RISING MOON: Demo 2003 [Eigenproduktion]

IN FLAMES-Kopie, deren Songwriting noch ausbaufähig ist.

Hmm, liegt Göteborg neuerdings in Italien? RISING MOON jedenfalls, bereits seit 1996 aktiv, klingen so ganz und gar nicht italienisch. Das ist zunächst einmal erfreulich, denn die zehntausendste HELLOWEEN-Kopie mit Kastratengesang hätte jetzt gerade noch gefehlt. Doch was ist das? Eigenständigkeit ist offenbar eine Tugend, die in Südeuropa nicht sehr hoch geschätzt wird, denn wo ihre Landsmänner nach Deutschland blicken, klingen RISING MOON haargenau wie IN FLAMES zu The Jester Race-Zeiten. Sänger Angelo De Innocentiis (verdammt cooler Name übrigens…) schreit und kreischt und klingt dabei Anders Fridén zum Verwechseln ähnlich. Dazu pfeilschnelle Twin-Guitar-Läufe, Double-Bass-Geboller unterbrochen von Midtempo-Riffs, und fertig ist das Göteborg-Gebräu. Stellt sich die Frage nach der Existenzberechtigung dieses Trios, oder anders: wer braucht das? Nun, für alle, die von der neueren Entwicklung, die IN FLAMES genommen haben, enttäuscht sind, könnten RISING MOON potentiell interessant sein, so sie denn qualitativ an ihre schwedischen Vorbilder heranreichen.

Death´s Colors klingt in der Tat sehr vielversprechend. In gemäßigt schnellem Tempo, quasi mit angezogener Handbremse und ohne allzu intensiv von der Double Bass Gebrauch zu machen, lebt der Opener von einer verdammt eingängigen Gitarrenmelodie, welche sich als Hookline durch den Song zieht, immer wieder auftaucht und dem Song so ihren Stempel aufdrückt. Das Tempo wird hier geschickt variiert und der Song macht richtig Laune, auch wenn oder gerade weil alles (natürlich) sehr vertraut klingt.

Bei They Are As Us geht es dann deutlich hektischer und ungestümer zu mit rasenden Drums und thrashigen Riffs. Dadurch ist das Stück zwar nicht so catchy wie der Opener, dafür allerdings umso energiegeladener. Der getragene Mittelteil wirkt allerdings ziemlich deplaziert und ist völlig unnötig, nimmt er dem Song doch die Energie, nachdem es so schön angefangen hatte.

Bei Grind Out machen sich dann bereits erste Abnutzungserscheinungen bemerkbar. Ähnlich speedig-thrashig wie They Are As Us, fehlt es hier einfach an einprägsamen, für Wiedererkennungswert sorgenden Riffs oder Melodien, so dass es schwer fällt, die beiden Songs überhaupt voneinander zu unterscheiden. Almost Insignificant geht dann in eine ganz andere Richtung, ohne dadurch jedoch an Eigenständigkeit zu gewinnen. Getragen von Keyboards und zu Beginn des Songs effektbeladenen Leadgitarren, wird bei diesem Midtempo-Stück eine düstere, beklemmende Atmosphäre erzeugt. Das funktioniert auch ganz gut, doch klingt das Ganze allzu sehr nach einem Versuch, die entsprechende Phase von HYPOCRISY zu kopieren, ohne jedoch an deren Klasse heranreichen zu können, denn dazu fehlt es einfach an großen Ideen.

Produktionstechnisch gibt es zwar nichts zu meckern (gut, die Bassdrum könnte etwas lauter abgemischt sein), da die Musik kräftig und erdig aus den Boxen dröhnt, und auch spieltechnisch gibt es nichts auszusetzen, jedoch müssen RISING MOON, wenn sie sich schon mit dem bloßen Koopieren anderer Bands begnügen, in Zukunft ihre songwriterischen Qualitäten deutlich steigern, um das Interesse der Metal-Hörerschaft zu verdienen.

Spielzeit: 16:35 Min.

Line-Up:
Angelo De Innocentiis – guitars and vocals

Nicola Paolucci – bass

Carmine d´Annibale – drums and backing vocals

Produziert von Giuseppe Orlando

Homepage: http://www.risingmoon.it

Email: risingmoon@tin.it

Tracklist:
1. Death´s Colors

2. They Are As Us

3. Grind Out

4. Almost Insignificant

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