TRINACRIA: Travel Now Journey Infinitely

Ein komplett gegensätzliches Album zwischen extremem Metal und elektonischem Noise, das ebenso mitreißt wie abstößt, und ebenso gefangen nimmt, wie anekelt.

Das allsehende Auge, auch genannt TRINACRIA, hat es schon immer gewusst. Vorhersehung sowieso. Ivar Björnson ist mehr als nur der nette, verträumt blickende Ex-Black Metal-Gitarrist, für den man ihn halten möchte. Wenn er auf das Weibsvolk trifft, wird er zur Bestie. Ebenso die Frauen, die müssen sich aber gar nicht erst verstellen. Wenn also ENSLAVED auf ein garstiges Noiseprojekt namens FE-MAIL stoßen, dann ist Verwirrung erstmal vorprogrammiert.

Doch das Ganze ist nur selten so krank und wirr, dass man es nicht mehr aushalten mag. Viel mehr klingt es wie eben ENSLAVED auf Industrial: ungemütlich, kalt, bizarr und größtenteils unnahbar. Genau das macht den Reiz dieser Scheibe aus und eine Remix-Scheibe der Norweger überflüssig. Zumindest nahezu. Stücke wie der Opener und Part III: Make No Mistake zeigen genau das auf, nur ein wenig chaotischer und wilder vielleicht. Dem gegenüber stehen dennoch schöne Nummern wie Part IV: Endless Roads oder der gigantisch-schöne, abschließende Titeltrack. Gerade diese Nummer ist derart eindringlich, dass es alle anderen, sicherlich auch starken Stücke vergessen lässt. Der langsame, atmosphärische Aufbau, mit herrlichem Gesang ausgestattet, wächst von Sekunde zu Sekunde weiter und entlädt sich in einer Noise-Explosion, unter derer immer noch das wunderschöne, melancholische Grundgerüst liegt.

Travel Now Journey Infinitely ist ein unbequemes Albums, eines, dass den Hörer in ein Wechselbad der Gefühle wirft. Erinnerungen werden dabei an viele verschiedene Bands wach: Die industrielle Finsternis von RED HARVEST und die kakophonische Sinnlichkeit von Neurosis & Jarboe begleiten das einerseits unnahbare, andererseits faszinierende Chaos. Während die Metalseite des Albums nicht wirklich überraschend ist, und Musik bietet, die eben auch auf neueren ENSLAVED-Alben stehen könnte, erlangt das alles durch die Beteiligung der beiden mutigen Frauen seinen Reiz. Zwar sind die Basisideen von Ivar Björnson durchaus gut, auch Grutle Kjellsons Vocals sind schön abwechslungsreich und intensiv, dabei völlig anders als bei seiner Hauptband, aber die verschrobenen Arrangements und kreativen Sahnehäubchen stammen von Maja S. K. Ratkje und Hild Sofie Tafjord.

TRINACRIA bieten auf ihrem Debüt gut 45 Minuten fordernde Musik. Musik, die nicht langweilig wird, stellenweise sogar sehr zugänglich ist und mit seiner Fülle an originellen Details absolut überzeugt. Travel Now Journey Infinitely ist ein komplett gegensätzliches Album, das ebenso mitreißt wie abstößt und ebenso gefangen nimmt wie anekelt. Polarisierend in jedem Fall, doch wer offen ist und sich heiß-kalten Klangcollagen hingeben kann, die verschmelzen, was nahe liegt und doch gänzlich anders ist, der wird hier auf jeden Fall fündig. Ein beeindruckendes Werk.

Veröffentlichungstermin: 16. Mai 2008

Spielzeit: 47:10 Min.

Line-Up:
Maja S. K. Ratkje – Vocals, Electronics
Grutle Kjellson – Vocals
Ivar Björnson – Guitar
Ice Dale – Guitar
Espen Lien – Bass
Iver Sandoy – Drums
Hild Sofie Tafjord – Horn, Electronics

Produziert von Jorgen Traen
Label: Indie Recordings

Homepage: http://www.myspace.com/trinacriamusic

Tracklist:
Part I: Turn-Away
Part II: The Silence
Part III: Make No Mistake
Part IV: Endless Road
Part V: Breach
Part VI: Travel Now Journey Infinitely

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