MY RUIN: The Horror of Beauty

Klasse Platte der besten Frau im Rockbusiness…und die Band ist auch nicht schlecht…

Ich bewundere diese Frau. Ihre Stimme, ihre Texte, ihre Musik, ihre Attitude. Das erste Album von MY RUIN, das ich in die Finger bekam, war das 2000er Werk „A Prayer under Pressure of violent Anguish“, und es hat mich umgehauen! So viel Aggression und Intelligenz, so wunderbare Musik. Und bisher haben Tairrie B. und ihre Band dieses hohe Level auch mühelos halten können. So auch mit diesem Album. Vielleicht etwas weniger abwechslungsreich als das letzte Werk „Blasphemous Girl“, aber dafür umso aggressiver und packender. Die Songs bewegen sich zwischen energischen schnelleren Tracks wie „Made to Measure“ und Midtempo-Brechern wie „American Psycho“, alles immer wieder angereichert mit langsamen groovigen Parts, am besten in „Hot in the House of God“. Die Gitarren braten extrem dreckig, der Bass tönt wunderbar tief und groovig, die Drums klingen absolut lebendig und nach viel, viel Power. Vergleiche zu finden fällt schwer, da diese Band einen absolut individuellen Stil besitzt. Irgendwo zwischen Sludgecore, Punk und Stoner Rock angesiedelt, könnte man das ganze angesichts der staubtrockenen Produktion diesmal vielleicht als StonerPunkDoom bezeichnen. Insgesamt versprüht die Platte einen Live-Charakter, einen ehrlichen Klang, der sehr gut zum wahnsinnigen Gesang passt. Denn hier kotzt sich jemand richtig aus. Tairrie B.´s Stimme setzt dem ganzen die absolute Krone auf. Was für eine Stimme! Was für eine Wut, was für ein Volumen, da könnte so mancher zwei Meter grosse, männliche Brüllwürfel blass uns schüchtern werden. Eine herrliche Stimme! Wenn diese Frau „Fuck You“ in dein Gesicht schreit, stehst du auf, gehst nach Hause und wirst nie wieder dein Zimmer verlassen und nur noch von Tiefkühlpizza leben, denn du weißt, du verdienst es nicht anders. Aber auch in den cleaneren Gesangspassagen liegt ein immenser Ausdruck im Gesang. Man merkt, dass ihr wichtig ist, was sie singt, dass ihre Texte nicht bloss schmückendes Beiwerk sind. Und im Endeffekt geht es auf dieser Platte auch textlich um schmückendes Beiwerk. Das textliche Konzept handelt von der Dekonstruktion von Schönheit, weg vom gesellschaftlichen Diktat hin zur individuellen Entfaltung und eigenen Gestaltung der Maßstäbe: „Beauty is truly in the heart of the Believer“, und nicht in dem was Gesellschaft und Medien diktieren. Es ist ein Teil des freien Denkens, sich bewusst diesen Maßstäben zu entziehen und für sich selbst zu entscheiden. Insofern ist Schönheit durchaus auch politisch. Und damit ist es diese Platte auch. Wenn man sich die Entwicklung der letzten Jahre ansieht (Massive Zunahme von Ess-Störungen bei Jugendlichen, Schönheits-Op´s bei 16jährigen, Britney Spears,…) ist es sicher absolut wichtig Schönheitsideale wieder zu politisieren und, ähnlich wie die Punks Ende der 70er mit ihrer bewussten Hässlichkeit, innere Einstellung und Widerstand auch im Äußeren darzustellen und das nötige Selbstbewusstsein zu entwickeln, gegen den Strom zu schwimmen. MY RUIN tun das schon lange, musikalisch wie textlich. Und wenn Musik und Einstellung, intelligente Texte und fantastische Songs, derart geballt präsentiert werden, ist das auch schon fast furchteinflössend. Eben „The Horror of Beauty“…Eine wahrhaft große Platte!

Veröffentlichungstermin: 10.2003

Spielzeit: 50.00 Min.

Line-Up:
Tairrie B. – Vocals

Mick Murphy – Guitars

Meghan Mattox – Bass

Yael – Drums

Label: Century Media Records

Homepage: http//:www.myruin.com

Tracklist:
1.Stage Fright

2.Made to Measure

3.American Psycho

4.Spitfire

5.Burn the Witch

6.Radio Silence

7.Hot in the House

8.Nazimova

9.Stinkface

10.Weightless

11.Bravenet

12.Ten minutes to Hollywood

13.Rid of me

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