte schon etwas höher angesetzt haben. Wer allerdings die BLACKSEED BOYS mag, sollte TRUEVIL auf jeden Fall eine Chance geben – denn die Bayern können auf jeden Fall eine grosse Portion kreatives Potential ihr Eigen nennen.

Veröffentlichungstermin: 06.06.2006

Spielzeit: 58:30 Min.

Line-Up:
Geiland: Bariton-Elektrogitarre, Schrei- und Grunzgesang
Fado Maso: Elektrogitarre, Bass, Engels- und Schreigesang
Der Fisch: Schreigesang
Umbra: Keyboards, Schreigesang
Lord Azzmagoth (Sessionmitglied): Querflöte, tiefer dämonischer Gesang
Elem IV: Schlagzeug, aber nur live
Label: Eigenproduktion

Homepage: http://www.truevil.de.vu

Tracklist:
1. True bavarian black metal
2. (Penetrating the) Sluts of Babylon
3. Corpsepaint
4. The fucking priest deserved to…
5. Satan
6. Ich wollt ich wär kein Huhn
7. Locus tenebrum
8. Acht
9. March of the undead
10. Kettensägenmassaker am Weihnachtsbaumverkauf
11. BlackMetal is Krieg
12. Trollgelage
13. The nail and the sinner
14. Kernobst im Herbst
15. Der Darmtroll (pt.1)
66. Climbing the thornthrone of misanthropy (Bonus Track)