TIMELESS MIRACLE: Into The Enchanted Chamber

Die schwedische Combo bewegt sich auf ihrem Debüt irgendwo zwischen RUNNING WILD und den Solo-Werken von Luca Turilli. Die Musik ist weitaus fröhlicher als das düstere Titelbild vermuten lässt. Die Geige aus der Konserve ist gewöhnungsbedürftig, passt aber zum sauberen Klangbild und den solide arrangierten Stücken.

Während das gelungene Titelbild eine finstere Unterwelt mit angsteinflößenden Kreaturen darstellt, ist der musikalische Inhalt von Into The Enchanted Chamber eine weitaus heitere Angelegenheit. TIMELESS MIRACLE agieren zwar nicht ganz so fröhlich wie etwa HELLOWEEN oder STRATOVARIUS. Trotzdem erzielt die CD auf der Poliertheits-Skala ausgesprochen hohe Werte.

Schon die ersten Töne dürften alle Verfechter des wahren Heavy Metal abschrecken: Keyboard-Fanfaren treffen auf Synthie-Streicher. Hinzu gesellt sich eine mittelhohe, markante Stimme, die entfernt an Ozzy Osbourne erinnert. Wenig später steigt dann aber der Rest der Band ein und zockt einen ansprechenden Melodic Speed Metal-Opener. Sowohl Gesang als auch Musik bewegen sich irgendwo zwischen RUNNING WILD und den Solo-Werken von RHAPSODY-Gitarrist Luca Turilli. So erinnert der zweite Song Witches Of Black Magic anfangs an Turillis Erstling King Of The Northern Twilight, ehe der stampfender Refrain geradezu nach einem Piratentext schreit. Nicht zuletzt durch die vielen Tempowechsel gelingt es den Schweden jedoch, den Kompositionen eine eigene Note zu verleihen. Das kann man beim Titeltrack am besten hören, der mit einem beschwingten Refrain zu begeistern weiß. Der Gesang ist über weite Strecken mehrstimmig, verzichtet jedoch auf bombastische Choreinlagen. Dafür gibt es immer wieder mittelalterliche Einschübe. Die Geige aus der Konserve ist gewöhnungsbedürftig, passt aber zum sauberen Klangbild. The Devil ist eine hymnische Nummer, die im Mittelteil mit etwas raueren Passagen aufwartet, in denen SKYCLAD durchschimmern. Leider kann mich der Gesang bei diesem Song nicht mitreißen. Anscheinend habe ich die Geschwindigkeit ist alles!-Scheuklappen meiner Jugend noch nicht ganz abgelegt. Denn der anschließende Speed Metal-Track The Red Rose klingt in meinen Ohren schon wieder besser, obwohl die melodischen Ideen nicht wesentlich packender sind.

Nach einem kurzen Zwischenspiel beginnt die zweite Albumhälfte mit der Rückkehr des eingangs besungenen Werwolfs, die einmal mehr wie ein schlecht gelaunter Luca Turilli klingt. Die Riffs wirken rotziger und der Refrain bodenständiger. Zugleich bleibt die Melodieführung aber im vorhersehbaren Rahmen und die Arrangements mit kurzer Polka-Einlage und Lead-Gitarren ohne Überraschungen. So, was fehlt jetzt noch!? Richtig, eine Ballade. Memories gehört dabei zu der Gattung überflüssige Lieder dieser Welt, da keinerlei Emotionen transportiert werden. The Gates Of Hell geht es drunter und drüber. Vom stampfenden 6/8-Takt über Speed-Einschübe bis hin zu Filmmusik-artigen Teilen gibt es alles. Richtig gut klingen TIMELESS MIRACLE aber erst wieder bei Down To The Gallows. Hier dominieren RUNNING WILD-Elemente wie das unruhige Tempo der Strophe zwischen Midtempo und Speed und der flotte 6/8-Refrain. Die Klatsch-Einlage und der Greensleeves-Ausflug am Ende hinterlassen leider einen zwiespältigen Eindruck.

Zum Abschluss wartet die Band dann mit einem 14-minütigen Epos namens The Voyage auf. Jetzt mal ehrlich: Die wirklich guten Metal-Songs, die länger als 13 Minuten dauern, kann man an einer Hand abzählen! So ist es nicht verwunderlich, dass TIMELESS MIRACLE es nicht schaffen, einen umfassenden Bogen zu spannen. Stattdessen bilden die ersten sechs Minuten einen durchschnittlichen Song, an den einfach weitere Teile gehängt wurden, die abgesehen von den Texten wenig zusammenhängend wirken. Am Ende gibt es noch ein beinahe bombastisches Ende, das für sich genommen wieder gut klingt. Doch das ändert nichts an dem zerfahrenen Gesamteindruck.

Somit handelt es sich bei Into The Enchanted Chamber um ein ordentliches Debüt mit einer ganzen Reihe von gelungenen Liedern. Zwischendurch schleichen sich aber belanglose Momente ein, die ihren Höhepunkt in Memories und The Voyage finden. Knackpunkt der CD ist und bleibt jedoch der glatte Sound und die Keyboard-Präsenz, die nicht jedem gefallen werden. Andererseits verkaufen Bands wie eben RHAPSODY einen ganzen Haufen Alben, so dass TIMELESS MIRACLE sicherlich ein paar Fans finden werden.

Veröffentlichungstermin: 13.06.2005

Spielzeit: 64:29 Min.

Line-Up:
Mikael Holst: Gesang, Bass

Fredrik Nilsson: Gitarre, Keyboard

Sten Möller: Gitarre

Jaime Salazar: Schlagzeug

Produziert von Anders Theander und Pontus Lindmark
Label: Massacre Records

Homepage: http://www.timeless-miracle.com

Tracklist:
1. Curse Of The Werewolf

2. Witches Of Black Magic

3. Into The Enchanted Chamber

4. The Devil

5. The Red Rose

6. A Minor Intermezzo

7. Return Of The Werewolf

8. Memories

9. The Gates Of Hell

10. Down To The Gallows

11. The Dark Side Of The Forest

12. The Voyage

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