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LEADEN FUMES: Abandon Ship

LEADEN FUMES ziehen einen in einen Sog aus Schwermut, Wut und Verzweifelung

PHASED waren zuhause in der Schweiz bereits eine Kultband, als sie mit ihrem Stoner-Doom 2013 auf dem DOOM SHALL RISE VIII die Chapel-Besucher voll überzeugten. Total nette Jungs, trotzdem aus den Augen verloren, und nun sind sie wieder zurück. Na ja nicht ganz, die Band aus Basel bleibt Geschichte. Aber mit LEADEN FUMES steht nun eine neue Band an, mit PHASED-Gitarrist Christian, nun am Bass und Mikro sowie Florian, weiterhin an der Gitarre. Mit Jonathan (ECHOLOT) an den Drums steht nun also das Debütalbum „Abandon Ship“ bereit. Dann war es wieder weg, verschollen hinterm Plattenregal. Jetzt ist es wieder da, und macht durchweg Spaß, sofern man denn im zähen Doom zuhause ist.

PHASED sind Geschichte, es leben LEADEN FUMES mit „Abandon Ship“

Schnell wird klar, dass der angestaubte Wüsten-Doom von PHASED ordentlich abgefegt wurde und der wahre Doom Einzug hält. Es dröhnt, fett und gnadenlos, bissig und unbequem – herrlich! Stur reiten die Baseler auf einem Riff rum, hier und da wabbert es dezent psychedelisch, aber vor allem drückt einen der Titelsong nach unten wie ein sinkendes Schiff. Doom, frei von bluesigen 70ies Elementen, Epic-Anflügen oder okkultem Quatsch. Die Riffs betont traditionell, man denkt kurz an die Pennsylvania-Doomer PENANCE. Der Sound für Hausgemachte Aufnahmen erfrischend fett und drückend, die Vocals von Christian zickig und böse rausgebrüllt. Das Ganze mit der Wucht einer Sludge-Combo, dazu durchaus bluesige Leads mit passendem IOMMI-Touch. Dass wir zusammen seit Minuten auf dem selben Riff rumreiten, das beglückt den echten Doomer, gewöhnliche Metaller sind wahrscheinlich eh schon raus. Und verpassen, dass LEADEN FUMES die letzte von sieben Minuten tatsächlich dezent Gas geben in Stil von SAINT VITUS zu WINO-Zeiten.

„Abandon Ship“ bietet endlose Riffreiterei und zähen, trendfreien Doom

„(Let Burn The) Temple Within“ wabbert zäh mit Sprachsamples und ein paar psychedelischen Elementen aus den Boxen. Da wird auch mal ein Riff umgedreht, auch wenn auf Abwechslung bewußt verzichtet wird. Diese endlose hypnotische Reiterei auf einem Riff kann langweilen, aber passend präsentiert und mit ordentlich Groove funktioniert das. Und eben das haben die Jungs drauf. Kurz mal einen zappelig-kauzigen Part eingeschoben, und schon werden wir wieder plattgerifft. „Ruthless“ kommt mit einem Hauch Post-Rock und garstigen Black Metal-Blasts. Wem das zu anstrengend ist, der wird von „Asphyxia“ zurückgezogen. Ein ultra fetter Groove, tausend mal gehört, funtioniert auch hier. Aufgehübscht mit zartem psychedelischen Gezirpe greift der Song gnadenlos zu. Live sicher ein Killer, aber Doomdancing geht auch in der Corona-Sperre daheim im Wohnzimmer. „Chromophobia“ huldigt BLACK SABBATH, das energische, fast noisige „This Bleeding Cavity“ mit schickem Video den Zahnarzt. Der Rausschmeisser „Craving“ fasst nochmals alles zusammen, zäh und unbequem, da hilft auch die zarte Gitarrenmelodie nichts.

LEADEN FUMES ziehen einen in einen Sog aus Schwermut, Wut und Verzweifelung

Keine Frage, wer nicht bodentief im Doom verwurzelt ist, der kommt bei diesen endlosen Schleifen recht ähnlicher Riffs und dem garstig zeternden Gesang schnell an seine Grenzen. Echte Doomer, deren Herzschlag genetisch bedingt laid back taktet, die fühlen sich hier wohl. Die Songs ziehen einen in einen Sog aus Schwermut, Wut und Verzweifelung, und sorgen damit für Entzückung. Gönnt man den Jungs die verdiente Aufmerksamkeit, dann findet man zwischen dieser gewollten Monotonie genug Farbtupfer, welche die evenuell aufkommende Langeweile gepflegt in den Hintern treten. Das unterstützt auch der fette Sound, dass es eine selbstgebraute Studio/Proberaumaufnahme ist, das erkennt man wenn dann nur unter dem Kopfhörer. Dazu trägt sicher auch Jari Andermatt (Ex-NAVEL) bei, der im Berliner Monoton Studio das passende Mastering zusammengeschraubt hat. Veröffentlicht wird das Album über Christians eigenem Label Petty Bourgeoise Broadcast.

Für echte Doom-Maniacs ganz klar eine Empfehlung. Und da geht noch mehr, das spürt man. Ich freue mich schon auf das nächste Album, solange belagert „Abandon Ship“ hartnäckig den Player. Das Album erscheint in limitierter Auflage auf Vinyl (300 St.) und CD (200 St.), sowie digital auf der bandinternen Bandcamp Seite plus diverser Streaming und Download Plattformen.

Veröffentlicht am 28.02.2020

Spielzeit: 42:06 Min.

Lineup:
Christian Sigdell – Vocals, Bass
Florian Schönmann – Guitar
Jonathan Schmidli – Drums
Gast: Renato Matteuci – Assorted Moog, Backing Vocals

Label: Petty Bourgeoise Broadcast

Homepage: https://www.leadenfumes.com

Mehr im Web: https://www.facebook.com/leadenfumes

Die Tracklist von „Abandon Ship“:

1. Abandon Ship
2. (Let Burn The) Temple Within
3. Ruthless
4. Asphyxia
5. Chromophobia
6. This Bleeding Cavity (Video bei youtube)
7. Craving

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