blank

SEA OF GREEN: Time To Fly

Anfangs wirkt das Album noch unspektakulär, doch irgendwann geschieht es: Dieser so harmlos dreintönende Nostalgie-Mix aus Stoner, Space und Retro Rock beginnt Wirkung zu zeigen…

Mein erster Eindruck: unspektakulär. Mein zweiter: unspektakulär. Und auch Durchgang Nummer drei ging ohne bleibenden Nachhall zu Ende. Doch irgendwann geschah es: Dieser so harmlos dreintönende Nostalgie-Mix aus Stoner, Space und Retro Rock begann Wirkung zu zeigen.

“Women Today” hieß der erste einer ganzen Reihe von Songs, der – retrospektiv betrachtet – nach beharrlich wiederholtem Lauschangriff von einem nett vor sich hin dröhnenden, aber nicht weiter wichtigen Stück Musik zu einem verdammt feinen Kurzakustiktrip in Richtung selige 70er heranreifte. Fraglos – und in dieser Hinsicht symptomatisch für das Album an sich – nicht das stonigste, spacigste, retroigste oder sonstigste Lied der Welt, doch unter seiner 08/15-Tarnschale verbirgt es einen verdammt angenehmen, lässigen Groove. “Ever After” erinnert nicht nur an “Godzilla”, sondern entpuppt sich tatsächlich als knuddelwertes (Hard-)Rock-Monster der Marke BLUE ÖYSTER CULT. Und als sei das noch nicht genug, klingt dieses Kleinod auch noch mit den Zeilen aus: “It’s like a drug/always wanting more/it’s how it should be/music sets me free.” Halleluja! Amen!

SEA OF GREEN beweisen Geschmack, Mut und Verstand

Nach kurzem, aber angemessenen Innehalten inklusive ergriffener Reflexion dieser reinsten aller Wahrheiten, geht es weiter mit “Come On Down”, das irgendwie an eine gelungene Generationen-Kreuzung der Altväter BLACK SABBATH mit ihren seattligen Enkel erinnert. Seattle im Sinne der weitgehend punk-freien SOUNDGARDEN, wohlgemerkt. Die flehende Halbballade “Deep Inside” erinnert schon eher an die NIRVANA-Fraktion des besagten Schlechtwetter-Fleckchens, bleibt aber – aufatmen, werte traditionsmetallische Freunde – der letzte Grungismus auf “Time To Fly”.

“Orion`s Belt” setzt nicht nur textlich Kurs gen Weltraum, “People Of The Earth” verblüfft mit reizvollem Wechselspiel von Dope-Riffs und sanften, akustik-lastigen Instrumentalpassagen, der Refrain von “Long Time Coming” verdient einfach nur ein anerkennendes “Cool!”, und mit dem behäbigen “End Of Eternity” geht`s noch einmal Richtung Milchstraße. Dass SEA OF GREEN anschließend wagen, PINK FLOYDs “Breathe” zu covern, beweist dreierlei: Erstens haben die Kerle Geschmack, zweitens haben sie Mut (andere Bands wurden schon für weniger ambitionierte Neuvertonungen verbal gelyncht), und drittens haben sie – zu ihrem und des Hörers Glück – verstanden, dass man nur verlieren kann, wenn man das rosa Schweinchen auf richtig hart trimmt.

“Time To Fly” wächst mit jedem Durchgang

Die Breitwandgitarren dröhnen ergo just mit DEM Maß an Zurückhaltung vor sich hin, die der Atmosphäre des Songs bekommt. Ziemlich gut bekommt, übrigens. Nach so viel Sphären-Klang kann man auch das vergleichsweise energische, rhythmisch recht abwechslungsreiche “Red Haired Dreams” vertragen und darf sich abschließend an der psychedelischen Kulisse des Closers “Dune” ergötzen. Natürlich nur, um dem Album gleich noch einen Durchgang zu gönnen, den nach wie vor belanglosen Opener “Annihilator” wie gehabt zu überspringen und sich ansonsten darüber zu freuen, wie “Time To Fly” immer noch heimlich vor sich hinwächst…

Veröffentlichungstermin: 17.04.2001

Spielzeit: 53:53 Min.

Line-Up:

Eric Kuthe – Bass
Travis Cardinal –Guitar & Vocals
Chris Bender – Drums

Produziert von Nick Blagona & SEA OF GREEN
Label: Rise Above/Dream Catcher

SEA OF GREEN “Time To Fly” Tracklist

  1. Annihilator
  2. WomenToday
  3. Ever After
  4. Come On Down
  5. Deep Inside
  6. Orion’s Belt
  7. People Of The Earth
  8. Long Time Coming
  9. End Of Eternity
  10. Breathe
  11. Red Haired Dreams
  12. Dune
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner