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LUNAR SHADOW: Wish To Leave

LUNAR SHADOW mischen klassischen Rock und modernen Indie, haben aber zum Glück auch noch ein Metal-Stück dabei. Das ist alles gut und schön, aber doch etwas zu wenig.

Als LUNAR SHADOW ankündigten, dass ihr neues Album “Wish To Leave” keinen Metal mehr, sondern eher Indie- und Post-Punk enthalten sollte, war ich zunächst ganz entzückt, denn schon auf dem Vorgänger “The Smokeless Fires” gefiel mir der indielastige Song “Roses” sehr gut. “Wish To Leave” hat mich dann jedoch erstmal enttäuscht, aus zweierlei Gründen:

Erstens ist es kaum Indie-Rock oder gar Post-Punk. Ich hatte ganz andere Assoziationen: Der Classic Hard Rock der 80er erschien vor meinem geistigen Ohr, was zum Einen der klassischen Rockröhre Robert Röttig und zum anderen der liebevollen und ebenfalls sehr klassischen Gitarrenarbeit von Bandkopf Max Birbaum geschuldet ist. Beide dominieren die ersten fünf Songs quasi abwechselnd und dürften jeden älteren Rock-Fan damit vor Freude ganz wuschig machen. Spätestens bei “To Dusk and I Love You”, einem Schmachtfetzen, in dem Birbaum sogar an Mark Knopfler erinnert, fragt man sich unwillkürlich, in welchem Jahrzehnt die Platte nochmal erschienen ist.

Zweitens klingen die ersten drei Songs alle recht ähnlich, vor allem im rhythmischen Segment, erst danach hält für eine Weile etwas Abwechslung Einzug, und man muss schon ganz genau hinhören und eine große Leidenschaft für Gitarrenarbeit haben, um sofort von dieser Platte überzeugt zu sein. Wirklich schlimm ist das nicht, erweisen sich die Songs doch nach und nach allesamt als typische Grower, die erst dann wirklich wertgeschätzt werden können, wenn man sie problemlos mitsummen kann und den Refrain von z.B. “I Will Lose You” so oft nebenbei im Ohr gehabt hat, dass man ihn gleichzeitig satt hat und dringend aber nochmal hören muss, und zwar sofort und auf der Stelle.

“Wish To Leave” bietet viel Schönheit, aber zu wenig Abwechslung

Mein Problem mit der Platte lässt mich trotzdem nicht ganz los. Nach “To Dusk and I Love You” wird es ganz besonders deutlich: Der Song ist vorbei, aber irgendwie doch nicht, denn “And Silence Screamed” fängt quasi genau so an wie sein Vorgänger aufgehört hat; die Lieder sind sich einander so ähnlich, dass sie stellenweise wirken wie nicht mehr und nicht weniger als der Rahmen für Birbaums hervorragendes Gitarrenspiel. Wie gesagt, Gitarrenfreaks wird das freuen, aber mir als eindeutig songorientiertem Musikliebhaber ist das etwas zu wenig.

Gut, dass mit “The Darkness Between The Stars” dann doch noch ein echter Höhepunkt das Album beschließt (und mit fast zehn Minuten auch einen großen Teil davon ausmacht): Hier darf auch Röttig glänzen und uns mit seiner angenehmen Stimme in enorme Emotionshöhen katapultieren, und Schlagzeuger Jörn Zehner knüppelt endlich mal. Ja, ich lege mich fest: Wenn sie Heavy Metal machen, sind LUNAR SHADOW am besten, und seien wir ehrlich, es gibt keinen emotionaleren Musikstil auf Erden und also auch keinen passenderen für die Themen, die LUNAR SHADOW schon länger nicht loslassen: Liebe und Beziehungen. Wieso dann dieses epische Stück und damit das Album plötzlich so unspektakulär ausfadet wie eine typische Ehe, verstehe ich wiederum nicht, aber gerade, was die Liebe angeht, muss man ja auch nicht alles verstehen.

Spielzeit: 36:07 Min.

Veröffentlichung am 19.3.2021 auf Cruz Del Sur

LUNAR SHADOW “Wish To Leave” Tracklist

1. Serpents Die (Audio bei YouTube)
2. Delomelanicon
3. I Will Lose You
4. To Dusk And I Love You
5. And Silenced Screamed
6. The Darkness Between The Stars

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