GENIUS: Episode 1 – A Human Into Dreams` World

Anfangs ist das Album eine sehr zähe Angelegenheit. Doch gegen Ende kommt richtig Spannung auf, nicht zuletzt aufgrund der tadellosen Gesangsleistungen einiger verdammt starker Sänger.

GENIUS ist auf dem Mist von EMPTY TREMOR-Keyboarder Daniele Liverani gewachsen und soll eine Rockoper sein. Schließlich klingt Rockoper viel schöner als Konzeptalbum. Verstärkung bekommt er dabei von solch illustren Namen wie Mark Boals (ex-MALMSTEEN), Steve Walsh (KANSAS), John Wetton (ASIA), Daniel Gildenlöw (PAIN OF SALVATION) und Chris Boltendahl (GRAVE DIGGER). Die Jungs und das Mädel (Lana Lane) machen ihren Job zwar wirklich sehr gut, aber das kann nicht darüber hinweg täuschen, dass das Songmaterial über weite Strecken unzusammenhängend und uninspiriert ausgefallen ist. Die meisten Stücke klingen so, als wären sie aus Fragmenten zusammengebastelt worden, die im DREAM THEATER-Proberaum wegen mangelnder Qualität unter den Teppich gekehrt wurden (Without Me Today, Paradox). Dazwischen gibt es zur Auflockerung zwei Balladen, nämlich The Right Place mit einem schönen Duett zwischen Mark Boals und Lana Lane und das farblose Father mit John Wetton am Gesang, sowie zwei Heavy Rock-Nummern (All Your Acts und My Pride), die trotz einiger interessanter Melodien absolut fehl am Platz sind. Mindestens genauso unpassend ist auch Chris Boltendahls Stimme bei dem progmetallischen The Glory of Our Land. Das passt einfach nicht zusammen. Nein, nein, nein!
Zwischen den einzelnen Stücken gibt es gesprochene Passagen (wie gesagt haben wir es hier mit einem Konzeptalbum zu tun), in denen erzählt wird wie ein Mensch Namens Genius zufällig in die Parallelwelt gelangt, in der die Träume der Menschen hergestellt werden. Dort trifft er jede Menge unterschiedliche Charaktere, die jeder in einem eigenen Stück vorgestellt werden. Das ist abgesehen von dem Mangel an zündenden musikalischen Ideen auch mein größter Kritikpunkt an der CD. Denn ständig treten scheinbar willkürlich neue Personen, Könige und Träume auf.
Erst ganz am Ende kommt Leben in die Bude, als in There`s A Human der Eindringling entdeckt wird. Oliver Hartmann (AT VANCE) macht bei dem Speed Metal-Track eine sehr gute Figur. US-Metal-Legende Midnight setzt bei Terminate dann noch einen drauf, wenngleich das Stück nicht die Klasse der ersten beiden CRIMSON GLORY-Werke erreicht. Dieser Mensch hat einfach eine gigantische Stimme! Beim letzten Lied (I`m Afraid) wird es schließlich richtig spannend. Mark Boals (Genius) erkennt, in welcher Gefahr er sich befindet, Daniel Gildenlöw (Genius` Traumzwilling) macht das, was er am besten kann, sprich ängstlich und zugleich aufgewühlt singen, während Midnight als Herrscher der Traumwelt mit einem diabolischen Lachen alle Fäden in der Hand hält.

Ich hoffe, dass die Handlung und vor allem die ganzen angerissenen Charaktere in den nächsten beiden Teilen noch richtig ausgearbeitet werden. Denn dafür ist mit Sicherheit Potential vorhanden. Episode 1 selbst sollte man allerdings mit Vorsicht genießen, weil wirklich sehr viele Längen und Durchhänger den Hörgenuss schmälern. Wenn man die Hälfte der Stücke aber mal wegprogrammiert hat, bleiben 40 Minuten gute Unterhaltung mit einigen verdammt starken Stimmen übrig.

Veröffentlichungstermin: 21.10.2002

Spielzeit: 79:01 Min.

Line-Up:
Daniele Liverani: Gitarre, Bass, Keyboards
Dario Ciccioni: Schlagzeug

Mark Boals: Gesang
Lana Lane: Gesang
Daniel Gildenlöw: Gesang
Chris Boltendahl: Stimmbänder
Joe Vana: Gesang
Steve Walsh: Gesang
John Wetton: Gesang
Oliver Hartmann: Gesang
Midnight: Gesang

Produziert von Daniele Liverani
Label: Frontier Records

Homepage: http://www.geniusrockopera.com

Tracklist:
1. Without Me Today
2. The Right Place
3. Paradox
4. The Glory of Our Land
5. All of Your Acts
6. Dreams
7. My Pride
8. There`s A Human
9. Father
10. Terminate
11. I`m Afraid

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