DESPERADO/THE SOUND O.E.: Split

Lärm in Nordeuropa – wer hier wohl gewinnt?

Von dem kleinen, netten Label Heckspoiler Music erwartet man sich viel Nerviges und Noisiges, ergo war die Herangehensweise an diese Split logischerweise: Abwarten, bis man dafür bereit ist und dann rein ins Getümmel. Doch die beiden skandinavischen Bands DESPERADO und THE SOUND O.E. fallen nicht zwangsläufig in diese Kategorie. Anstrengend ist diese halbe Stunde glücklicherweise dennoch.

Und gerade DESPERADO machen großartige Musik. Also wirklich großartig. Ich muss mir mehr von denen besorgen. Zwischen J.R. EWING und REFUSED lassen sie alles raus, was raus muss. Das Quintett aus Trondheim wirkt weder verkrampft noch aufgesetzt, die Energie ist echt, das Gefühl auch. Der Sänger hat Kraft und führt mit seinen aggressiven Vocals die Band hervorragend an, die Riffs sind toll, das Drumming lädt zum hemmungslosen Abgehen ein. Weder mit 08/15-Hardcore noch mit billigem Indie hat das was zu tun, ansonsten gäbe es auch nicht düsteres und dynamisch spannend aufgebautes wie A Tribute to the Living Dead oder leidenschaftliche Songs wie Temporary Shelter for Disease. Großes Kino!

Nach nur vier Songs und 13 Minuten heißt es Abschied nehmen von Norwegen und es geht ein paar Kilometer in Richtung Südosten, nach Eskilstuna, Schweden. Hier reagieren sich THE SOUND O.E. gerne ab, sind verrückter, unkonventioneller, aber auch nicht so gut wie DESPERADO. Zwischen THE INTERNATIONAL NOISE CONSPIRACY und THE BLOOD BROTHERS lärmen die fünf Schweden, Spaß macht das auch, aber trotzdem ist der Nervfaktor bei THE SOUND O.E. recht hoch. Dennoch, das mit Orgeln geschwängerte Indie-Hardcore-Gebräu rockt, einerseits eben durch die schrullige Orgel, andererseits durch den schrägen Gesang von Sänger Fredrik Degerman. Anders und seltsam sind die fünf Schweden, aber im Vergleich zur Intensität ihrer Splitpartner doch nur ein laues Lüftchen, auch trotz wirklich guter Songs wie Dollar Halo, Dollar Cross und dem abschließenden, düsteren Less than Zero.

Somit ist zumindest für mich klar, wer die nordeuropäische Schlacht gewonnen hat – dennoch sind beide Bands alles andere als schlecht und passen trotz ihrer stilistischen Unterschiede sehr gut zusammen. Diese Split ist definitiv gelungen und es sollte Freunde nervigen, modernen und noisigen Hardcores 5 € plus Versand Wert sein, hier mal reinzuhören, auch trotz dem furchtbaren Cover.

Veröffentlichungstermin: Juni 2007

Spielzeit: 29:46 Min.

Line-Up:
DESPERADO:
Thomas Ryjord – Vocals, Space Echo
Asgeir Engan – Guitars, Vocals
Kurt Sprenger – Gutiars, Vocals
Eskild Naess – Bass, Organ, Noise
Thomas Ovrevik – Drums

http://www.desperado.deadletterrecords.net

THE SOUND O.E.:
Fredrik Degerman – Vocals, Organ
Georgios Kalafatidis – Guitas, Vocals
Mikael Petterson – Guitars
Daniel Sundgren – Bass
Marcus Sjöberg – Drums

http://www.thesoundoe.se

Label: Heckspoiler Music

Tracklist:
DESPERADO:
1. Fehu
2. A Tribute to the Living Dead
3. We Wash Our Hands in Blood
4. Temporary Shelter for Disease

THE SOUND O.E.:
5. It´s Not a Cab, It´s a Hearse
6. Requiem
7. Am I Off or On?
8. Dollar Halo, Dollar Cross
9. Less than Zero

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