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STURM: Fragmente

Musikalisch gefällt die Band mit ihrer tonnenschweren, groovenden und wirklich brutal klingenden Mischung aus TOTENMOND, WARPATH, DRECKSAU, CROWBAR, RICHTHOFEN, CARNIVORE oder (alten) FLEISCHMANN durchaus und spätestens jetzt (mit Nennung dieser Namen) dürfte klar sein, was den Käufer dieses Albums erwartet.

Obwohl die Mitglieder von STURM nur knappe fünfzig Kilometer von mir entfernt wohnen, kenne ich weder die bisherigen Alben, noch hatte ich jemals die Gelegenheit einem der zahlreichen Gigs der Lübecker beizuwohnen. So kann ich hier zwar erstens nichts über irgendwelche (eventuellen) Stil- und Sound-Veränderungen berichten, mich deshalb aber zweitens völlig unvoreingenommen „Fragmente“ – dem aktuellen Longplayer (11 Songs, 61:17 Min.) der „Jünger der fleischlichen Befreiung“ – widmen. Und musikalisch gefällt die Band mit ihrer tonnenschweren, groovenden und wirklich brutal klingenden Mischung aus TOTENMOND, WARPATH, DRECKSAU, CROWBAR, RICHTHOFEN, CARNIVORE oder (alten) FLEISCHMANN durchaus und spätestens jetzt (mit Nennung dieser Namen) dürfte klar sein, was den Käufer dieses Albums erwartet. Klar, die Musik könnte man einerseits unter „Heavy Metal“ einordnen, sollte dann das Wort „Heavy“ aber bitte in Fettschrift und Großbuchstaben schreiben. Also HEAVY Metal. Aber andererseits sind auch Einflüsse und Elemente (Fragmente??) aus den Bereichen Death, Doom bzw. Black Metal, sowie Hardcore zu hören. Dann noch die eine oder andere elektronische Spielerei, so klingen STURM (die bereits im Mai 1996 von Thomas Tretow und Gregor Bartel gegründet wurden) auf dem soundtechnisch wirklich sehr guten „Fragmente“. Die einen nennen das „Neue Deutsche Härte“, die Band selbst bezeichnet ihren vielleicht nicht neuen, aber durchaus originellen Stil als „Nordische Härte“. Passend zur gleichmaßen schwer verdaulichen, aber doch recht eingängigen Musik mit deutschen Texten (Ausnahme : das mit einem lateinischen Texte versehene „De Histrione“) deuten auch Songtitel wie „Schmerz“ (mit einem wirklich ultrafiesen Intro. Leute mit Angst vor dem Zahnarzt sollten vielleicht lieber mit dem zweiten Song in diese Platte einsteigen), “Fleisch“, “Blutbad“ oder „Bestie“ nicht gerade auf hippie-eske Lyrik a la „Give Peace a Chance“ oder „Where have all the flowers gone?“ hin. Nein, die Band ist angepisst, wütend und alles kotzt sie an – und die Welt und die Menschen sind sowieso schlecht. Sie besingt Massenkarambolagen in „Stahlfleisch“ (wirklich sehr realistisch vorgetragen), befasst sich in „Egophil“ mit den Selbstzweifeln, die wohl jeder Mensch einmal hat(te) und baut beim eher monotonen De Histrione sogar eine Geige in den Song ein. Eigentlich ist „Fragmente“ eine gute Scheibe, mit der ich nur ein (kleines) Problem habe. Auch wenn Sänger Per Ole Albrecht wirklich sehr abwechslungsreich agiert (mal klingt er gequält, mal schwarzmetallic kreischend, mal singt er mit klarer Stimme, mal überrascht er mit Death Metal-Growls) packt die Band bzw. ihre Musik mich nicht richtig. Je länger das Album dauerte, desto mehr ließ meine Aufmerksamkeit nach. Hier hätte das Variieren der jeweiligen Songgeschwindigkeit (oder meinetwegen auch ne Coverversion) Wunder gewirkt. Die Band ist nicht lustig und macht auch keine Spaß-Musik, aber einen ganz eigenen Humor scheint sie zu haben – oder wie sonst ist der Hiddentrack (bei dem es um handelsüblichen Analverkehr geht. Ein kleiner Tipp an die Musiker : „Der Anus gilt bei den meisten Menschen als empfindliche, erogene Zone. Da der Darmausgang keine Gleitflüssigkeit produziert, empfiehlt sich die Verwendung von Gleitcremes bzw. Speichel. Der Penis sollte unbedingt langsam eingeführt werden, um Schmerzen zu vermeiden. In dieser Position ist dann einige Zeit zu verharren, damit sich der Schließmuskel aufdehnen kann. Zu Beginn sollten die Bewegungen sehr langsam erfolgen. Mit etwas Geduld und Einfühlungsvermögen kann diese Sexualpraktik für beide Partner sehr befriedigend sein.“ Grins…) zu verstehen. Eine gute Scheibe, die allerdings ihre Längen hat. Die Songs teilweise etwas kürzer, von der Geschwindigkeit her etwas variabler, dann gefällt mir das nächste Album bestimmt richtig gut.

Spielzeit: 61:17 Min.

Line-Up:
Per Ole Albrecht – Vokalinfiltration

Thomas Tretow (Distortion, Effekte, Improvisationen)

Gregor Bartel (Distortion, temporäre Improvisationen)

Oliver Trapp (Tiefenvariationen)

Martin Mangels (Schlachtzeug, Hochfrequenz – Tenor)

Label: Source of Deluge

Homepage: http://www.sturm-jdfb.de

Email: sturm@sturm-jdfb.de

Tracklist:
1. Schmerz

2. Fleisch

3. Blutbad

4. Kalte Gefühle

5. Stahlfleisch

6. De Histrione

7. Egophil

8. Priester

9. Bestie

10. Wahn & Sinn

11. Fragmente

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