LEAP DAY: Awakening The Muse

Das solide Debüt des niederländischen Prog-Sextetts bewegt sich im (Ent-)Spannungsfeld zwischen GENESIS, PINK FLOYD und IQ.

Lieber Progressive Rock,

schon seit vielen Jahren reise ich mit dir durch die Musikgeschichte. Ich habe in dieser Zeit viele Dinge an dir schätzen gelernt: Du bewegst dich gerne abseits der ausgetretenen Pfade, weißt oft mehr zu bieten als die gewöhnlichen Sehenswürdigkeiten, lässt einem gerne Freiraum, nur um dann wieder in irgendwelche Abenteuer hineinzugeraten. Ich habe auch von einigen Leuten gehört, die an dir besonders das All-Inclusive-Angebot schätzen, also die gesamte Stilpalette auf einer CD. Deine gesanglichen Fähigkeiten lassen bisweilen zu wünschen übrig. Dafür wird an der Instrumentalfront meist allerlei geboten.

Bei der Reise mit LEAP DAY durch Awakening The Muse hast du auf allzu extreme Auswüchse verzichtet. Der Gesang ist harmlos, kann aber sporadisch mit Dramatik und schlüssigen Melodien punkten. Die Reise besticht durch eine eher ruhige Grundstimmung. Wer halsbrecherische Gitarrensoli sucht, ist hier fehl am Platz. Nicht selten habe ich das Gefühl, dass die ruhigen, entspannten Passagen mich einlullen sollen, damit die zwingenderen Moll-Einschübe besser zur Geltung kommen. Auf alle Fälle wirken einige Teile doch eher lethargisch. Fremdenverkehrsunternehmen haben solche Sachen bereits in den 70ern ausgiebig angeboten. Natürlich ist alles sauberer als früher, ohne dass die Nostalgie allzu sehr darunter leidet.

Die Reiseleitung ist sehr höflich, selbst wenn sie bemüht, einen aus der Reserve zu locken. Leider sind viele der besichtigten Orte schon lange keine Geheimtipps mehr. So gerät die Reise zwar nicht zu einer Enttäuschung, aber die bleibenden Erinnerungen sind eher spärlich. Wer sich für gesetzten Progressive Rock begeistern kann, bleibt bei Awakening The Muse von unangenehmen Überraschungen verschont. Die Reise lohnt sich hier wegen dem Gesamteindruck. Die Grundstimmung und die Harmonien stellen den kargen Reiz dar, den die CD ausstrahlt. In überlangen Etappen gibt es Ausblicke auf vertraut wirkende Landschaften und Einsichten in Städte, die bei aller Fremdheit nie allzu mystisch oder gar bedrohlich wirken. Wer erwartet, vom Club-Animateur gleich am ersten Tag von einer Klippe geschubst zu werden, braucht gar nicht erst den Reiseprospekt anfordern. Wer Prog mit einen ordentlichen Schuss Weite mag, ist hier dagegen gut aufgehoben.

PS: Nicht wundern, wenn der Reiseleiter auf einmal anfängt, von kleinen grünen Männchen zu erzählen. Einfach ignorieren und die Reise weitergenießen!

Spielzeit: 55:46 Min.

Line-Up:
Jos Harteveld: Gesang
Eddie Mulder: Gitarre
Gert van Engelenburg: Keyboard
Derk Evert Waalkens: Keyboard
Peter Stel: Bass
Koen Roozen: Schlagzeug

Produziert von Derk Evert Waalkens
Label: Oskar Productions

Homepage: http://www.leapday.nl

MySpace: http://www.myspace.com/leapdaymusic

Tracklist:
1. When Leaves Fall
2. What Would You Do
3. Secret Gardener
4. Shop Window Dummies
5. Eyes Wide Open
6. Sandgrains
7. Little Green Man

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