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THE AERIUM: Song For the Dead King

Die blutjungen Russen zeigen auf ihrem Debüt, dass sie durchaus Talent für stimmungsvolle und atmosphärische Töne besitzen. Der Vergleich zu etablierten Genrevertretern lässt das Album jedoch nicht im besten Licht erstrahlen, da es zum einen an einprägsamen, mitreißenden Songs fehlt und zum anderen auch die Produktion zu Wünschen übrig lässt.

Aus dem fernen Russland bricht dieses Quintett auf, um den europäischen Kontinent mit einem weiteren Happen trendkonformer Kost in schwarzer Soße zu verköstigen. Der Speiseplan von THE AERIUM ist dabei nicht gänzlich fremd: Symphonischer Gothic Metal mit einer reif klingenden Oberkellnerin, die der Mahlzeit – just durch ihre Omnipräsenz – das gewisse Extra verleiht.

In der Küche haben sich die vier männlichen Mitstreiter allerdings nicht so sehr mit Ruhm bekleckert. Hauptgrund dafür ist die Substandard-Küche, die viele interessante Ansätze zunichte macht. So sind die Keyboards, die zwar atmosphärisch, jedoch zu wenig dramatisch gespielt werden, dermaßen dominant, dass sie zum einen die zu dumpf gestimmten Gitarren im Geschmack über die Maßen übertönen und zum anderen der Rhythmus-Sektion absolut keine Chance lassen, sich zu entfalten, wenngleich sich der Koch an den ereignislosen Drums ohnehin noch die Hauben verdienen muss.

Doch zum Glück wird das Festessen in diesem Zustand noch nicht dem Genießer serviert. Denn dank Veronika Sevostjanova wird der Mahlzeit noch der nötige Feinschliff verabreicht. Die Sängerin geht dabei zwar nicht mit Glacé-Handschuhen zu Werke, sondern erzwingt mit ihrer dunklen Alt-Stimme hohe Töne, die dem Liedgut einen ganz speziellen Geschmack verleihen. Zudem wird dem Gericht, das bestimmt nicht aus slawischen Kochbüchern stammt, durch den charmanten anglo-russischen Dialekt Sevostjanovas ein markantes Gewürz zugefügt, das Sympathiewerte mobilisiert.

Doch spätestens hier sehe ich auch die ersten Augen rollen: Ja ihr habt recht, THE AERIUM gewinnen mit Sicherheit keinen Innovationspreis – und schlimmer; sie haben den Trend fast schon ein wenig verschlafen, so dass schon einige den ganzen Gothic-Eintopf mitsamt seinen Operndiven mimenden Sängerinnen auf den Komposthaufen schmeißen würden. Doch damit täte man den ambitioniert zu Werke gehenden Russen unrecht. Klar, auch ich, dem THE AERIUM aus irgendeinem unerklärlichem Grund besonders sympathisch ist, wünschte mir mehr Abwechslung und Komplexität, eine bessere Produktion und keine belanglos dahergeträllerten Songs, wie sie auf der zweiten Hälfte des Albums vor sich gehen. Doch da sind dann wieder Stellen, die mit der aufkeimenden Hoffnung behaftet sind, dass man in den nächsten Jahren noch mehr und besseres von THE AERIUM hören wird können. Man nehme nur den interessanten Spannungsaufbau beim Refrain zu Song For The Dead King oder das gegen Ende atypisch schnelle Queen Of Snows, das darüber hinaus mit einer äußerst interessanten Gesangslinie aufwarten kann. Doch zwei, drei interessant anmutende Songs rechtfertigen nun einmal nicht den Kauf eines ganzen Albums.

Veröffentlichungstermin: 30.11.2004

Spielzeit: 40:15 Min.

Line-Up:
Veronika Sevostjanova – Vocals

Kirill Novikov – Guitars

Andrey Grishin – Keyboards

Igor Reshetnikov – Bass

Alexander Gubko – Drums & Percussion

Produziert von THE AERIUM
Label: Black Lotus Records

Homepage: http://www.theaeriumband.com

Email: info@theaerium.com

Tracklist:
1. Song For the Dead King

2. Prayer

3. Queen Of Snows

4. Treasure Hunter

5. Sentinel

6. Wanderer

7. Midnight

8. On The Pier

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