COLDSEED: Completion Makes The Tragedy

Metal der Gegenwart oder einfach nur eine befremdliche Taxifahrt?

Bei dieser CD existiert eine gewisse Erwartungshaltung. Man fühlt sich wie ein Taxifahrer. COLDSEED steigen ein und man fragt gespannt, wo die Reise hingehen soll. Nicht nach Mittelerde!, meint der Schlagzeuger, während er sich eine Zigarette anzündet. Vorwääärts!, brüllt der Sänger. Aber bitte halten sie sich in den Ortschaften an die Geschwindigkeitsbegrenzungen, fügt er mit sanfter Stimme hinzu. Der Keyboarder ist damit beschäftigt, das statische Rauschen des Autoradios zu samplen.

So beginnt die Fahrt. Irgendwann taucht rechter Hand die Baustelle des neuen Gewerbegebiets auf. Anhalten! Warten Sie hier. Man hält und wartet und beobachtet, wie die Musiker zwischen polierten Fassaden und monotonen Baumaschinengeräuschen durch die provisorisch anmutende Landschaft spazieren. Dann geht es weiter. Der nächste Halt ist eine Tankstelle. Die Fahrgäste decken sich mit Bier, Motorenöl und Handytelefonkarten ein. Genau das haben wir noch gebraucht! Zufrieden steigen COLDSEED wieder ein. Einer der Gitarristen will zum Flughafen.

Berufsverkehr. Stau. Der Sänger schreit die anderen Autos wütend an. Die Klimaanlage surrt leise. Es ist angenehm kühl, obwohl draußen die Sonne scheint. Schließlich erreicht man den Flughafen, wo es plötzlich heißt: Ich habe ganz vergessen, dass ich Flugangst habe. Fahren Sie uns wieder zurück. Nach einer Dreiviertelstunde ist man schließlich wieder am Ausgangspunkt angelangt. Die Band strahlt: Das war ja ein toller Ausflug!

Completion Makes The Tragedy ist ähnlich befremdlich wie die eben beschriebene Taxifahrt. Das Album klingt modern und relativ unmelodisch, obwohl es viele cleane Passagen und sogar eine Ballade (Reflection) gibt. Gleichzeitig verhindert die technische Präzision der Instrumente, dass die harten Riffs Druck entwickeln. Es gibt keinerlei traditionelle Elemente, sondern ausschließlich Metal der Gegenwart. Leider ist keine klare Richtung erkennbar. Wie Episoden eines Dokumentarfilms laufen die Lieder ab, was letztlich die wahre Tragödie dieser CD ist.

Veröffentlichungstermin: 30.06.2006

Spielzeit: 46:42 Min.

Line-Up:
Björn Speed Strid (SOILWORK): Gesang
Thorsten Praest: Gitarre
Gonzalo Alfageme López: Gitarre
Oli Holzwarth (SIEGES EVEN): Bass
Mi Schüren: Keyboard
Thomen Stauch (SAVAGE CIRCUS): Schlagzeug

Produziert von Michael Schüren
Label: Nuclear Blast

Homepage: http://www.coldseed.com

Tracklist:
1. My Affliction
2. Democracy Lesson
3. Nothing But A Loser
4. Five More To Fix
5. Burning With A Shade
6. Low
7. On My Way
8. Reflection
9. Completion Makes The Tragedy
10. Hatchet
11. Vulture Of The Throne
12. At Last

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