SEP7EMBER: Strange Ways Of Going Home

Eine Mischung aus erdigem Rock und gitarrenlastiger New-Wave-Melancholie. Wo andernorts Nachfolgeprodukte des Grunge durchschimmern, klingen SEP7EMBER öfter mal latent nach ROBBIE WILLIAMS, nicht zuletzt aufgrund des kraftvollen, klaren Gesangs.

Ein zentrales Thema der raueren Rockmusik war schon immer das Andersein. Nicht im Mainstream mitschwimmen. Auf Eigenständigkeit setzen. Gleichzeitig hilft eine gewisse Dosis Massentauglichkeit dabei, neue Fans anzusprechen. SEP7EMBER sind bemüht, sich vom üblichen Rockgedudel der heutigen Zeit abzuheben. Sie geben sich ungeschliffener und trotziger als die Konkurrenz der Major-Labels. Die Grundstimmung ist nicht gerade fröhlich. Gleichzeitig können E-Gitarren und Songtitel wie I Hate NY nicht darüber hinweg täuschen, dass die Musik ausgesprochen gefällig klingt. Keine Frage, SEP7EMBER möchten gemocht werden. Nicht mit Herzschmerz und Gekreische. Eher mit einer Mischung aus erdigem Rock und New-Wave-Melancholie. Wo bei einer Band wie NICKELBACK sporadisch Nachfolgeprodukte des Grunge durchschimmern, klingt Strange Ways Of Going Home öfter mal latent nach Robbie Williams, nicht zuletzt aufgrund des kraftvollen, klaren Gesangs. Die Refrains sind glatt, die Gitarrenleads ausschweifend und schaffen es immer wieder, Stück für Stück die Atmosphäre des jeweiligen Stücks zu weben, noch bevor die erste Strophe beginnt.

Die Produktion verzichtet auf überflüssigen Ballast, stattdessen präsentiert das Frankfurter Quintett seine Lieder praktisch im Live-Format, was erfreulich gut funktioniert. Die Rhythmusgruppe spielt sich fast schon entspannt durch die subtilen Arrangements. Letztlich stechen weniger einzelene Stücke oder Liedteile heraus, sondern die Gesamtstimmung. Diese erinnert ein bisschen an eine Großstadt bei Nacht – immer wieder lebendig und pulsierend, aber nicht so schillernd, nicht so scharf ausgeleuchtet. Die Stücke wirken nicht rastlos, sind aber doch immer irgendwie in Bewegung. Mal ist es eine hypnothische Basslinie, mal sind es Wah-Wah-Gitarren, die sich als roter Faden im Hintergrund durch die Stücke ziehen. Gravierende Gefühlsausbrüche sucht man vergebens. Klar, zwischendurch dürfen die Gitarren mal etwas verzerrter sein, aber letztlich sind SEP7EMBER – wie eingangs bereits geschrieben – massentauglich.

Ohne klar definierte Zielgruppe ist es natürlich schwierig, im Musikgeschäft Fuß zu fassen. Für echte Gothic-Fans ist die CD viel zu lebhaft, für Popmusik-Experten zu rockig, für Leute, die gerne härter rocken, fehlt es an Durchschlagskraft. Somit bleibt letztlich nur der Mainstream als potenzieller Markt. Dafür hätte die Band sich mit einem etwas abwechslungsreicheren Einstiegstrack wohl einen Gefallen getan. Andererseits bieten SEP7EMBER ansonsten über die gesamte Spielzeit unterhaltsame Songs auf durchgängig hohem Niveau. Aus kommerziellen Gründen hätte die Band sich vielleicht besser als dürre Engländer ausgeben sollen – aber dass ändert nichts an der eigentlichen Musik, die insbesondere in Hinblick auf Gelegenheitshörer Potenzial hat.

Veröffentlichungstermin: 07.10.2011

Spielzeit: 48:55 Min.

Line-Up:
Boris Pillmann: Gesang
Guido Dobrautz: Gitarre
Bernd Siedler: Gitarre
Bill Peckham: Bass
Hakan Cetin: Schlagzeug

Produziert von Alex Theisen und SEP7EMBER

Label: Steamhammer/SPV

Homepage: http://www.sep7ember.com

Mehr im Netz: http://www.myspace.com/septemberspace

Tracklist:
1. View Into Blur
2. I Hate NY
3. Run
4. One Thing
5. So
6. Rocket To Somewhere
7. Carpets
8. Bitterness
9. Gods Are Laughing
10. Superhero Smash Hit Wonder
11. Remaining Days
12. All Quiet
13. So (acoustic)

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