DYSFUNCTIONAL BY CHOICE: Travelling in Travel

Ein beachtliches Alternative-Noise-Rock-Steak, allerdings eher medium abgefahren.

Dass französische Bands sich einen hervorragenden Ruf in der internationalen Musikszene erspielt haben, ist hinlänglich bekannt. Dass diese talentierten Bands sich, bis auf wenige Ausnahmen, nur selten über ihre Landesgrenzen hinauswagen und lieber daheim bleiben – ob das wohl an der Fähigkeit liegt, andere Sprachen gekonnt zu ignorieren? – ist leider ein Grund, warum viele dieser Combos nicht wirklich bekannt werden. Ähnlich ist es mit DYSFUNCTIONAL BY CHOICE. Sie haben vor diesem Debütalbum schon vier EPs veröffentlicht, aber diese fünf kreativen Bastarde sind mir bisher leider noch nie zu Ohren gekommen.

Der erste Eindruck, den Travelling in Travel bietet, ist jedoch sehr viel versprechend. Was im Info vollmundig als Mischung aus FAITH NO MORE, TOOL und HELMET angekündigt wird, stimmt irgendwie, dennoch sind DYSFUNCTIONAL BY CHOICE eine ganz eigene Nummer, denn wenn man zu diesen Einflüssen den gemäßigten Wahnsinn von HELLA und das elegische Element von SPARTA hinzuaddiert, dann erhält man eine originelle, ungewöhnliche und doch irgendwie vertraute Mischung, die mit Momenten purer Genialität glänzt. Es haben sich genau drei Übernummern auf diesem Debütalbum versammelt, alle irgendwo eingängig, und doch so überraschend, dass es einen immer wieder umhaut. Die Rede ist von Feedback Disease, dem chaotischen und gemäßigt wilden Non Reached Lights und dem Song mit den meisten Hitqualitäten Gotham.

Der Rest des Albums ist auch beachtlich gut, dennoch wird es immer wieder, wenn es denn gerade mal in Fahrt gekommen ist, durch belanglose elektronische Spielereien und Interludes aus dem Rennen geworfen, somit dauert es, bis sich Travelling in Travel richtig entfalten kann. Dieses unbequeme Element ist sicherlich gewollt, aufgegangen ist die Rechnung dennoch nicht ganz. Auch die anderen Songs brodeln gefährlich, explodieren dann aber doch nicht so ganz. Der Tanz auf dem Vulkan verbrennt den Hörer ganze drei Mal schwer und einige Male mäßig. Hier ist nicht das abschließende Underworld mit eingerechnet, das sich erst nach einiger Zeit zu einer großen Nummer mausert und am Ende den etwas langatmigen Anfang vergessen macht.

Das alles reicht dennoch, um einen richtig guten Gesamteindruck zu hinterlassen, denn die Fünf aus Paris haben Charakter und lassen sich nicht in eine Schublade stecken, eigensinniges Denken ist hier an der Tagesordnung, das polarisiert gewaltig. Die Musiker gehen genau so zu Werke, wie man es von einer Band mit all diesen Attributen erwartet: Sehr offen und experimentierfreudig. Auch Sänger Julien kennt keine Grenzen und kann zwischen hysterischem Schreien und herrlich melodischen Refrains alles. Ich hoffe DYSFUNCTIONAL BY CHOICE fokussieren sich auf ihrem zweiten Album besser und setzen ihre Stärken durchdachter ein. Dennoch ist für diejenigen, die ihr Alternative-Noise-Rock-Steak eher medium abgefahren wollen, hier reinhören angesagt. Denn Nummern wie die drei oben Erwähnten gibt es selbst von den Großen im Geschäft selten zu hören. Eins ist schon jetzt sicher: Da kommt noch mehr.

Veröffentlichungstermin: 21. November 2008

Spielzeit: 37:39 Min.

Line-Up:
Julien – Vocals
Vincent – Guitar
Julien – Guitar
Fabien – Bass
Francis – Drums

Label: Gandhis Revenge / Drakkar

Homepage: http://www.dysby.com

MySpace: http://www.myspace.com/dysby

Tracklist:
1. Fog
2. Alert
3. Travelling in Travel (Out of Trap)
4. Optimum
5. Sleep & Learn
6. Feedback Disease
7. Iced Bed
8. Non Reached Light
9. Pimple
10. Cut
11. Gotham
12. Underworld

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner