Selten hat mich ein Infoblatt zu einer neuen CD so gleichermaßen belustigt wie aufgeregt wie das zur neuen EP der Strausberger PARA:NOID. Von einem „völlig neuen expressiven Weg des Komponierens und Musizierens“ ist da die Rede, vom „standardsetzenden Musikakt der Zukunft“ (!) und davon, daß PARA:NOID „keine halben Sachen“ machen, nein: „PARA:NOID (ge-)hört die ganze Welt“. Gut, da war wohl mal wieder ein talentierter Labelpoet am Werk, denkt man sich, wird aber eines Besseren belehrt, denn PARA:NOID haben noch kein Label, werden diesen überheblichen Dünnpfiff also selbst verbrochen haben, was schlichtweg ärgerlich ist. Natürlich wird dann auch noch der Musikstil leicht falsch umschrieben, denn dort ist die Rede von einer Mischung aus Industrial und Metal, von denen beiden man nichts auf diesem Werk findet. Wo Industrial nämlich harsch und häßlich sein sollte und Metal aggressiv und emotional, klingt „Trinity“ nur lasch und poppig. Keines der sechs Stücke jedenfalls schafft es, Emotionen zu wecken oder gar in wirklich harte Gefilde vorzustoßen. Stattdessen findet man gefälligen Electro-Rock, ähnlich wie bei PROJECT PITCHFORK, als diese auf Viva Zwei liefen, aber natürlich lange nicht so gut. Sänger Chan Quirt zum Beispiel singt zu aufdringlich und ziemlich daneben, die Melodien wissen kaum zu packen, und bessere Beats und Gitarren hat man auch schon desöfteren gehört. Es bleibt also offen, wer hierin die Musik der Zukunft erkennen soll, ich jedenfalls darf mich gelangweilt abwenden. Propheten des „standardsetzenden Musikakts der Zukunft“ mögen sich wenden an:
para:noid
Postfach 120
15337 Strausberg
Tel.: 0175/1903965
VÖ: 31.08.2002
Spielzeit: 17:37 Min.
Line-Up:
Jean Byx – guitars, vocals
Chan Quirt – vocals, bass
Sean Song – synths, propgramming, vocals
Produziert von Sean Song
Homepage: http://www.para-noid.de
Email: feedback@para-noid.de
Tracklist:
1. matx I
2. matx II
3. age of beauty
4. lost boys
5. now
6. for pleasure