LANCE LOPEZ: Handmade Music

Bisher war LANCE LOPEZ ja eher ein Insider-Tipp. Heute kann man ihn allen empfehlen, die irgendwo zwischen kraftvollem Blues-Rock und klassischem Hard Rock zuhause sind.

The Killer Guitar From Texas meldet sich mit neuem Album zurück. Es wurde ja mal Zeit, dass dieser Mann den richtigen Leuten über den Weg läuft. Nun konnte er mit Jim Gaines arbeiten, der mit Superstars wie SANTANA, STEVE MILLER und HUEY LEWIS Megaseller erarbeitet hat und Blues-Klassiker wie JOHN LEE HOOKERs The Healer und STEVIE RAY VAUGHANs In Step abgeliefert hat. Der Mann weiß also, wie es geht. Beispiele, wie Topproduzenten Nullnummern zu echten Stars pushen, gibt es ja genug. Hier aber bleibt man zum Glück auf dem Boden, der Titel verspricht es ja, und lässt ehrliche Musik sprechen.

Dabei bleibt LANCE LOPEZ seiner Linie treu, es gibt erdigen Blues-Rock, der oft seine Wahlheimat Texas wiederspiegelt, und der vor allem vom feurigen Gitarrenspiel des Bandkopfes lebt, der weiterhin das gelungene Mittelmaß von traditionellem Bluesspiel und modernen Leads vereint, eine passend rau-kratzige Stimme hat und von einer mehr als soliden Rhythmsection begleitet wird. So zeigt sich gleich der kraftvolle Opener als eindeutige Verbeugung vor ZZ TOP, auch später der Travelling Riverside Blues bringt den typischen Groove und Songaufbau der Rauschebärte mit sich. Wohlgemerkt nicht zu ihren 80er Megahit-Zeiten, sondern aus den Tagen von Tres Hombres bis Degüello. Viele Größen der Texas-Bluesgeschichte kommen einem in den Sinn, aber man schleicht sich geschickt aus dieser Schublade, in dem man zum Beispiel bei Hard Time oder Black Cat Moan eher nach Hard/Classic-Rock klingt, man denkt hier eher an Bands wie CACTUS und Co. als an Blues-Rock. Bei Dream Away kann man sich seinen Tagträumen hingeben, das melodische Let Go dürfte auch Leuten gut reinlaufen, für die LENNY KRAWITZ Blues-Rock ist. So gelingt es LANCE LOPEZ, sowohl die traditionellen Blues-Fans zu beglücken, auch wenn den Traditionalisten sein modernes, extrovertiertes Gitarrenspiel zu aufdringlich sein könnte, und man spricht die Freunde von hartem Classic-Rock an, die hin und wieder auch mal den Blues haben. Daraus könnte man leicht zu viel machen, tut man aber nicht – im positiven Sinne! Produzent Jim Gaines und Tonmann Pete Matthews, der ebenfalls schon mit ZZ TOP gearbeitet hat, haben dem Album einen natürlichen, echten, aber ebenso druckvollen Sound verpasst. Das spricht für die Klasse des Teams, dass sie hier nicht auf Teufel komm raus versuchen, ein modernes Album für die Charts zusammen zu bauen. Vielleicht gerade deshalb hat Handmade Music das Potential, in allen Radiosendern zu laufen, die nicht den platten Mainstream runterdudeln. Und genau dort erwischt man sicher auch das passende Publikum, zumindest zuhause in den USA. Aber auch hier bei uns wird es Zeit, dass man LANCE LOPEZ mal kennenlernt. Von den kleinen Schwächen, die man auf der Live-DVD vielleicht benörgeln konnte wie übertriebenes Gesäge auf der Gitarre und lustlose Mitmusiker, bleibt hier nichts übrig, alles ist durchgehend stimmig. Die Deluxe-Edition hat noch zwei Bonus-Songs zu bieten, wobei gerade der Slowblues Lowdown Ways gefällt, der herrlich oldschoolig nach einer verrauchten Blueskneipe irgendwo in den Seitenstraßen von Memphis klingt, B.B. KING lässt grüßen.

Bisher war LANCE LOPEZ ja eher ein Insider-Tipp für Leute, die etwas mehr Gitarrenpower in ihrem Blues haben wollten. Heute kann man ihn allen empfehlen, die irgendwo zwischen kraftvollem Blues-Rock und klassischem Hard Rock zuhause sind. Ein Megaseller wird Handmade Music sicher nicht, aber für die entsprechenden Genrefans ist es definitiv einen Kauf wert.

Veröffentlichungstermin: 25.11.2011

Spielzeit: 56:14 Min.

Line-up:
Lance Lopez – Lead Vocals, Guitars
Chris Gipson – Bass, Backing Vocals
Jimmy Dereta – Drums, Percussion
Eric Scorita – Hammond B3 Organ, Piano (3,4,5,8,12)


Produziert von Jim Gaines
Label: MIG Music

Homepage: http://lance-lopez.com

Mehr im Netz: http://www.myspace.com/lancelopez

Tracklist:
1. Come Back Home
2. Hard Time
3. Let Go
4. Dream Away
5. Get Out And Walk
6. Your Love
7. Traveling Riverside Blues
8. Letters
9. Vaya Con Dios
10. Black Cat Moan
11. Can You Feel It? (Bonustrack)
12. Lowdown Ways (Bonustrack)

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