OSYRIS: A Lesson In Senselessness [Eigenproduktion]

Wer auf kraftstrotzenden, gerne auch mal thrashigen Metal steht, der geschickt Tradition und Moderne miteinander vereint und niemals die Melodien zu kurz kommen lässt, ist mit dem druckvoll produzierten "A Lesson In Senselessness" bestens bedient.

Mehr als vier Jahre hat die Demo-CD Point Of Perception nun schon auf dem Buckel. Vier Jahre, in denen sich bei OSYRIS einiges verändert hat, nicht nur besetzungstechnisch, sondern auch musikalisch. Die leicht progressiven Elemente sind nahezu vollständig verschwunden und einer aggressiveren Ausrichtung gewichen, in der Keyboards kaum noch eine Rolle spielen und allenfalls hier und da zur Akzentuierung benutzt werden. Im Jahr 2005 stehen die Ahlener für traditionellen Power Metal im ursprünglichen Sinne, kombiniert mit teilweise modernen Thrash-Elementen.

Dass die Musik auf A Lesson In Senselessness auch für diejenigen, welche die Entwicklung der Band in den letzten Jahren nicht verfolgt haben, noch unverkennbar nach OSYRIS klingt, ist zu großen Teil das Verdienst von Sänger Bastian Becker. Dessen etwas gewöhnungsbedürftiger Gesang besitzt immer noch einen hohen Wiedererkennungswert. Dabei hat er sich stimmlich im Vergleich zum Vorgänger deutlich gesteigert und gehört wohl zu den talentiertesten Shoutern, die der deutsche Underground zu bieten hat, beherrscht er doch sowohl den extrem hohen Power Metal-Gesang sehr souverän, als auch aggressive Grunts und Shouts. Zudem zeichnet sich Becker durch ein sehr gutes Gespür für eingängige Gesangsmelodien aus, denn die kommen trotz des gestiegenen Härtegrades auf diesem Album nicht zu kurz. Die anderen Bandmitglieder stehen dem allerdings in nichts nach und entfachen ein Feuerwerk an coolen Riffs und technisch äußerst versierten Leads, und der pumpende Bass von Stefan Heeke macht in bester Steve Harris-Manier zusammen mit Schlagwerker Marcel Köttendorf ordentlich Druck. Letzterer versteht es, ausgesprochen songdienlich zu spielen und in den richtigen Momenten Akzente zu setzen.

A Lesson In Senselessness ist ein Album, welches fast ausnahmslos zu begeistern weiß – sieht man einmal von der Ballade Endlessly ab, die zwar keinesfalls schlecht ist, auf dem ansonsten äußerst energiegeladenen Album ein wenig deplatziert wirkt und bei der Becker nicht derart glänzen kann wie in den aggressiveren Kompositionen. Und diese haben es in sich: Der Opener Manifest Destiny vereint MAIDEN-Leads und Stakkato-Riffing und kann mit einem echten Ohrwurmrefrain aufwarten, während das folgende, etwas moderner ausgefallene Pain Amplifier mit seinen rasanten, abgedämpften Gitarren in der Strophe etwas an NEVERMORE erinnert. Mit dem von stimmungsvollen, cleanen Gitarren eingeleiteten Annihilate hingegen legt die Band eine ordentliche Thrash-Granate mit teilweise verzerrtem Gesang hin. Highlight des Albums ist allerdings das rasante Wasted Years. Die hohen Screams von Becker in diesem Song machen einem Warrel Dane zu SANCTUARY-Zeiten alle Ehre. Wenn dieses Stück auch das einzige ist, mit dem man die Drei-Minuten-Grenze unterschreitet, so kommt die Combo doch auch in sämtlichen anderen Songs auf den Punkt, ohne sich in unnötigen Schnörkel zu verzetteln.

OSYRIS ist es gelungen, das hohe Niveau ihrer ersten Veröffentlichung noch einmal deutlich zu steigern und dabei eine Kurskorrektur vorzunehmen, ohne die eigene Identität in Frage zu stellen. Wer auf kraftstrotzenden, gerne auch mal thrashigen Metal steht, der geschickt Tradition und Moderne miteinander vereint und niemals die Melodien zu kurz kommen lässt, der ist mit dem druckvoll produzierten A Lesson In Senselessness bestens bedient. Die Scheibe kann für 10,- € auf der Band-Homepage bestellt werden.

Veröffentlichungstermin: 21.10.2005

Spielzeit: 36:55 Min.

Line-Up:
Bastian Becker – Gesang

Marcel Köttendorf – Schlagzeug

Stefan Heeke – Bass, Keyboard

Jörn Eickenkötter – Gitarren

Produziert von Osyris, Alex Cwiertnia, Ingo Czajkowski

Homepage: http://www.osyris-metal.de

Email-Adresse der Band: band@osyris-metal.de

Tracklist:
1. Manifest Destiny

2. Pain Amplifier

3. Only A Moment

4. Annihilate

5. Wasted Years

6. Where Angels Learn To Sin

7. Endlessly

8. Another Lesson In Senselessness

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