MARTIN KESICI: Em Kay

Warum hier ein Review des „Em Kay“-Albums? Weil der Typ nicht nur nach Metal aussieht, sondern auch – in Form von Bands wie EXODUS, DEATH oder FLOTSAM & JETSAM – gerne welchen hört, Leute wie Chris Cornell, Bruce Dickinson und Ronnie James Dio als Vorbilder bezeichnet – und weil das Album gut ist, auch wenn die Qualität der hier zu hörenden Songs doch stark schwankt.

Sicher sollte, kann und muss man den mittlerweile schon fast unzähligen Casting-Shows kritisch gegenüber stehen, weil diese Sendungen mehr mit Marketing als mit echter Musik von echten Musikern zu tun haben. Doch abgesehen von dieser traurigen Tatsache kann man den meisten Gewinnern dieser Shows meistens ein gewisses Talent nicht absprechen (schließlich können ja nicht alle so ekelerregend wie DANIEL KÜBLBÖCK oder langweilig wie ALEXANDER sein). Und man sollte nicht vergessen, daß heutige Superstars wie JUSTIN TIMBERLAKE, ALANIS MORISSETTE, CHRISTINA AGUILERA oder ROBBIE WILLIAMS zu Beginn ihrer Karrieren auch durch diverse Castings gingen bzw. gehen mussten. Es ist also (für mich) grundsätzlich nichts verwerfliches daran, wenn man in solchen Shows auftritt. Soviel dazu.

MARTIN KESICI ist der (verdiente) Gewinner der SAT1-Show „Star Search“, passt aber nicht unbedingt in das handelsübliche 08/15-Teenieformat, das in der „Bravo“ stattfindet. Der 30-jährige Berliner ist etwas älter als der „normale“ Teenie-Star, feierte seinen Erfolg in einem Nachtclub (was der „Bild“-Zeitung immerhin einen Artikel wert war) und musste ein Outing als Haschisch-Konsument über sich ergehen lassen.

Warum aber hier ein Review des „Em Kay“-Albums (14 Songs, 56:00 Min.)? Weil der gelernte Anlagenmechaniker nicht nur nach Metal aussieht, sondern – in Form von Bands wie EXODUS, DEATH oder FLOTSAM & JETSAM – auch gerne welchen hört, Leute wie Chris Cornell, Bruce Dickinson und Ronnie James Dio als Vorbilder bezeichnet – und weil das Album gut ist, auch wenn die Qualität der hier zu hörenden Songs doch stark schwankt.

Das liegt aber nicht am talentierten Berliner, der an keinem Stück mitschrieb, sondern sich auf die kompositorischen Fähigkeiten anderer verlassen musste. Aber die Mehrheit der Songs klingt gut, auch wenn jedem klar sein dürfte, dass wir es hier mit einem Produkt zu tun haben, das für eine möglichst extrabreite Käuferschicht produziert wurde. Wohl auch deshalb wurden viele Tracks mit Piano- und Streicherklängen angereichert und die kompletten Drums programmiert – wodurch das Ganze allerdings manchmal etwas steril klingt!

Martin covert auf gelungene Art und Weise Songs von BRYAN ADAMS („All For Love“ – hier sind mit Thomas Wohlfarth und Michael Wurst auch der Zweit- und Drittplatzierte der Show zu hören), THE COMMODORES / FAITH NO MORE („Easy“), verreisst leider METALLICA’s „Nothing Else Matters“ etwas und versucht sich überraschenderweise wirklich gekonnt an CITY’s “Am Fenster” (normalerweise ein Song, den man nie, nie, nie covern sollte – weil er einfach in der Originalversion schon perfekt ist).

Ganz stark finde ich die Power-Ballade „All Is Sad And Done“ (ein Song, der auf jeder ROBBIE WILLIAMS-Scheibe ein Highlight wäre). Natürlich ist die erste Single Angel Of Berlin auch der Opener dieser Scheibe, doch klingt mir das Ganze deutlich zu glatt gebügelt (mir gefällt z.B. der am Ende dieses Albums zu hörende, im klassischen Stil mit Piano- und Streicherklängen gehaltene „Reprise Mix“ dieses Songs deutlich besser).

Auch die rockigen „After The End Of The World“, „What If“, „Makin´ Me High”, Who´s A Real Friend und „Liebesluder“ (die mit Laut/Leise-Wechseln verzierte deutschsprachige Verabschiedung einer Verflossenen) können (mich)überzeugen, was man von dem entsetzlich schnulzigen My Love Is leider nicht behaupten kann.

Mir gefällt MARTIN KESICI immer dann am besten, wenn er mit voller Inbrunst, Seele und Eiern singt, was zum Glück größtenteils der Fall ist.

Lässt man also die ganzen o.a. Bedenken bezgl. der Casting-Shows weg und widmet sich ganz objektiv dieser Scheibe, so kommt man nicht an einem positiven Fazit vorbei.

Und wer sich daran stört, dass Martin hier „nur“ singen darf, dem sei gesagt, daß auch Superstars wie JOE COCKER, ROD STEWART oder MEAT LOAF mit dem Komponieren „ihrer“ Songs kaum etwas bis gar nichts zu tun haben, sondern ihnen durch ihren Gesang „nur“ Leben einhauchen.

Spielzeit: 56:00 Min.

Line-Up:
Martin Kesici (Gesang)

plus diverse Studiomusiker

Produziert von Diverse
Label: Polydor

Homepage: http://www.martinkesici.de

Email: mk@enrichment.de

Tracklist:
Angel Of Berlin

Losing Game

Makin´ Me High

My Love Is

Liebesluder

Who´s A Real Friend

Easy

What If

Nothing Else Matters

After The End Of The World

Am Fenster

All Is Sad And Done

All For Love

Angel Of Berlin (Reprise Mix)

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