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MUGSTAR: Lime

Nicht im Luxus-Sternenschiff, sondern in einem schnuckeligen, gemütlichen Raumgleiter geht´s ab ins Weltall. Für Space-Rocker unbedingt zu empfehlen!

MUGSTAR ist eine dieser Bands, bei denen man sich einfach vorstellt, dass hier ein paar Kumpels freitags abends im muffigen Proberaum einlaufen, ein paar Tüten rauchen und dann losspielen. Und so ziemlich alles, was da so bei raus kommt, das wird aufgenommen und landet auf einer Single, einer Split, einem Tributealbum oder jetzt wieder auf dem dritten Album der Liverpooler. Ja genau, dieses hemmungslose Ausleben der eigenen Musikalität, das kling doch irgendwie nach Hippiekram…

Gut getippt, MUGSTAR haben sich sehr deutlich dem Space-Rock verschrieben, wie üblich mit einer Prise Psychedelic/Kraut-Rock. Natürlich sind die größten Spacevögel omnipräsent, an HAWKWIND muss sich so eine Band wohl immer messen lassen. Wo sich bei den alten Helden jedoch nicht erst seit dem letzten Album Blood Of The Earth etwas Rost und Sternenstaub in den Triebwerken bemerkbar macht, da schwebt bei MUGSTAR trotz hörbarer instrumentalen Fähigkeiten immer eine leichte Naivität mit, eben als wenn da Freunde zusammen dahinjammen und ihren Spaß haben, ihre Liebe für spacige Abflüge gemeinsam ausleben. Die vier Songs erzählen jeder eine eigene Geschichte, was anfangs recht ähnlich klingen mag, entfaltet sich bei genauerem Hinhören als sehr einfallsreich und voller Abwechslung. Der Aufbruch ins All ist meistens noch etwas ruppiger, lauter, neugieriger, während man dann immer mal wieder an Krautrocker wie KRAFTWERK, deren Kollegen NEU! (ja, die hießen wirklich so!), auch CAN oder unabwendbar auch die ganz frühen PINK FLOYD erinnert wird. Natürlich taucht man irgendwann ein in die Kälte, die Leere, die Unendlichkeit des Weltall, der Sound kommt zum Stillstand und es macht sich das Gefühl breit, ganz allein in einem viel zu kleinen und alten Raumgleiter zu sitzen, vor, hinter, neben, über und unter einem nichts als Schwärze. Aber jeder Stern in der Ferne, jede in unendlichen Weiten funkelnde Galaxie ist eine neue Reise wert. Und diese vertonen MUGSTAR wunderbar, nicht so bombastisch, gnadenlos durchdacht oder überzogen wie manche neuen und alten Kollegen, sondern mit einer erfrischenden Leichtigkeit. Die ersten 2-3 Durchläufe dachte ich noch, Lime wäre so ein Album, das man auflegt, wenn man von anderen Scheiben oder sonst wovon bereits breit ist und diese Welt geistig bereits verlassen hat. Da hab ich mich definitiv geirrt, denn auch dieses Album ist wunderbar geeignet, den Zuhörer ganz ohne sonstige Hilfsmittel auf eine weite Reise zu schicken. Da knödelt der Rickenbacker-Bass, die Synthesizer liegen unaufdringlich auf einer Ebene mit den anderen Kollegen, die Gitarren sorgen mit gelegentlich sonderbarem Spiel für Aufmerksamkeit, die Drums poltern daher wie ein verstopfter Warp-Antrieb und zünden doch differenziert und kraftvoll, und gerade weil nicht alles perfekt geplant, sondern eher gefühlt klingt, gewinnt das Gesamtwerk mehr Charme als ein überproduziertes Meisterwerk. Eben weil MUGSTAR einen nicht mit Lichtgeschwindigkeit ins All schießen, sondern die Reise gemütlich und gemäßigt gestalten, kann man den Trip viel intensiver genießen.

Wem die aktuellen HAWKWIND zu rostig geworden sind, die jungen Space-Rocker zu energisch Richtung Stoner-Rock fliegen oder zu sehr damit beschäftigt sind, so abgefahren wie möglich zu klingen, der findet hier bei MUGSTAR genau das, was er für einen gepflegten musikalischen Abflug braucht. Nicht im Luxus-Sternenschiff, sondern in einem schnuckeligen, gemütlichen Raumgleiter. Für Space-Rocker unbedingt zu empfehlen!

Veröffentlichungstermin: 26.10.2010

Spielzeit: 40:07 Min.

Line-Up:

Peter Smyth – Guitar, Keyboards, Vocals
Neil Murphy – Guitar, Flute, Viola
Jason Stoll – Bass, Saxophon
Steve Ashton – Drums, Percussion

Label: Important Records

Homepage: http://www.mugstar.com

MySpace: http://www.myspace.com/mugstar

Tracklist:

1. Sunburnt Impedance Machine
2. Serra
3. Radar King
4. Beyond The Sun

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