HIGH ON FIRE: De Vermis Mysteriis

"De Vermis Mysteriis" befriedigt das Tier in dir.

Na klar, verglichen mit Blessed Black Wings waren Death Is This Communion und Snakes For The Divine keine Alben, die das Zeug zum Klassiker haben. HIGH ON FIRE können niemals ein schlechtes Album veröffentlichen, aber manche sind eben besser als andere. Vielleicht liegt die verminderte Durchschlagskraft der beiden letzten Alben aber auch nur an der Produktion, die einfach jeweils etwas zu sauber war. De Vermis Mysteriis macht nicht nur in dieser Hinsicht alles richtig: HIGH ON FIRE und Produzent Kurt Ballou schließen sich zusammen, was alleine schon für einen Jubelschrei sorgt. Dazu kommt es, dass De Vermis Mysteriis vielleicht nicht die größten Hits der Bandgeschichte parat hat, aber alle Songs bewegen sich konstant auf hohem Level und epische Momente gibt es zu genüge.

HIGH ON FIRE klingen natürlich wegen der natürlich und roh klingenden Produktion so dreckig und asozial wie schon seit dem von Steve Albini veredelten Blessed Black Wings nicht mehr. Dennoch folgen sie musikalisch dem Pfad von Snakes For The Divine, zwischen Doom Metal, Psychedelic Rock und CELTIC FROST-Worshipping bewegt sich De Vermis Mysteriis. Bloody Knuckels und Spiritual Rights lassen außerdem keine Zweifel, dass hier und da das Thrash-Tier einfach heraus muss, nur um danach Nummern wie Madness Of An Architect und King Of Days zu kredenzen, für die Tony Iommi töten würde und die den Gesamteindruck des Albums wohltuend erweitern. Auch klassisch-gutes Material findet sich in den fünfzig Minuten wieder, das wild nach vorne preschende Serums Of Liao, Fertile Green, der Titelsong und Romulus And Remus sind heavy, voller gigantischer Riffs, Chaos und animalischer Kraft.

Matt Pike hat seine Riffs und seine raue, abgefuckte Stimme bestens im Griff, seine lange Erfahrung im Songwriting manifestiert sich in zehn Biestern, die nicht nur spontan und wild wirken, sondern da auch sind. Es ist sozusagen ein Experiment, das HIGH ON FIRE mit De Vermis Mysteriis wagen. Nur ein paar Grundgerüste, ansonsten alles im Studio finalisiert. Dass HIGH ON FIRE verflucht gut aufeinander eingespielt sind, zeigt sich somit überdeutlich. Vielleicht ist deshalb viel Dynamik und Tiefgang in der Musik enthalten, vielleicht klingen Matt Pike, Des Kensel und Jeff Matz deshalb so motiviert und frei, wie seit Ewigkeiten nicht mehr. Da sage noch einer, HIGH ON FIRE würden auf einer musikalischen Einbahnstraße fahren.

Natürlich, wer es poliert mag, wer sozusagen ultraorthodoxer Heavy Metal-Fan ist und wer denkt, das Doom ausschließlich mit psychedelischen Friedensdrogen zu tun hat, der wird HIGH ON FIRE auch in ihren stärksten Momenten nicht besonders viel abgewinnen können. Die Fans werden dank der Gitarrenkünste und der ausgedehnten, aber niemals nervenden Soli, der donnernden, bisweilen überraschend kreativen Rhythmen und den wild rumorenden Bässen episch die Fäuste in die Luft strecken – zurecht. Das coole Artwork und das bizarre Konzept über einen Zwilling Jesus und Zeitreisen sind da nur das Sahnehäubchen. Dass mich die SLEEP-Reunion relativ kalt lässt liegt daran, dass HIGH ON FIRE nichts von Nostalgie halten, sondern einfach zeitlos, heavy, tollwütig wild und gleichzeitig schlau mitten ins Gesicht treten. Somit wird eines deutlich: De Vermis Mysteriis befriedigt das Tier in dir.

Veröffentlichungstermin: 20. April 2012

Spielzeit: 52:32 Min.

Line-Up:
Matt Pike – Vocals, Guitars
Jeff Matz – Bass
Des Kensel – Drums

Produziert von Kurt Ballou und HIGH ON FIRE
Label: Century Media

Homepage: http://www.highonfire.net

Mehr im Netz: http://www.facebook.com/highonfire

Tracklist:
1. Serums Of Liao
2. Bloody Knuckles
3. Fertile Green
4. Madness Of An Architect
5. Samsara
6. Spiritual Rights
7. King Of Days
8. De Vermis Mysteriis
9. Rumulus And Remus
10. Warhorn

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