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DRÖHN: Die ekelhafte Sonne [Eigenproduktion]

Ein kruder Death Metal-Genremix mit bizarrem Humor: „Die ekelhafte Sonne“ wirft Licht und Schatten auf das Können des Duos DRÖHN.

Das Infoschreiben zu „Die ekelhafte Sonne“, der ersten EP des Duos DRÖHN zeigt schon, dass hier keine Vertriebsprofis am Werk sind, indem sie klar herausstellen, dass sie vor allem gut im Prokrastinieren sind. Und das haben DRÖHN offensichtlich perfektioniert, denn nach zwanzig Jahren haben es die beiden seit der Schulzeit befreundeten Musiker auf immerhin diese EP gebracht – über einen früheren Track wird der Mantel des Schweigens ausgebreitet. Dass ihre Debüt-EP „Die ekelhafte Sonne“ mit einem derartigen Cover ausgestattet wird, lasst die Band noch dazu in eine krude Comedy-Ecke à la KNORKATOR rücken. Ein schlechtes Vorzeichen?

Melancholie, Blast Beats, Songs über Klopapier: DRÖHNs „Die ekelhafte Sonne“ ist ein schrulliges Produkt der Pandemie

Schon „Nix“ zeigt, dass DRÖHN einen recht eigenwilligen Genremix im melodischen Death Metal spielen. Melancholische Leadgitarren, Bast Beats, knurrende Vocals mit übertrieben gerolltem R und ein semisatirischer Text, der klar von den Anfängen der Pandemie inspiriert ist, sorgt für Verwirrung. Auch in der Folge dominiert das Spannungsfeld aus dem Groben und dem Filigranen. Die Band spricht von Post Metal – ich höre lediglich Spielereien in Sachen Dynamik, aber ich weiß, was sie meinen. Glücklicherweise zeigt das Frankfurter Duo bringt den fünf Tracks immer wieder gute Melodien unter, wie das Instrumental „Sargpause“ untermauert. Das ist auch nötig, denn die Riffs sind häufig eher einfallslos und die Wut mag nicht authentisch rüberkommen.

Insgesamt ist „Die ekelhafte Sonne“ sehr kompakt gehalten. Die Songs sind durchgehend relativ kurz, tragen dennoch viel Variation in sich und wirken nicht zerfahren. Vor allem „Die ekelhafte Sonne des Vormittags“ überzeugt mit Vibraphonklängen und zeigt, dass die beiden technisches und kompositorisches Können mitbringen. Die beiden Musiker haben ein gutes Händchen für Songwriting und zeigen, dass viel Kreativität in ihnen schlummert, diese zwanzig Minuten wirken geradezu so, als hätte sich innerhalb recht kurzer Zeit viel Aufgestautes entladen. Dass sie sich daneben mittels Ironie immer wieder verweigern, lässt ihre Musik recht spröde wirken. Umso überraschender, dass mit „Tote Planeten“ ein sehr harmonischer und trauriger Schlusspunkt gewählt wurde, der DRÖHN in einem ganz anderen, Doom-Death-artigen Licht zeigt.

„Die ekelhafte Sonne“ zeigt DRÖHN als eine Band mit Pozential, aber auch mit einigen Schwachstellen.

Ja, da ist Potenzial, doch es ist noch viel zu tun, um dieses voll zu entfalten: Der Sound ist recht dünn, auch trotz Master von Colin Marston. Die Riffs sind oft einfallslos, und auch die geknurrten Growls können nicht überzeugen. Daher wäre es dringend ratsam, einen Sänger und zweiten Gitarristen zu suchen, doch wer weiß, ob in dieser engen Bande ein weiteres Individuum überhaupt Platz finden würde. Nach längerer Beschäftigung mit „Die ekelhafte Sonne“ wird deutlich – und ist das Schöne an dieser EP -, dass hinter DRÖHNs bizarren Humor mehr steckt, als es zunächst den Anschein macht. Dass es für die beiden Musiker noch einiges zu tun gibt, allerdings auch. Immerhin, zum Nulltarif gibt es diese EP auf Bandcamp zum Download und für schlanke 50 Cent sogar als CD. Ich sag’s doch, Vertriebsprofis sind die beiden keine.

VÖ: 03.12.2022

Spielzeit: 19:37

Line-Up:
Marcel – Gitarre, Bass, Vocals
Antonius – Drums, Keyboard, Vibraslap, Vocals

Label: Eigenproduktion

DRÖHN „Die ekelhafte Sonne“ Tracklist

1. Nix
2. Der Kommutus
3. Sargpause
4. Die ekelhafte Sonne des Vormittags
5. Tote Planeten

Mehr im Netz:

https://droehn.bandcamp.com/

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