EHNAHRE: The Man Closing Up

Hasst ihr euch selbst? Das ist euer Album. Völlig abgewrackter Drone-Sludge-Grind aus dem tiefsten Schlund der Hölle.

Hasst ihr euch selbst? Das ist euer Album. EHNAHRE sind verflucht krank. Die Band aus dem KAYO DOT-Umfeld geht einen gänzlich anderen Weg als diese, denn EHNAHRE sind angesielt, wo es weh tut, und nur dort. Abgefuckter Drone und Sludge wechselt sich mit üblem Gindcore ab, es zerquetscht dich, knetet deine sterblichen Überreste, zerreißt sie dann, frisst dich und speit dich aus. Diese düsteren Zukunftsaussichten sind ehrlich gesagt die positivsten Gedanken, zu denen man fähig ist, wenn man diesen Cocktail aus Tod, Schmerz, Leid und Hass zu sich nimmt.

EHNAHRE sind vom chaotischen Doom-Element her deutlich inspiriert von KHANATE, auch die schleppende Komponente zeigt Referenzen an die bereits aufgelösten Underground-Ikonen. Ebenso gibt es atmosphärische Passagen, die an den Nihilismus der späteren BURIED AT SEA erinnern. Besonders großartig kommt das im vierten Song, der extrem Spannung aufbaut und schier unerträglich intensiv ist. Das alles mit nur einem hervorragend ausbalancierten und getimten Riff und ein paar klaustrophobischen Synthies im Hintergrund. Schließlich gibt es noch einen Ausbruch des Wahnsinns und abschließend noch wirren Ambient zu hören. Zweifellos das beste Stück des Albums. Auch erwähnenswert ist das zweite Stück dieses Debüts, das einen großartigen Gesangseinsatz von Jonah Jenkis zu verzeichnen hat, der auch schon auf der letzten CONVERGE als Gast zu hören war. Es zerreißt einem das Herz.

Die brutale Komponente von The Man Closing Up hingegen ist pures Chaos, ist gewalttätig wie ein amoklaufender Irrer, der auf alles und jeden feuert. Und so schnell es auch angefangen hat, so schnell sind diese Stellen wieder vorbei. Klar ist, EHNAHRE wissen ganz genau, was sie tun. Sie streuen Salz auf Wunden, wollen geradezu unhörbar bleiben, machen Musik für den ganz harten, kleinen Kern. Technisch ist das eine wirklich saubere Leistung, kompositorisch geradezu irrwitzig. Die Produktion ist ebenso abgewrackt wie die Musik und lässt dieses Debütalbum etwas geisterhaft wirken. Wie ein übel gelaunter Poltergeist.

Bewaffnet mit drei Gitarren, Bass, Keyboards und Samples, sowie polterndem Schlagzeug und krankem Gekreische ist hier ein Orchester der Schlechtigkeit am Werk, aber das ist so gut gemacht, dass man ihm nur schwer widerstehen kann. Wie die Pornografie der Gewalt, wie der Voyeurismus eines tödlichen Autobahnunfalls kann man hier weder weghören, noch das Erlebte ignorieren, auch wenn man es abgrundtief verabscheut. The Man Closing Up ist ein Album, das vielleicht nicht seine Zeit braucht, denn schon nach den ersten Tönen wird klar, ob man das liebt oder hasst, aber ein Album, das nicht zu den Dauerbrennern verkommt, weil es eben zu anstrengend und negativ ist. Aber das ist sein Reiz. Ich möchte diese Erfahrung nicht missen und auch ihr solltet in die Albtraumwelt von EHNAHRE Einzug halten, wenn euch extreme, unkonventionelle Musik etwas bedeutet.

Veröffentlichungstermin: 26. September 2008

Spielzeit: 44:26 Min.

Line-Up:
John Carchia – Guitar, Voice
D.J. Murray – Guitar, Voice, Keyboard
Andrew Hock – Guitar
Ryan McGuire – Bass, Double-bass, Voice, Percussion
Tom Malone – Drums, Guitar

Produziert von Glenn Smith und EHNAHRE
Label: Sound Devastation Records
MySpace: http://www.myspace.com/ehnahremetal

Tracklist:
Part I
Part II
Part III
Part IV
Part V

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