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ELIS: Griefshire

"Griefshire" ist nicht das extrovertierte, perfekt gestylte Gothic-Girl, das in der Disco die Blicke der Männer auf sich zieht. "Griefshire" ist das unscheinbare Mädchen, das dort die meiste Zeit in der Ecke steht – und sich dort gar nicht wohl fühlt, weil es eigentlich viel lieber Metal hört. Wenn dir das Mädchen sympathisch ist, sprich es doch einfach mal an.

Griefshire ist eines der Alben, die keiner der Vampster-Mitarbeiter freiwillig rezensieren wollte – und das nicht etwa, weil man vorab schreckliche Dinge über diese Platte gehört hätte, sondern alleine deshalb, weil es im Ernstfall schwer fallen kann, seine ehrliche Meinung über das Werk einer kürzlich Verstorbenen zu veröffentlichen, nämlich dann, wenn es gilt, harte Kritik zu üben und das Urteil nicht – bewusst oder unbewusst – abzumildern oder gar ins Gegenteil zu verkehren. Hier nun also der Versuch einer ehrlichen Kritik:

Griefshire ist, das sei bereits jetzt gesagt, die beste Veröffentlichung der liechtensteinisch-schweizerischen Formation, die im female-fronted Gothic Metal zuhause ist. Griefshire ist aber auch ein Album, welches seine Qualitäten nicht beim ersten Hören entfaltet. Es handelt sich um ein Konzeptalbum, welches die Geschichte zweier Brüder erzählt und unter anderem religiösen Wahn und die Suche nach Erlösung thematisiert. Als solches hat es mehr zu bieten als das mit einem sehr eingängigen Refrain direkt ins Ohr gehende Die Stadt – wenn man sich mit dem Konzept und der ansonsten recht sperrigen Musik beschäftigt.

Darüber hinaus macht sich auch der gegenüber dem Vorgänger deutlich gestiegene Härtegrad positiv bemerkbar: Die Instrumentalfraktion spielt häufig auf eine Art und Weise, die zeigt, dass sie sich auch im traditionellen Metal durchaus heimisch fühlt. Hin und wieder, etwa in Phoenix From The Ashes kann man sogar mit einem fast schon thrashigen Part überraschen, der aufgrund der wuchtigen Produktion auch ordentlich knallt. Das ist zumindest ein Schritt in Richtung Eigenständigkeit, einer der Hauptkritikpunkte an der Vorgänger-Scheibe. Die weiche Stimme von Sabine Dünser bildet einen interessanten Kontrast zu den harten Metalgitarren und den oft treibenden Drums, klingt aber in den hohen Tonlagen mitunter etwas dünn.

Griefshire ist nicht das extrovertierte, perfekt gestylte Gothic-Girl, das in der Disco die Blicke der Männer auf sich zieht. Griefshire ist das unscheinbare Mädchen, das dort die meiste Zeit in der Ecke steht – und sich dort gar nicht wohl fühlt, weil es eigentlich viel lieber Metal hört. Wenn dir das Mädchen sympathisch ist, sprich es doch einfach mal an.

Veröffentlichungstermin: 24.11.2006

Spielzeit: 52:27 Min.

Line-Up:
Pete Streit – Gitarre
Tom Saxer – Bass
Christian Gruber – Gitarre
Max Näscher – Schlagzeug
Sabine Dünser – Gesang

Produziert von Alexander Krull
Label: Napalm Records

Homepage: http://www.elis.li

Email-Adresse der Band: info@elis.li

Tracklist:
1. Tales From Heaven Or Hell
2. Die Stadt
3. Show Me The Way
4. Brothers
5. Seit dem Anbeginn der Zeit
6. Remember The Promise
7. Phoenix From The Ashes
8. How Long
9. Innocent Hearts
10. Forgotten Love
11. The Burning
12. A New Decade

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