DOWN I GO: Tyrant

Abgefahrener Metal-Punk-Hardcore-Jazz-Pop-Mix – es lebe die Anarchie!

Der wahre Punk besteht nicht aus Rebellion gegen das Elternhaus, aus Iro und Saufen am Bahnhof, aus Bier an Zehnjährige verteilen und abends um sieben daheim sein müssen, weil es ja Essen gibt. Der wahre Punk hat kein spezielles Gesicht, keinen vorgeschriebenen Klang, nur eine Message: Revolte. Auch gegen das spießige Elternhaus, vor allem aber gegen die Obrigkeit. DOWN I GO, die sich schon als Robotcore, Dinocore bezeichneten und nun Tyrantcore spielen, sind vielleicht punkiger als ihr alle zusammen.

Jede der zwölf kurzen Nummern auf diesem halbstündigen Album ist mit einem Augenzwinkern versehen, chaotisch, wild, wirr und dabei doch blitzgescheit und derb. Dass DOWN I GO mit ihrem kruden Mix aus Punk, Hardcore, Indie, Art-Rock und Jazz nicht jedem gefallen, dürfte klar sein. Tyrant, das Debütalbum der Londoner, besteht aus Songs über, Überraschung, Tyrannen, ist dabei so politisch korrekt wie ein Stammtischabend in Niederbayern mit dem Thema Integrationspolitik. Songs über große Köpfe der Geschichte wie Joseph Stalin, George W. Bush Jnr., King Henry VIII, Augusto Pinochet, Ariel Sharon und Ivan the Terrible sind glücklicherweise ein wenig auf die jeweilige Person zugeschnitten. Entsprechend ist dieses Album auch musikalisch sehr anarchistisch geworden.

Es gibt dennoch Konstanten im Sound von DOWN I GO: Dissonante, noisige bis rockige Riffs, grooviges bis dezent vertracktes Drumming, ein wummernder Bass, und abwechslungsreicher Gesang zwischen wütendem Gebrüll und schön melodischen Passagen. Doch auf Tyrant gibt es mehr als nur eine wirre Rockband zu hören, auch Streichinstrumente und Bläser werden gekonnt eingesetzt, die Menge an Gastmusikern lässt irgendwie, vor allem beim abschließenden Ivan the Terrible an eine außer Kontrolle geratene Punk-Version von GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR denken. Auch Saparamut Niyazov ist mit seinem britisch-hymnischen Chor am Ende und der AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD-Extravaganz ganz großes Kino.

Originell, wüst, kreativ und schlau ist Tyrant, nur schwer mit anderen Bands zu vergleichen. Zu den schön chaotischen Songs und den wirklich guten Leistungen der Musiker gibt es eine transparente, altmodische Produktion, ein verstörendes Artwork, und mit 12 Songs zwischen 2 und 3 Minuten jede Menge Abwechslung und somit intelligenten, räudigen Spaß. Klar ist, dass sich Freunde von straightem Death Metal oder altmodischem Power Metal hiervon meilenweit fern halten sollte, aber wer offen ist und den Sarkasmus im Blut hat, sollte in dieses coole, leider deutlich zu kurze Album unbedingt reinhören.

Veröffentlichungstermin: 25. Juli 2008

Spielzeit: 30:51 Min.

Line-Up:
Pete Fraser – Vocals
Alan Booth – Guitars
Marek Bereza – Bass
Ben Stanage – Drums

Label: Undergroove Records

Homepage: http://www.downigo.com

MySpace: http://www.myspace.com/downigo

Tracklist:
1. Tomas de Torquemada
2. Joseph Stalin
3. George W Bush Jnr
4. Nicolae Ceaucescu
5. Saparmurat Niyazov
6. King Leopold II
7. King Henry III
8. Augusto Pinochet
9. Pol Pot
10. Idi Amin
11. Ariel Sharon
12. Ivan the Terrible

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