LOST IN TEARS: Dialogue With Mirror And God

Altbackener Gothic Rock, der am besten mit einem großen "Achtung, Kitsch!"-Schild versehen werden sollte.

Das Label von LOST IN TEARS, Locomtive Music aus Spanien, erzählt dem Rezensenten im Info stolz davon, dass eben diese Band mit dem ungewöhnlich schlecht gewählten Namen genau das sei, was es immer schon gesucht habe. Daraus lässt sich folgendes ablesen: Die Lokführer Spaniens stehen auf altbackenen, kitschigen Gothic Rock, den nicht nur LOST IN TEARS, sondern auch zehntausend andere Bands auf diesem Planeten spielen. Warum also ausgerechnet diese skandinavische Band es sein soll, die den Vogel abschießt, erschließt sich mir nur bedingt; Bedingung wäre zum Beispiel, dass man in Spanien noch nichts von PARADISE LOST gehört hat, da die das Ding schon vor zehn Jahren gerissen haben.

Also alles langweilig bei „Verloren in Tränen“? Nein, natürlich nicht, wie uns die Lokomotive stolz zeigt: LOST IN TEARS haben drei Gitarren. Nun ja, mag man einwenden, das hat schonmal eine Band versucht, aber wirklich innovativ wurden die dadurch bekanntlich nicht. Und auch bei diesen dunklen Gesellen hier tut sich nichts weltbewegendes durch die dritte Gitarre, bis natürlich die „ganz neue Dimension der Live-Performance“. Weil das aber hier nichts zur Sache tut, versuche ich noch einmal an das Album heranzugehen.

„Dialogue With Mirror And God“ also ist folgendes: ein Zeugnis innovationsfreier gotischer Rockmusik, durchtränkt von Kitsch („I wish to die“, „I am nothing without you“ blablabla…) und melancholischen Harmonien, denen genau das kleine Etwas fehlt, was andere Düsterbands, wie beispielsweise KATATONIA, so genial macht. Und so ist der Hörer leider nicht verloren in Tränen (höchstens ob des rausgeschmissenen Geldes), sondern verloren in einem endlosen Gähnanfall. Daran können weder die gute Leistung des Sängers, dem es allerdings auch an jeder Eigenständigkeit mangelt, noch die ansprechende Produktion etwas ändern, zu beliebig klingt jeder Song und zu sehr beschleicht einen immer wieder das Gefühl, seine Zeit zu verschwenden. „Without you“, so der Titel des ersten Songs, lässt sich also auch ganz gut leben.

VÖ: Sommer 2002

Spielzeit: 57:24 Min.

Line-Up:
A. Bomberg – guitar

L.-H. Sjöblom – vocals

M. Rajanen – guitar

C.-F. Sjöblom – bass

HC. Froden – guitar

Liljeberg – drums

Produziert von Marko Kataja & LOST IN TEARS
Label: Locomotive Music

Homepage: http://www.lostintears.com

Tracklist:
1. Intro

2. Without You

3. Night Descends

4. Dialogue With Mirror And God

5. X76

6. Terribly Concerned

7. The Bleeding

8. Beauty From The Past

9. Siren

10. Soul In Flames

11. So Cold

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner