FLYLEAF: Flyleaf

In Europa sind FLYLEAF, deren selbstbetiteltes Debütalbum in Amerika bereits im letzten Jahr erschien, noch weitgehend unbekannt. Dies dürfte sich aber bald ändern, denn dem Quintett aus Texas ist ein starker, wenn auch noch ausbaufähiger Einstand gelungen.

In Europa sind FLYLEAF, deren selbstbetiteltes Debütalbum in Amerika bereits im letzten Jahr erschien, noch weitgehend unbekannt. Dies dürfte sich aber bald ändern, denn dem Quintett aus Texas ist ein starker, wenn auch noch ausbaufähiger Einstand gelungen. Musikalisch hat sich die Band dem harten, modernen Rock mit heruntergestimmten Gitarren und einem druckvollen, stark verzerrten Bass verschrieben. Anstatt ausschließlich zu braten, spielen die beiden Gitarristen, Jared Hartmann und Sameer Bhattacharya, allerdings erfreulich facettenreich, setzen auch mal auf cleane, chillige und effektbeladene Passagen oder überlassen dem Bass die Führung, um mit dezenten Leadgitarren-Einschüben für Akzente zu sorgen.

Dennoch ragt Flyleaf rein instrumental nicht wirklich aus der Masse stilistisch ähnlicher Bands heraus, da man eben recht konventionell klingt und die einzelnen Songs noch etwas gleichförmig sind. Die Faszination, die das Album trotz dieser kleinen Kritikpunkte ausübt, ist hauptsächlich auf eine Person zurückzuführen: Lacey Mosley. Die Frontfrau beeindruckt durch ihre ehrlichen, sehr persönlichen und offenen Texte, die, obwohl Themen wie Missbrauch, Verwahrlosung und Drogenabhängigkeit behandelt werden, eine positive und Hoffnung vermittelnde Geisteshaltung offenbaren. Dies wird besonders im Lied Fully Alive deutlich. Da heißt es: Fully alive, more than most/ready to smile and love life. Einzig mit Cassie bewegt sich Mosley lyrisch auf dünnem Eis. Der Song basiert auf dem Mythos, der um die Schülerin Cassie Bernall entstand, einem der Todesopfer des Amoklaufs an der Columbine High School im Jahr 1999.

Lacey Mosley kann aber nicht nur durch ihre Texte beeindrucken, auch ihre Gesangsleistung ist bemerkenswert. Mal singt sie mit einer hellen Stimme im Stil von BJÖRK, dann leidend oder mit einer kräftigen Rockstimme, die ein wenig an AVRIL LAVIGNE erinnert, um sich im nächsten Moment ihre Wut von der Seele zu kreischen. Mosleys Gesang ist enorm abwechslungsreich, dabei aber stets sehr emotional.

Die Songs auf Flyleaf bewegen sich fast alle zwischen einer Länge von zweieinhalb und drei Minuten. Viel Zeit, um die Stimmung eines Songs langsam aufzubauen und zu steigern, bleibt da nicht. FLYLEAF kommen auf den Punkt, der Hörer erlebt ein schnelles und intensives Wechselbad der Gefühle, wobei die Songstrukturen naturgemäß recht simpel sind. Aufgrund der teilweise sehr eingängigen Gesangslinien ist man somit absolut radiokompatibel: Fully Alive, Cassie, Red Sam und Breathe Today haben echten Ohrwurmcharakter und großes kommerzielles Potenzial, ohne es auf Teufel komm raus darauf anzulegen – denn trotz aller Eingängigkeit ist die Musik oft punkig-ungestüm, erfreulich ungeschliffen und sehr energiegeladen. Alles in allem ist Flyleaf ein tolles Debütalbum, das den Texanern hoffentlich die verdiente Aufmerksamkeit einbringen wird. Wenn man an den genannten Kritikpunkten arbeitet und beim nächsten Mal mehr als nur 36 Minuten auf CD presst, wird alles gut.

Veröffentlichungstermin: 18.08.2006

Spielzeit: 36:14 Min.

Line-Up:
Lacey Mosley – Gesang
James Culpepper – Schlagzeug
Sameer Bhattacharya – Gitarre
Jared Hartmann – Gitarre
Pat Seals – Bass

Gäste:
Dave Navarro – Gitarre
Ryan White – Backing Vocals

Produziert von Howard Benson
Label: GUN Records

Homepage: http://www.flyleafmusic.com

Tracklist:
1. I´m So Sick
2. Fully Alive
3. Perfect
4. Cassie
5. Sorrow
6. I´m Sorry
7. All Around Me
8. Red Sam
9. There For You
10. Breathe Today
11. So I Thought
12. Tina (Bonus Track)
13. Breathe Today (Video)
14. I´m So Sick (Video)

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