THE BLOOD DIVINE: Rise Pantheon Dreams

Wer auf melancholische Sound steht, sich dabei aber nicht nur von lahmarschigem Geschwurbsel einlullen lassen möchte, der ist bei THE BLOOD DIVINE jedenfalls genau richtig!

Diesen Best-Of-Release vor Augen, wird einem wieder einmal schmerzlich bewusst, welch nachteilige Entwicklung die Gothic-Metal-Szene im Laufe der Jahre vollzogen hat. Konnte das Anfang der 90er aufblühende Genre zunächst mit einer unglaublichen Ideenvielfalt einen völlig frischen Wind in die Metalszene bringen, haben auch hier eine unüberschaubare Bandschwemme und die Zufriedenheit mit Standards vieles zunichte gemacht.

Auch THE BLOOD DIVINE, die Band um den ehemaligen ANATHEMA-Frontmann Darren White, darf zu den Pionieren der damaligen Zeit gezählt werden, auch wenn die Band relativ spät dran war. Indem die Truppe ihrem melancholischen Gothic-Sound eine ordentliche Portion Rock´n´Roll-Spirit einverleibte, kreierte sie dafür aber eine völlig eigenständige und vor allem auch eigenwillige Mischung, die auch heute noch mit keiner anderen Band zu vergleichen ist.

Mal mehr zum einen, dann wieder zum anderen Pol hin tendierend, war es natürlich ganz besonders Darrens Gesang, der diesen Sound prägte. White ist dabei wieder einmal der lebende Beweis, dass es keiner besonders guten Technik bedarf, um als genialer Sänger gewertet werden zu können. Wie auch schon auf den ersten ANATHEMA-Werken hat man auch bei THE BLOOD DIVINE nicht nur einmal das Gefühl, als hätte er seine tiefen verzweifelten Gesänge und Schreie in völlig besoffenen Zustand eingesungen, was seine Einmaligkeit aber nur unterstreicht.

Wie das immer bei Best-Of-Scheiben der Fall ist, kann selbstverständlich auch Rise Patheon Dreams nicht alle Wünsche erfüllen und vor allem das Fehlen der drei grandiosen Abschlusstracks des Debüts vermisst man auf dieser Compilation doch schmerzlich (Platz wäre ja noch zur Verfügung gestanden…). Die großen Hits der Band sind auf Rise… aber auf jeden Fall vertreten, allen voran das geniale Aureole mit seinen Kirchenorgelsound und diesen unglaublich mitreißenden Melodielinien. Keyboards – ein gutes Stichtwort.

Wie konnten CRADLE OF FILTH einen derart unerschöpflichen Quell an Ideenreichtum mit einem unglaublichen Gespür für eingängige Melodien nur ziehen lassen? Egal ob rotzrockige Hammondsounds, atmosphärische Keyboardteppiche oder begleitende Elektroklänge, Benjamin weiß jeden einzelnen Song aufzuwerten und diesem eine eigene Identität zu verpassen. Visions in Blue, As Rapture Falls, Embraced by your touch, So Serene, The Passion Reigns – welcher Song ist eigentlich geiler?

Aufgepeppt wurde Rise Pantheon Dreams – wie man das von Peaceville ja gewohnt ist – auch mit dem ein oder anderen Bonustrack.

Revolt sticht dabei ganz klar am meisten hervor. Durch die punkige Attitude und das Fehlen von Keyboards könnte man das Stück fast schon als Gothrash bezeichnen – umso stärker kommt das simpel gestrickte Stück rüber.

Aber auch die bereits auf dem Peaceville-Jubiläums-Sampler vertretene geniale OSMOND-BROTHERS-Coverversion Crazy Horses ist mehr als außergewöhnlich.

Das rare I will bleed zeigt die Band dann trotz seines speedigen Mittelteils wieder eher von ihrer gothliclastigen Seite und hätte sehr gut auf das Debüt gepasst ohne das Niveau der Scheibe abfallen zu lassen und auch hier kann Ryan wieder mit dem obskuren Keyboardzwischenspiel überraschen.

Lediglich das bislang unveröffentlichte Forever belongs mag mit der Güte des restlichen Materials nicht ganz mithalten.

Rausgeschmissen wird man dann mit der Live, no intro-Version von Aureole, bei der man vom live zwar nichts bemerkt, insgesamt kommt das ganze aber sehr roh und fast etwas knalliger als das Original rüber und vor allem die interessanten Hintergrundgesangseffekte sind sehr cool gemacht.

Es gibt eigentlich nur eine Sache, die ich an dieser Best-Of-Compilation zu bemängeln hätte und das ist die Tatsache, dass diese furchtbaren Kuhglocken vom Schlagzeuger nicht rausgefiltert hat. 😉

Natürlich bleibt auch hier wieder die Frage der Zielgruppe. Da die ursprünglichen Werke offiziell anscheinend ja nicht mehr erhältlich sind, gibt es eine ganz dicke Kaufempfehlung für alle, die bislang mit der Band noch nicht in Berührung gekommen sind! Für all diejenigen, die den Werdegang der Band intensiv verfolgt haben, ist die Ausbeute leider nicht so groß, weshalb es mal wieder eine Frage des Geldbeutels bleibt, ob man für, sagen wir mal zwei tatsächlich bislang unveröffentlichte Stücke entsprechend Geld hingelegen will. Für mich wäre die konsequenteste Lösung gewesen, gleich beide Alben als Doppel-CD neu aufzulegen und noch ein paar Demo- oder Live-Versionen drauf zu hauen. Davon hätte nämlich jeder was gehabt, der Fan der war/ist/sein wird. Als ob das soviel Mehraufwand gewesen wäre….

Naja, für mich war dieses Teil jedenfalls genau der richtige Anfixer, um mal wieder die alten Alben aus dem Regal zu holen und eine lang verschollene Band wieder richtig abzufeiern. Wer auf melancholische Sound steht, sich dabei aber nicht nur von lahmarschigem Geschwurbsel einlullen lassen möchte, der ist bei THE BLOOD DIVINE jedenfalls genau richtig!

Fierce

Veröffentlichungstermin: 21.10.02

Spielzeit: 55:57 Min.

Line-Up:
Darren J. White – Vocals

P.J. – Lead Guitar

Steve Maloney – Bass

Was – Drums

Benjamin Ryan – Keyboards
Label: Peaceville

Tracklist:
1. Aureole

2. Visions in Blue

3. As rapture fades

4. Revolt

5. Wilderness

6. Sensual Ecstasy

7. Enhanced by your touch

8. I will Bleed

9. The Passion reigns

10. Leaving me helpless

11. Forever Belongs

12. So Serene

13. Crazy Horses

14. Aureole

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