Nein, ich lasse dieses Review nicht in eine allgemeine Erörterung über die Unsinnigkeit und Uninspiriertheit von Remix-Alben ausarten, auch wenn wie im Falle von DRONE 24-7 eine ellenlange Remix-Platte, der gerade mal drei Originalsongs zugrunde liegen, geradezu prädestiniert dafür wäre. Ich atme tief durch, ich bin ganz ruhig, ich nehme jetzt meine Medizin und gehe seelisch vollkommen ausbalanciert an diese CD heran. Die auf „Fast Forward and Never Rewind“ enthaltenen elf (P)remixe sind komplett im Bereich Industrial angesiedelt, was viel Lärm, einiges an Krach, ´ne Menge Geräusche und nur fragmentarisch vorkommende Melodien und Gesangsparts bedeutet. Und dank der eingeworfenen Beruhigungsmittelchen fällt es plötzlich auch leichter, die sich nur schleichend entwickelnde monotone Rhythmik, die beispielsweise ARTISTIC SOUND dem Track „Watch Me Fall“ angetan haben, durchaus spannend zu finden und auch die plötzlich kommende und wieder gehende Disharmonie zu schätzen. Das geht. Auch sechs Minuten lang. Kein Problem. Ich bin ganz ruhig, ich hab´ mich im Griff. Ich werde nicht über den Sinn von elf Bearbeitungen dreier noch nicht mal im Original berauschender Songs einer Undergroundband zu rätseln beginnen. Alles im grünen Bereich, warum schaut ihr mich alle so komisch an? Egal, weiter im Text. Es sind die kleinen Dinge im Leben, die man schätzen soll. Also bin ich dankbar, dankbar etwa für die völlig rudimentäre, nur von einer wabernden Basslinie mühsam am Leben erhaltene Bearbeitung des gleichen Songs durch DVATION. Wozu Akkordwechsel? Verursachen nur zusätzlichen Stress, und wer kann den in diesen harten Zeiten schon gebrauchen? Eben, niemand. Und wenn der Gesang so ordentlich verzerrt wird, kriegt man auch nicht so viel vom immer noch hörbaren Leiden des Mannes am Mikro mit. Warum sich die Probleme anderer aufbürden, wenn jeder selbst sein Päckchen zu tragen hat? Ich lehne mich zurück, summe zur eigenen Beruhigung ein wenig vor mich hin, stets auf dem gleich bleibenden Ton, wie mir am Rande auffällt. Egal. Ich bin wunderbar ausgeglichen, mein Herzschlag ist gleichmäßig, und der Bleistift, der gerade in meinen Fingern zerborsten ist, war eh schon altersschwach und brüchig. Sicherlich. Und siehe, da kommt schon „Neon Sun“, gerade mal sechs Mal hintereinander. Das beruhigt, wird zur Gewohnheit, zum Anker in aufgewühlten Gewässern. Und siehe, es kommt direkt Bewegung in die Sache, denn THE SEPIA wissen, wie man einen treibenden Beat und einige groovende Synthieblubberer unter Gesangsfetzen mischt, sodass das Bewegungszentrum im Hirn direkt ohne Umweg über Ratio und andere störende Einrichtungsgegenstände im Oberstübchen kontaktiert wird. Und so geht es munter weiter. Ich verspüre eine ungemeine Entspanntheit auf meiner Seele liegen, mein Kopf ist ganz leicht, kommt es von der Monotonie der Musik oder den bunten Pillen? Vielleicht sollte ich mal die nette Dame in Weiß befragen, die mich gerade zu den letzten melancholischen Klängen von „Black Melting Signs“ auf mein mit vielen bequemen Polstern eingerichtetes Zimmer bringt. Vielleicht aber besser auch nicht, sie war letztes Mal so unwirsch, als ich es wagte, mich über den etwas unbequemen Sitz der Ärmel der Jacke zu beklagen, die sie mir geschenkt hat und bei der sie darauf bestand, dass ich sie sofort anprobieren solle. Ist die empfindlich, sollte sich mal beruhigen! Schön, die Farben…
Veröffentlichungstermin: 2004
Spielzeit: 51:22 Min.
Line-Up:
Coma White – Gesang, Maschinen
Michelle Zagon – Schlagzeug
Judge Adope – Keyboards
Princess Deadrat Diana – Keyboards
Label: Eigenproduktion
Homepage:
http://www.drone247.de
Email: comawhite@drone247.de
Tracklist:
Watch Me Fall – STIN SCATZOR-Remix
Watch Me Fall – ARTISTIC SOUND-Remix
Watch Me Fall – DVATION-Remix
Neon Sun – THE SEPIA-Remix
Neon Sun – ADMINISTRATIVE PUNISHMENT-Remix
Neon Sun – PARA-NOID-Remix
Neon Sun – FIGHT THE CAUSE-Remix
Neon Sun – MORTAL VOID-Remix
Neon Sun – NAHKAMPFZONE-Remix
Black Melting Signs – ARCANA MOON-Remix
Black Melting Signs – THE TFT EFFECT-Remix