DAKRUA: Shifting Realities

Gerne würde DAKRUAs Sängerin Eva sich zwischen THE GATHERINGs Anneke, Vibeke von TRISTANIA und den Sängerinnen von THE CRANBERRIES und BELL, BOOK & CANDLE einreihen, doch übertreibt sie es mit Tremolo, Stimmkippern und anderen Stilelementen dermaßen, dass sie sämtliche Lieder kaputtträllert.

Man sollte vielleicht froh sein, dass aus Italien auch noch andere Bands als die mit Drachen kämpfendem Falsettsänger und lustige Cembalomelodien klimperndem Keyboarder daherkommenden Speed/Power Metal-Horden. DAKRUA zum Beispiel sind in der Gothic Metal-Ecke angesiedelt und fahren auch gleich gemischtgeschlechtlichen Gesang sowie Mollakkorde en masse auf. Doch leider haben auch sie Abwechslungsreichtum und Innovation nicht gerade in Fettdruck auf ihre Fahnen geschrieben. Was die Leistung der Instrumentalisten angeht, stellt das kein Manko dar, da Shifting Realities soliden, mich immer wieder an die leider untergegangenen THE GALLERY erinnernden Gothic Metal der sanfteren, rockigen Art aufzubieten hat. Doch der Gesang von Eva Rondinelli und William Quattrone versetzt aufkommender Begeisterung einen herben Dämpfer. Dabei sind die beiden vom Technischen her gesehen alles andere als blutige Anfänger oder Dilettanten. William singt in einer in mittlerer Höhe angesiedelten, immer wieder dezent an Opernsänger gemahnenden Stimme, der es jedoch an Charisma und Wiedererkennungswert mangelt. Evas Problem dürfte dafür jedem Sofa-Fussballer nichts Unbekanntes sein: Vollkommen übermotiviert ist sie und so setzt sie alles an Stimmumfang und Gesangstechniken ein, was ihr zur Verfügung steht. Gerne würde sie sich vermutlich zwischen THE GATHERINGs Anneke, Vibeke von TRISTANIA und den Sängerinnen von THE CRANBERRIES und BELL, BOOK & CANDLE einreihen, doch übertreibt sie es mit Tremolo, Stimmkippern und anderen Stilelementen dermaßen, dass sie sämtliche Lieder fast schon kaputtträllert. Selbst ein von starken Gitarren angetriebener Track wie Of Life And Will verliert merklich an Charme, sobald Eva einsetzt. Weniger wäre hier mehr gewesen, denn zum Gothic Metal gehörende Eigenschaften wie Leidenschaft, Düsternis und Emotionalität werden nicht zuletzt auch mittels leiser (Zwischen-)Töne erzeugt. So wird aus einem soliden Album ein eher unangenehmes Hörerlebnis, woran auch die an sich saubere Produktion von NOVEMBRE-Frontmann Guiseppe Orlando nichts zu ändern vermag, da sie viel zu sehr Evas Stimme in den Mittelpunkt rückt, während die zweifelsohne vorhandenen Stärken der Band in Grund und Boden gesungen werden. Nun ja, nach dem Spiel ist vor dem Spiel, so dass zu hoffen bleibt, dass DAKRUA beim nächsten Album ihre Ressourcen besser zu kombinieren wissen und ein homogeneres, gefälligeres Werk abliefern werden.

Veröffentlichungsdatum: 25.02.2002

Spielzeit: 42:09 Min.

Line-Up:
Eva Rondinelli: Gesang

William Quattrone: Gesang, Bass

Alessandro Buono: Gitarre

Marco Lo Cascio: Keyboard

Davide Sangionvanni: Schlagzeug

Produziert von Guiseppe Orlando
Label: Scarlet

Homepage: http://dakrua.tripod.com

Tracklist:
Ephemerae

Frozen Sun

The Waiting

Deceive Me

Of Life And Will

Divine Masquerade

Dawn Over

Seas of Silence

Not Mine

The Outer Void

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