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ETHEREAL: The Dreams Of Yearning

ETHEREAL verfolgen zwar einen interessanten Ansatz, stecken aber dennoch mindestens knietief im Sumpf von Gothic-Klischees und Pathos.

True Gothic Metal? VIRGIN STEELE auf dem Gothic-Trip? Oder wie? Oder was? ETHEREAL aus Portugal haben sich dem Gothic Metal verschrieben, reichern diesen aber mit Elementen aus dem traditionellen Metal an. Insbesondere der pathetische Gesang von Frontmann Hugo Soares ist sehr stark angelehnt an David DeFeis, sowohl die Stimmcharakteristik als auch bestimmte typische Phrasierungen und Gesangstechniken erinnern immer wieder an den VIRGIN STEELE-Drahtzieher. Soares allerdings klingt dabei deutlich weniger ausdrucksstark, und seine Stimme ist etwas dünn, so dass er seinem offensichtlichen Vorbild nicht das Wasser reichen kann.
Doch hat diese ungewöhnliche Mixtur durchaus ihren Reiz. Zumindest der nach dem kurzen, überflüssigen Intro folgende Opener The Eyes Of A Sinner, ein nicht mal vierminütiger Gothic Metal-Rocker, der im Refrain ordentlich abgeht, macht deutlich, dass das Rezept durchaus funktionieren kann. Dezente düster-mystische Keyboardteppiche treffen auf ein Metal-Gitarrenbrett und mal ruhigen, mal heroischen Gesang. Nach einem unnötig in die Länge gezogenen Zwischenspiel folgt The Moon Blesses Our Sins. Im Prinzip eine ähnliche Rezeptur wie bei The Eyes Of The Sinner, hat man hier aber den Fehler gemacht, weibliche Gast-Vocals einzusetzen, was dann auch voll in die Hose geht. Solch ein dünnes und klischeehaftes Engelsstimmchen mit einem solch grässlichen Timbre gehört einfach nicht auf CD gebannt, macht sie doch den ganzen Song kaputt, der zudem nicht so gut auf den Punkt kommt wie der kurzige, knackige Opener. Das über siebenminütige Lonely Dancer hinterlässt dann einen etwas besseren, aber dennoch zwiespältigen Eindruck. Einerseits wird hier in den treibenden Parts sehr schön eine gewisse Dramatik aufgebaut, die dann aber durch völlig unnötige Breaks und ruhige Passagen mit atmosphärischem Flüstergesang wieder kaputt gemacht wird und zusammenbricht. Zudem zeichnet sich hier sehr deutlich ab, was im Prinzip für das ganze Album gilt: Es trieft nur so vor Pathos, einerseits durch den Gesang, andererseits aufgrund der im Gegensatz zum Opener doch deutlich zu vordergründigen Keyboards. Der Dreiteiler The Dreams Of Yearning plätschert dann anschließend nur so vor sich hin, die beiden ersten Teile kann man im Grunde kaum als echte Songs bezeichnen, Indecisions hingegen zeichnet sich zwar durch einige Laut-Leise-Spielchen aus, Spannungsmomente und mitreißende Songideen vermisst man hier aber dennoch schmerzlich. Der 13-Minuten-Epos Between Heaven & Earth wurde mit netten Violinklängen angereichert (ist natürlich auch nichts bahnbrechend Neues mehr…) und hat zumindest teilweise seine Momente, einige mitreißende, wenn auch gewohnt pathetische Gesangslinien gibt es hier zu entdecken, aber das ist etwas wenig für solch einen langen Song.
Da auch die Produktion nicht ganz mit heutigen Standards mithalten kann, bleibt unterm Strich das Debütalbum einer Band, welche einen interessanten Ansatz verfolgt, es dabei aber bis auf einige Ausnahmen an ausgereiftem Songideen und guten Hooklines vermissen lässt und mindestens knietief im Sumpf von Gothic-Klischees und Pathos steckt. In der Hoffnung, dass sie darin nicht gänzlich versinken möge, sondern sich daraus befreien kann, bleibt abzuwarten, was die Zukunft bringt.

VÖ: Frühjahr 2003

Spielzeit: 61:18 Min.

Line-Up:
Hugo Soares – Vocals
Carlos Monteiro – Guitar
Miguel Ledo – Drums
Jorge Bentes – Bass
Marco Agostinho – Guitar
Mário Serrano – Keys

Produziert von Luis Miguel Nunes
Label: Recital Records

Tracklist:
1. Fallen In Ruin
2. The Eyes Of A Sinner
3. Indulgent Watcher
4. The Moon Blesses Our Sins
5. Lonely Dancer
THE DREAMS OF YEARNING
6. The Abyss Of Dreams (part I)
7. The (Silent) Call (part II)
8. Indecisions (part III)
9. As A Cold Farewell
10. Between Heaven & Earth
11. Released?

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