MENNEN: Freakazoid

Schwer zu ertragender 80´er AOR/Hardrock mit Drei-Tage-Bart und rosa T-Shirt

Was soll das denn sein? Klinisch gereinigte verzerrte Gitarren eröffnen das in keinster Weise freakige Album Freakazoid von der mir bisher Gott sei Dank gänzlich unbekannten Band MENNEN mit einem Lutschbonbon-Riff, dass schon das Schlimmste befürchten lässt. BON JOVI mit Migräne? MR. BIG im Wachkoma?

Aber dann kommt es noch viel, viel schlimmer. Im Opener Down feiern die gruseligsten 80´er AOR/Hardrock-Klischees fröhliche Wiederauferstehung: Pisselige, glasklare, cleane Eier-Schneider-Gitarren untermalt von waberigen Keyboard-Flächen erzeugen eine Atmosphäre von amerikanischer Bundfaltenjeans-Aussagelosigkeit, die ich schon lange für gesetzlich verboten hielt. Und dann fängt der Sänger auch noch an zu pfeifen… Argh!

Leute, aus welchem Zeitloch seid ihr denn gehüpft? Da kann dann auch die irgendwie nur halbfertig wirkende Ballade Above the Waterline an zweiter Stelle (!) gar nicht mehr wirklich schocken.

Schablonen–AOR, wie man ihn 1985 nicht schlimmer hätte machen können. Lediglich das Booklet weist diese Platte als Neuveröffentlichung aus. Ein bißchen FOREIGNER? Bitte schön. Mehrstimmige dramatische Refrains? Hier sind sie. Aber alles bitte schön dezent und unaufdringlich. Man will ja niemandem zu nahe treten.

Diese Platte schiebt sich durch den Gehörgang wie ein moderner Kleinwagen durch den Windkanal. Keine Ecken und Kanten, keine Verwirbelungen, ein CW-Wert nahe der Perfektion. Dargeboten in gnadenloser Makellosigkeit und mit glasklarer Produktion ist die Musik so glatt, dass es einen schon fast aufregen könnte. Ich möchte den Musikern in keiner Weise einen Vorwurf machen, handwerklich gibt es an dieser Platte nichts auszusetzen. Die Jungs können spielen, der Sänge kann singen. Aber diese Songs! Man hält sich haarklein an die Vorgaben des Buchs Songwriting für Identitätslose und es ist nicht der kleinste Fitzel Rebellion oder Kraft in der Musik zu finden. Es dominiert eine pastell-farbene Miami-Vice-Melancholie, die einem den Schlaf rauben könnte, wenn sie nicht so ärgerlich wäre. Jungs, ihr könnt doch was! Wo bleibt das Risiko? Ist denn wirklich das, was ihr wollt? Die DON JOHNSON´s des neuen Jahrtausends werden? Dann tragt eure Sonnenbrillen im Dunkeln und werdet glücklich, aber für mich bleibt nur noch eines zu tun: Erst mal anständig MÖTLEY CRÜEhören, denn die 80´er waren Gott sei Dank mehr als rosa T-Shirts und verregnete Strassen in Zeitlupe…

Veröffentlichungstermin: 2005

Spielzeit: 59.10 Min.

Line-Up:
Joss Mennen – Vocals

Eric van de Kerkhof – Guitars

Alex Jansen – Bass

Fon Janssen – Drums

Produziert von Mennen
Label: Escapi Music

Homepage: http://www.mennen.net

Tracklist:
1. Down

2. Above the Waterline

3. It´s over

4. Rain

5. Secrets and Lies

6. Bob

7. Freakazoid

8. These good Times

9. Believe

10. The World stopped turning

11. Wicked White

12. Blue

13. Loose somebody

14. Taste of Paradise

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