EMILIANO SICILIA: Devotion, Materialize [Eigenproduktion]

Völlig durchgeknalltes Solodebüt des italienischen Gitarristen. Ein überaus gelungener Mix aus fast allen Musikstilen, versehen mit einer tüchtigen Portion Humor!

Richtig umgehauen hat mich das Solodebüt von EMILIANO SICILIA. Normalerweise kann ich mit Klampfen-Wunderkindern eigentlich rein gar nichts anfangen, zumal ich zwar Respekt vor den teilweise echt unglaublichen Fähigkeiten habe, aber grundsätzlich auf Kompositionen und weniger auf Selbstdarstellungen stehe. Dass sich beides perfekt vereinen lässt, zeigt der Mailänder EMILIANO SICILIA auf Devotion, Materialize mehr als eindrucksvoll!

Die Vorteile liegen klar auf der Hand. Stilistisch wird alles, was man sich nur vorstellen kann, in einen Topf geworfen, sodass man teilweise vier oder fünf komplett verschiedene Musikrichtungen in nur einem Stück vorfindet, allerdings wirkt das hier nicht gekünstelt, sondern in sich absolut stimmig. Die größten Pluspunkte sind aber die unglaubliche Spielfreude sowie der Humor, der an allen Ecken und Enden durchschimmert. Man bekommt einfach das Gefühl vermittelt, dass der liebe Emiliano wahnsinnig Spaß im Studio hatte und auch grundsätzlich gut drauf ist. Während man bei den meisten Gitarrenhexern den Eindruck hat, sie würden nur so gut spielen, weil sie keine Freunde haben und deswegen zuhause sitzen und üben, scheint EMILIANO SICILIA im übertragenen Sinne ein richtiges Partyanimal zu sein, klingt in etwa wie STEVE STEVENS auf ´nem Extremtrip.

Beispiele gefällig? Der Opener Cyber Room beginnt noch relativ normal, stimmt mit einigen coolen Wendungen schön ein und endet in einer wunderschönen Melodie. Bei Splatter On A Bluegrass geht´s dann aber schon ganz anders ab. Es beginnt mit einem kurzen Gefiedel, geht dann in einen mexikanisch anmutenden Akupart über, der von fröhlichen, weiblichen Vocals verziert wird. Plötzlich kommt darüber ein technoider Beat, etwas Gegrunze und dann geht der Part in einen typischen Redneck-Teil über, auf welchen dann ein shanty-artiger Quetschkommodenpart folgt, der die vorangegangene Melodie aufgreift – danach wird irgendwie alles vermischt. Das liest sich jetzt zwar völlig krank, macht aber immer Sinn und zaubert zumindest mir ein dickes Grinsen auf´s Gesicht. Von den Industrial-Parts auf dem gleichen Stück habe ich jetzt zwar noch gar nichts geschrieben, aber auch die fügen sich irgendwie ein. Wenn man dann glaubt, das Rezept bestünde nur daran, wahllos Musikstile zu mischen, sieht man sich getäuscht. Bereits das nächste Stück Neurosaloon hat einen durchweg roten Faden, grenzt sich aber trotzdem wieder deutlich ab und hat einen fast schon rock´n´rolligen Touch und eine DIXIE DREGS-Schlagseite. Mit dem nachfolgenden New Metal/Industrial/Jazz Track The New Reality Show wird´s dann zeitweise fast schon ungenießbar, trotzdem sind auch da wieder einige zwingende Parts und Melodien eingeflochten, sodass man den Finger dann doch wieder von der Skip-Taste wegzieht. Ich möchte jetzt auch nicht auf jeden einzelnen Song eingehen, angemerkt sei aber noch, dass sich die Anzahl der rein instrumentalen Geschichten und der mit Vocals versehenen Parts in etwa die Waage hält und auf den folgenden Stücken (natürlich) noch weitere Einflüsse auftauchen. Mal hört man etwas DEVIN TOWNSEND heraus, dann finden sich Trance-Elemente, soundtrackartige Klänge, Bläsersätze, poppige Melodien und etliches mehr! Es gibt viel zu entdecken und es macht Fun das auch zu tun.

Als aufgeschlossener Musikfan sollte man Devotion, Materialize wirklich mal gehört haben, ich persönlich bin jedenfalls echt begeistert und nur die etwas oft eingesetzten industrialartigen Parts sind mir ab und an zuviel des Guten und stressen auf Dauer ein klein wenig. Checkt bei Interesse einfach mal die Homepage von meinem neuen Lieblingsitaliener an, dort gibt´s dann auch Links zu Hörproben und Informationen, wo und wie man das Album bestellen kann.

Veröffentlichungstermin: 2006

Spielzeit: 49:22 Min.

Line-Up:
Emiliano Sicilia – guitars, programmings, backing vocals

Produziert von Gianluca Galli
Label: Eigenproduktion

Homepage: http://www.emilianosicilia.com

Email: emiliano_sicilia@hotmail.com

Tracklist:
01. Cyber Room
02. Splatter On A Bluegrass
03. Neurosaloon
04. The New Reality Suite
05. The Green Mirror
06. 3000 Zombies
07. Thermodynamic Hypothesis

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