Selten kommt es vor, dass eine Metal Band in aller Öffentlichkeit als „der nächste große Wurf“ geahndet wird. Die deutsch-österreichische Kollaboration OCEANS darf sich mit diesen Lorbeeren schmücken, sollte sie aber mit Vorsicht genießen. Ob das Sextett diesen hohen Ansprüchen mit ihrer Vier-Track-EP (inkl. Intro!) „Hell Is Where The Heart Is – Part II“ gerecht wird, werden wir nun genau unter die Lupe nehmen.
Der Groove stampft alles nieder
Schon der erste Teil der EP konnte Anfang dieses Jahres punkten. Wem jedoch ein einzigartiger „Hit“, den man noch in einigen Jahren gerne hören wird, fehlte, das sollte sich nun ändern. Den Beginn macht mit „Longing“ wieder ein Intro. In knapp einer Minute wird zu düsteren Klängen erzählt, was uns erwartet. Gleich mit der ersten Textzeile der Single „Home“ („From the distance the stars shine so bright…“) stellt die Band die Weichen zu einem Track, der absolut das Zeug zum Überhit in sich trägt. Eingängige Strophen werden lyrisch gekonnt nachdenklich bis depressiv interpretiert und die Musik-Fraktion stampft mit ihrem Groove alles in Grund und Boden. Doch auch eine wütende Blast-Beat-Attacke darf samt Shouts nicht fehlen – OCEANS bieten hier große musikalische Kunst, schaffen es in den Gehörwindungen zu bleiben, werden jedoch zu keiner Zeit vorhersehbar.
„I Want To Be Whole Again“ fängt zurückhaltend und ziemlich drückend an. Der Song versprüht Endzeitstimmung und ist wohl mehr in Midtempo-Gefilden gehalten. Auch wenn die Texte in Englisch gehalten sind, versteht man sie recht gut und kann sich in die Stimmungslage der Protagonisten reinversetzen.
“Home” – ein genialer Song
Das abschließende „Living – Dying“ fällt zur Abwechslung wieder härter aus. Hier wird mehr geshoutet denn clean gesungen und auch mal tief gegrowlt. OCEANS schaffen es, den thematischen Spannungsbogen durch die gesamten Tracks der EP durchzuziehen. Vielleicht fällt gerade deshalb der letzte Titel am wütendsten aus und bildet damit den perfekten Gegenpol zum vorherigen Song.
Unterm Strich ist der Band mit „Hell Is Where The Heart Is – Part II: Longing“ ein abwechslungsreiches, gutes Stück Musik gelungen. Die songschreiberischen Qualitäten stehen außer Diskussion und der Stil lässt sich nicht problemlos in ein bestimmtes Genre eingrenzen. Doch mit „Home“ ist dem Sextett ein überdurchschnittlich genialer Song gelungen, den man auf keinen Fall vermissen sollte.
Veröffentlichungsdatum: 29.07.2022
Label: Nuclear Blast
Line Up:
Timo Rotten – Vocals, Guitar
Patrick Zarske – Guitar
Thomas Winkelmann – Bass
J.F. Grill – Drums
OCEANS “Hell Is Where The Heart Is – Part II: Longing” Tracklist
- Longing
- Home
- I Want To Be Whole Again
- Living – Dying